Bürgerkrieg in Syrien Luftangriffe zwingen Rebellen im Süden zum Rückzug
Daraa war einst Ausgangspunkt der Proteste gegen das Assad-Regime. Nun sind die Rebellen in der Region auf dem Rückzug. Bei Luftangriffen starben viele Zivilisten, Zehntausende sind auf der Flucht.
Angesichts der massiven syrisch-russischen Offensive gegen die Rebellen im Süden des Landes haben die Aufständischen die Kontrolle über mehrere Orte an die Regierung übergeben. Mindestens acht Orte im Norden und Osten der Provinz Daraa hätten eine entsprechende Vereinbarung akzeptiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mit.
Die Vereinbarung war zwischen russischen Offizieren und Ortsvorstehern sowie verbliebenen Rebellen-Kämpfern ausgehandelt worden. Sie sieht vor, dass diejenigen Rebellen, die bleiben wollen, ihre Waffen abgeben. Andere Kämpfer sowie Zivilisten, die nicht bleiben wollen, werden mit Konvois aus den Ortschaften gebracht. Entsprechende Vereinbarungen trafen Rebellen auch in anderen Orten in Syrien.
Assad bricht Abmachung zur Deeskalation
Die Armee von Präsident Baschar al-Assad war seit dem 19. Juni mit Unterstützung russischer Kampfjets gegen die Rebellen in Daraa vorgegangen, obwohl im vergangenen Jahr eine mit den USA und Jordanien vermittelte Deeskalationszone in der Region eingerichtet worden war. Mit der Übernahme der acht Ortschaften kontrollieren die Regierungstruppen nun laut Beobachtungsstelle mehr als die Hälfte der Provinz. Vor der Offensive hatte die Regierung lediglich 30 Prozent der Provinz kontrolliert.
Die Rückeroberung von Daraa wäre für Assad ein wichtiger symbolischer Sieg. In der Provinz im ländlichen Süden des Landes begannen im März 2011 die Proteste gegen Assad. Sie weiteten sich zu einem landesweiten Konflikt aus, in dessen Verlauf bereits mehr als 350.000 Menschen getötet wurden.
Dutzende Zivilisten bei Offensive getötet
Bei Luftangriffen am Samstag in Daraa wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle 15 Zivilisten getötet. Damit stieg die Zahl der seit Beginn der Offensive getöteten Menschen auf 115. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Angaben von einem Netzwerk von Aktivisten vor Ort; die Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Rund 66.000 Menschen wurden nach UN-Angaben seit Beginn der Offensive zur Flucht in Richtung Jordanien gezwungen, das jedoch seine Grenze geschlossen hält. Am Samstag lieferte die jordanische Armee Hilfsgüter für die Vertriebenen über die Grenze, wie eine Regierungssprecherin in Amman sagte. Die Lastwagen transportierten demnach vor allem Lebensmittel und Trinkwasser.
Das kleine Jordanien beherbergt nach UN-Angaben 650.000 syrische Flüchtlinge, die Regierung geht aber von einer inoffiziellen Zahl von 1,3 Millionen Syrern aus, die seit 2001 ins Land kamen.
- AFP, dpa