Türkische Luftangriffe auf Syrien Erdogan verkündet Zerstörung von Chemiewaffen-Anlage
Bei Luftschlägen hat die türkische Armee nach eigenen Angaben eine syrische Anlage mit Chemiewaffen zerstört. Die Türkei hatte mit Vergeltung für getötete Soldaten gedroht.
Die Türkei hat nach Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan in Syriens Provinz Idlib umfassende Angriffe gestartet. Dabei seien Lagerhäuser mit Chemiewaffen sowie Luftabwehrsysteme und Landebahnen zerstört worden, sagte Erdogan. Mehrere Ziele, darunter auch Waffendepots und Flugzeughangars seien "unter schweren Beschuss genommen und zerstört" worden, sagte er. Mehr als 300 Militärfahrzeuge seien zerstört worden, darunter mehr als 90 Panzer.
Assad-Regime bestreitet türkische Angaben
Bereits zuvor hatte ein türkischer Regierungsvertreter verkündet, die Armee habe eine "Anlage zur Kriegsführung mit Chemiewaffen" sowie eine große Zahl anderer Ziele der Regierung von Präsident Baschar al-Assad zerstört. Die Anlage habe sich 13 Kilometer südlich von Aleppo befunden. Die syrische Regierung stritt die Behauptungen ab und warf Erdogan irreführende Aussagen und Übertreibung vor.
Der Konflikt zwischen Syrien und dem Nato-Mitglied Türkei war am Donnerstag eskaliert, als bei einem Luftangriff in Idlib mindestens 33 türkische Soldaten getötet wurden. Die Türkei hat mit Vergeltungsschlägen gedroht. Syrien könne es "auf die harte Tour lernen", sagte der türkische UN-Botschafter Feridun Hadi Sinirliolu in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Ihm zufolge wurden bei dem Angriff 34 Soldaten getötet.
Eigentlich war Waffenruhe vereinbart
Idlib ist das letzte große Rebellengebiet in dem Bürgerkriegsland. Die Türkei unterstützt in dem Konflikt islamistische Rebellen. Mit Russland als Schutzmacht der syrischen Regierung hatte sie ein Abkommen getroffen, um in Idlib eine Deeskalationszone einzurichten, und hatte dort Beobachtungsposten eingerichtet. Eigentlich gilt auch eine Waffenruhe. In den vergangenen Wochen waren Truppen der syrischen Regierung mit russischer Unterstützung weiter in dem Gebiet vorgerückt.
Die humanitäre Lage in Idlib ist katastrophal. Nach UN-Angaben sind inzwischen 950.000 der drei Millionen Einwohner der Region auf der Flucht. Hilfsorganisationen sind kaum noch in der Lage, die große Zahl an Vertriebenen zu versorgen. Putin und Erdogan wollen sich kommende Woche in Moskau zu Krisengesprächen wegen der Lage in Idlib treffen.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa