Schwere Zusammenstöße Kolumbien: Zehntausende demonstrieren gegen Regierung
Nach Ecuador, Bolivien und Chile nun auch große Demos in Kolumbien: Die massivsten Proteste der vergangenen Jahren richten sich gegen die Sozialpolitik der rechtskonservativen Regierung.
In Kolumbien sind zehntausende Demonstranten gegen die Politik der rechtskonservativen Regierung von Präsident Iván Duque auf die Straße gegangen. Dem Generalstreik und den Massenkundgebungen, die von den Gewerkschaften organisiert wurden, schlossen sich am Donnerstag auch Studenten, indigene Gruppen, Umweltschützer und die Opposition an. Sie protestieren in der Hauptstadt Bogotá und anderen Städten des südamerikanischen Staats unter anderem gegen die Sozial- und Sicherheitspolitik der Regierung.
Die Grenzen zu den Nachbarländern wurden geschlossen
Bis zum Mittag blieb die Lage nach Angaben der Behörden weitgehend ruhig, nur vereinzelt kam es zu Zusammenstößen. In mehreren Städten waren der öffentliche Nahverkehr und Straßen blockiert. In Bogotá setzte die Polizei Blendgranaten gegen Studenten ein, die zu Tausenden zum internationalen Flughafen der kolumbianischen Hauptstadt zogen.
In Bogotá blieben viele Geschäfte, Schulen und Universitäten geschlossen, während sich mehrere Protestzüge in Richtung des zentralen Bolívar-Platzes bewegten. Die Armee sicherte "strategische Einrichtungen". Bereits zuvor waren die Grenzen zu den Nachbarländern Brasilien, Ecuador, Peru und Venezuela geschlossen worden.
Das Recht für Ausgangssperren wurde erlassen
Bürgermeister und Gouverneure erhielten das Recht, Ausgangssperren zu verhängen. "Wir können unterschiedlicher Meinung sein und unsere Überzeugungen zum Ausdruck bringen, aber das Wichtigste ist, friedlich zusammenzuleben", sagte Staatschef Duque.
Die Proteste waren die massivsten der vergangenen Jahre. Der seit 18 Monaten regierende Duque hatte am Mittwoch in einer Fernsehansprache die Berechtigung einiger Forderungen eingeräumt. Zugleich beklagte er eine durch "Lügen" angeheizte Kampagne, mit der neue Gewalt angestachelt werden solle.
Zuletzt waren zahlreiche Länder in Südamerika von heftigen Protesten erschüttert worden. In Bolivien trat Präsident Evo Morales nach Wahlfälschungsvorwürfen zurück und floh ins Exil nach Mexiko. In Chile einigten sich die Regierung und die Opposition nach wochenlangen Demonstrationen darauf, eine neue Verfassung auszuarbeiten. In Ecuador musste die Regierung wegen heftiger Proteste die Streichung von Benzin-Subventionen wieder zurücknehmen.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP