USA werfen "Mutter aller Bomben" ab 36 IS-Kämpfer in Afghanistan getötet
Im Kampf gegen radikale Islamisten in Afghanistan haben die USA erstmals ihre größte nicht-atomare Bombe eingesetzt. Die GBU-43 ist auch als "Mutter aller Bomben" bekannt. Nach Angaben afghanischer Behörden wurden durch den Einsatz 94 Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat getötet.
Durch den Abwurf der riesigen Bombe der US-Luftwaffe in Afghanistan sollen deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen sein als bislang angenommen. Lokale Behörden sprechen jetzt von mindestens 94 IS-Kämpfern, darunter vier Kommandeure. Zunächst war von 36 getöteten Islamisten die Rede gewesen.
Es soll keine zivilen Opfer gegeben haben. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums Sean Spicer hatte erklärt es seien Vorkehrungen getroffen worden, um zivile Opfer möglichst zu vermeiden.Die Frage, ob US-Präsident Donald Trump den Abwurf persönlich angeordnet hat, wollte Spicer nicht beantworten.
Das afghanische Verteidigungsministerium teilte zudem mit, es seien mehrere IS-Höhlen und Munitionsverstecke durch den Einsatz der GBU-43B zerstört worden. Der Bewohner Hakim Chan im Bezirk Achin, wo sich der Angriff mit der Bombe am Donnerstag ereignete, begrüßte die Attacke auf den IS. "Ich will einhundert mal mehr Bombenangriffe auf diese Gruppe", sagte er.
Die Bombe gilt mit mehr als 8000 Kilogramm Sprengstoff und elf Tonnen TNT-Äquivalent als größter konventioneller Sprengkörper der US-Streitkräfte. Nur Russland verfügt über eine noch größere Bombe.
Die GBU-43 ist nach ihrer Entwicklung 2003 bisher nach US-Medienberichten noch nie bei tatsächlichen Kampfhandlungen eingesetzt worden. Ihre militärische Bedeutung ist umstritten, sie gilt wegen ihrer schieren Größe und der enormen Druckwelle vor allem als Mittel der psychologischen Kriegsführung.
Mutmaßliche IS-Verstecke im Visier
Der Abwurf aus einem Kampfflugzeug über der Provinz Nangarhar hatte dem Pentagon zufolge Tunnel der Terrormiliz Islamischer Staat sowie dessen Kämpfer zum Ziel. Auf diese Weise sollte die Gefahr für die amerikanischen und afghanischen Soldaten in der Region minimiert und der Schaden bei den Terroristen maximiert werden.
Die US-Streitkräfte seien derzeit dabei, den Schaden zu beurteilen. Die Rebellen verstärkten derzeit ihre Verteidigungslinien mit improvisierten Sprengkörpern, Tunnels und Bunkern, hieß es. "Dies ist die richtige Munition, um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen und das Momentum unserer Offensive gegen den IS zu erhalten", zitiert das Pentagon den Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, General John Nicholson.
IS breitet sich in Afghanistan aus
Der IS war in Afghanistan erst 2015 aufgetaucht und soll dort nie mehr als 3000 Kämpfer gehabt haben. Lange Zeit war er nur in den beiden ostafghanischen Provinzen Nangarhar und Kunar präsent. Seit Monaten fliegen US- und afghanische Streitkräfte schwere Luftangriffe auf IS-Stellungen dort. Trotzdem scheint der IS nicht geschlagen.
2016 hat er laut dem Zivilopferbericht der UN in Afghanistan mehr Menschen getötet als je zuvor. Das hängt auch damit zusammen, dass der IS einen Strategiewechsel vollzieht: Von Versuchen, Territorium einzunehmen, zu Terroranschlägen.
Seit Jahresanfang hat der IS allein in der Hauptstadt Kabul bereits drei große Anschläge für sich reklamiert. Unter anderem ein Selbstmordattentat auf das höchste Gericht des Landes mit 22 Toten im Februar und einen besonders blutigen, siebenstündigen Angriff von fünf Kämpfern auf das größte Militärkrankenhaus des Landes mit mindestens 49 Toten im März.
Erst am Mittwoch sprengte sich ein Selbstmordattentäter inmitten vieler Ministeriumsangestellter in die Luft, die gerade ihre Büros verlassen hatten. Fünf Menschen starben.
Experten sind besorgt, dass auch IS-Kämpfer auf der Flucht aus Syrien und dem Irak in Afghanistan und Zentralasien eine neue Basis suchen könnten. Dies ist unter anderem Thema bei einer großen Afghanistankonferenz in Moskau am Freitag. Der IS will auf afghanischem und pakistanischem Staatsgebiet eine neue Provinz etablieren - "IS-Khorasan".