"Haben Versprechen erfüllt" Regierungschef der Taliban bricht sein Schweigen
Erstmals seit der Machtübernahme der Taliban hat sich der Premierminister im Fernsehen zu Wort gemeldet – wenn auch per Audiobotschaft. Hassan Akhund erklärte, wie er die Wirtschaftskrise lösen will.
Knapp drei Monate nach seiner Ernennung hat sich der amtierende Regierungschef der Taliban, Mullah Mohammed Hassan Akhund, erstmals an die Bürger Afghanistans gewandt. Seine aufgezeichnete Audiobotschaft wurde am Samstagabend im Staatsfernsehen veröffentlicht.
In der mit Spannung erwarteten Rede rief er die Nation dazu auf, für das Taliban-Regime dankbar zu sein. Zuvor war Akhund kritisiert worden, bei offiziellen Treffen nicht zu sprechen.
UN warnt vor humanitärer Krise in Afghanistan
Mitte August hatten die militant-islamistischen Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul erobert und nach dem Abzug der internationalen Nato-Truppen die Macht übernommen. Danach bildeten sie eine Übergangsregierung mit Mullah Mohammed Hassan Akhund als amtierenden Regierungschef. Millionen von Afghanen verloren seitdem ihre Haupteinkommensquelle. UN-Organisationen warnen vor einer humanitären Krise in dem Land.
In seiner Rede sagte Akhund, die Taliban hätten ihre Versprechen erfüllt, indem sie ihren Kampf gegen ausländische Kräfte bis zur Einsetzung einer islamischen Regierung und der Stabilisierung des Landes fortgesetzt hätten. Er behauptete, Hungersnöte, Arbeitslosigkeit und Preissteigerungen hätten bereits vor der Machtübernahme durch die Taliban im Lande bestanden. Die Wirtschaftskrise könne gelöst werden, wenn rund neun Milliarden Dollar der afghanischen Zentralbankreserven, die größtenteils in den Vereinigten Staaten geparkt seien, freigegeben würden.
Die internationale Gemeinschaft hatte das Regime aufgefordert, eine weitgehend repräsentative Regierung zu bilden und die Menschen- und Frauenrechte zu achten. Akhund sagte, seine Regierung sei für jeden frei zugänglich und die Rechte der Frauen würden geachtet. In der derzeitigen Regierung gehören jedoch mehr als 90 Prozent der Regierungsvertreter einer einzigen ethnischen Gruppe an. Darüber hinaus sind keine Frauen beteiligt.
- Nachrichtenagentur dpa