20 Tote in Gemeinde Soldaten richten Massaker unter Dorfbewohnern in Myanmar an
In Myanmar wollten die Bewohner eines Dorfes ein Gemeindemitglied vor Folter durch die Soldaten der Militärjunta bewahren. Mit Heugabeln versuchten sie sich zu verteidigen.
Bei einer Auseinandersetzung mit Soldaten der Militärjunta im Süden Myanmars sind etwa zwanzig Zivilisten getötet worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Delta News. Die Auseinandersetzungen hätten demnach am Samstagmorgen (Ortszeit) in Hlay Swel in der Reis-Anbauregion Ayeyarwady begonnen, als ein führendes Gemeindemitglied von Junta-Kräften festgenommen und vor den Augen der Einwohner misshandelt worden sei, berichtete eine Augenzeugin am Telefon.
Dorfbewohner hätten sich mit Jagd- und Landwirtschaftsgeräten gegen die Soldaten der Militärjunta gestellt. Mindestens 150 voll bewaffnete Streitkräfte hätten dann auf sie geschossen.
Seit dem Militärputsch vor vier Monaten ist das südostasiatische Land in Aufruhr. Das Militär im früheren Birma hatte am 1. Februar geputscht und die gewählte Regierung von Aung San Suu Kyi entmachtet. Die Friedensnobelpreisträgerin befindet sich seither im Hausarrest. Die neue Führung der Generäle geht seit dem Umsturz brutal gegen jeden Widerstand vor, ungeachtet dessen halten die täglichen Proteste im Land an. Auch Pressevertreter sind immer wieder Zielscheibe der Militärs.
Wie kam es zum Militärputsch in Myanmar? In Myanmar hat das Militär Anfang Februar die Kontrolle übernommen und die zivile Regierung von Aung San Suu Kyi entmachtet. Offizieller Grund sollen – unbelegte – Vorwürfe des Wahlbetrugs bei der Wahl vom November gewesen sein, die die Partei der früheren Freiheitsikone Suu Kyi wieder haushoch gewonnen hatte. Das Militär putschte genau an dem Tag, als das neugewählte Parlament zusammenkommen sollte. Beobachter glauben, dass die Militärs vor allem Suu Kyis wachsender Beliebtheit im Land entgegensteuern wollten. Ihr Sieg bei der Wahl war geradezu erdrutschartig. Auch habe die 75-Jährige, die seit 2015 faktische Regierungschefin war, immer wieder Verfassungsänderungen gefordert. Dabei hatte das Militär bereits vor dem Putsch eine starke Stellung in Myanmar. Mehrere wichtige Ministerposten wurden durch die Armee besetzt.
Nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind bereits mehr als 845 Menschen durch die Militärgewalt ums Leben gekommen. Mehr als 5.000 wurden festgenommen. Immer wieder ist von schwerer Folter die Rede. Viele sind auf der Flucht. Die Vereinten Nationen hatten bereits im April mitgeteilt, dass in dem südostasiatischen Land bald Millionen Menschen von Hunger bedroht sein könnten. Seit dem Putsch sei das Land wie gelähmt, sagen Beobachter.
- Nachrichtenagentur dpa