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Taliban misshandeln Journalisten mit Peitschen


Lage in Afghanistan
Taliban misshandeln Journalisten mit Peitschen

Von afp, dpa
08.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Mitglieder der Taliban am Kabuler Flughafen: In der vergangenen Wochen hat sich die Lage im Land drastisch zugespitzt.Vergrößern des Bildes
Mitglieder der Taliban am Kabuler Flughafen: In der vergangenen Wochen hat sich die Lage im Land drastisch zugespitzt. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)

"Drastische humanitäre Folgen" erwartet die Europäische Union durch die Machtergreifung der Taliban in Afghanistan. Die neue Regierung wird scharf verurteilt. Derweil werden Misshandlungsvorwürfe laut.

Die radikal-islamischen Taliban haben mindestens zwei Journalisten in der afghanischen Hauptstadt schwer körperlich misshandelt. Im Gesicht und am Kopf von zwei Mitarbeitern der bekannten Tageszeitung "Etilatrus" seien Dutzende Abdrücke von Kabeln und Peitschen zu sehen, schrieb der Herausgeber von "Etilatrus", Saki Darjabai, am Mittwoch auf Twitter. Man habe die Kollegen schwach und in einem Zustand der Lethargie ins Büro gebracht.

Er teilte zudem ein Bild, auf dem ein Rücken mit schweren Verletzungen zu sehen ist und kommentierte es mit den Worten: "Das ist nur ein kleiner Teil dessen, was Taliban Journalisten von Etilatrus antaten." Auf einem Video ist zu sehen, dass ein Journalist nicht mehr selbst laufen kann, auf einem anderen ein weiterer, der zwar alleine steht, aber kaum sprechen kann.

Fünf Journalisten festgenommen

Rund zwei Stunden zuvor hatte Darjabi auf Twitter mitgeteilt, dass fünf seiner Mitarbeiter, darunter der Chefredakteur, von den Taliban festgenommen worden seien, als sie in den nebeneinanderliegenden Stadtteilen Pul-e Sorch und Kart-e Tschar über einen Frauenprotest berichten wollten.

Die größten lokalen TV-Sender haben am Mittwoch offensichtlich bereits die Berichterstattung über die seit drei Tagen andauernden Proteste in Kabul eingestellt. Am Dienstag hatten die Taliban eine Gruppe von Reportern und Kameramännern für mehrere Stunden festgenommen, nachdem sie über den Protest in Kabul berichteten. Die Journalisten äußerten sich nicht öffentlich dazu, was während ihrer Festnahme passiert war.

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Am Mittwoch schrieb zudem ein Reporter der "Los Angeles Times" auf Twitter, er und sein Fotograf seien von den Taliban herumgeschubst worden, als sie versuchten, über einen Frauenprotest in Kabul zu berichten. Man habe auch versucht, dass Aufnahmen gelöscht würden. Die Taliban äußerten sich bisher nicht zu den Vorfällen.

EU kritisiert Taliban-Regierung scharf

Die Taliban hatten am Dienstag 33 Regierungsmitglieder vorgestellt, darunter keine Frau und niemand aus einer anderen politischen Gruppierung. Westliche Staaten hatten aber eine sogenannte inklusive Regierung gefordert, der nicht nur Taliban angehören. Deutschland und die gesamte Europäische Union haben das sogar zur Bedingung für weiteres Engagement gemacht, etwa für die Zahlung von Entwicklungshilfe.

Die Regierung spiegele nicht die "ethnische und religiöse Vielfalt Afghanistans" wieder, sagte ein EU-Sprecher am Mittwoch in Brüssel in einer ersten Reaktion. Damit würden die Taliban ihrem Versprechen nicht gerecht, möglichst breite Teile der Bevölkerung zu repräsentieren.

Maas skeptisch gegenüber Übergangsregierung

Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat sich skeptisch zu der von den Taliban in Afghanistan eingesetzten Übergangsregierung geäußert. Er bekräftigte am Mittwoch, dass ein weiteres Engagement Deutschlands in dem zentralasiatischen Krisenland vom weiteren Verhalten der militanten Islamisten abhänge. "Die Verkündung einer Übergangsregierung ohne Beteiligung anderer Gruppen und die gestrige Gewalt gegen Demonstrantinnen und Journalisten in Kabul sind nicht die Signale, die dafür optimistisch stimmen", sagte er.

Deutschland hatte seine Entwicklungshilfe nach der Machtübernahme der Taliban eingefroren. Humanitäre Hilfe für notleidende Menschen in Afghanistan wird aber weitergezahlt, derzeit sind 600 Millionen Euro zugesagt. Maas warnte vor einer dreifachen humanitären Krise in Afghanistan. "In vielen Teilen des Landes herrscht jetzt schon Nahrungsmittelknappheit aufgrund der Dürre. Gleichzeitig sind internationale Hilfszahlungen gestoppt worden, von denen viele Menschen abhängen", sagte Maas. "Und wenn eine neue Regierung nicht in der Lage ist, die Staatsgeschäfte am Laufen zu halten, droht nach dem politischen der wirtschaftliche Kollaps – mit noch drastischeren humanitären Folgen."

Maas kommt am Mittwochnachmittag auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein mit US-Außenminister Antony Blinken zusammen, um über die Lage in Afghanistan zu beraten. Anschließend werden Außenminister aus mehr als 20 weiteren Staaten per Video zugeschaltet. "Wir wollen klären, wie ein gemeinsamer Umgang mit den Taliban aussehen kann, der auch unseren Interessen dient: der Einhaltung grundlegender Menschenrechte, der Aufrechterhaltung von Ausreisemöglichkeiten und humanitärer Zugänge und dem Kampf gegen Terrorgruppen wie al-Qaida und IS", sagte Maas.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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