Eröffnung der US-Botschaft Hamas ruft zum Sturm auf Israels Grenze auf
Israel steht eine dramatische Woche bevor. Die USA wollen ihre Botschaft in Jerusalem eröffnen, die Hamas ruft zum Sturm der Grenze auf. Es wird Blutvergießen befürchtet.
Am Tag vor der umstrittenen Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem hat Israel seinen Anspruch auf die ganze Stadt bekräftigt. Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte während der wöchentlichen Kabinettssitzung, Jerusalem sei "seit mehr als 3.000 Jahren die Hauptstadt unseres Volkes" gewesen. "Wir haben davon geträumt, es wieder aufzubauen, die vereinte Stadt – und das ist genau, was wir jetzt tun."
Israelis feiern Wiedervereinigung der Stadt
Tausende Israelis versammelten sich später zu einem Marsch mit israelischen Flaggen durch die Altstadt. Unter strengem Polizeischutz feierten sie die Wiedervereinigung der Stadt, also die Eroberung des arabisch geprägten Ostteils im Sechstagekrieg 1967. Die Palästinenser beanspruchen diesen Teil der Stadt jedoch als Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates.
Deswegen steht Israel in diesen Tagen eine besonders dramatische Woche bevor: Am 70. Jahrestag der Gründung Israels eröffnen die USA am Montag ihre Botschaft in Jerusalem. US-Präsident Donald Trump hatte im Dezember Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt und die Verlegung der Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem angekündigt. Eine große Delegation aus den Vereinigten Staaten traf am Sonntag in Israel ein – darunter Finanzminister Steven Mnuchin, Präsidententochter Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner.
Palästinenser beanspruchen den Ostteil der Stadt
Der Umzug der Botschaft stößt auf heftige Kritik der Palästinenser, die Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines zukünftigen Palästinas sehen. Nach Angaben des Zentralen Israelischen Statistikbüros sind 37 Prozent der rund 870.000 Einwohner Jerusalems Palästinenser, die vor allem im Ostteil der Stadt leben. Nicht alle der Einwohner lehnen allerdings den Staat Israel ab, viele sind israelische Staatsbürger.
Die islamistische Terrororganisation Hamas, deren Ziel die Vernichtung Israels ist, ruft derweil zu einem Marsch von einer Millionen Menschen auf die Grenze zum Gazastreifen auf. Auch in Ramallah im Westjordanland werden Tausende bei einem Marsch durch die Stadt erwartet. Bei den palästinensischen Protesten werden gewaltsame Konfrontationen mit israelischen Soldaten befürchtet. Schon am Sonntagmorgen kam es beim Besuch von rund tausend gläubigen Juden auf dem Tempelberg in Jerusalem zu Konfrontationen zwischen Palästinensern und israelischen Polizisten.
Palästinenser erinnern an Vertreibungen im Krieg
Am Dienstag begehen die Palästinenser dann den Tag der Nakba (deutsch: Katastrophe), an dem sie an Flucht und Vertreibung Hunderttausender Palästinenser im Zuge der Kampfhandlungen nach der israelischen Staatsgründung 1948 erinnern. Es ist zudem der Höhepunkt des "Marschs der Rückkehr" – sechswöchiger Proteste im Gazastreifen anlässlich des 70. Jahrestags der israelischen Staatsgründung. Dabei sind seit Ende März bei gewaltsamen Konfrontationen von Palästinensern mit israelischen Soldaten an der Gazagrenze 55 Palästinenser getötet und Tausende verletzt worden.
Israel feiert den Umzug der US-Botschaft als Triumph. Man sei "mit einem wahrhaft historischen Ereignis gesegnet", sagte Netanjahu am Sonntag zu der Entscheidung des mächtigen Verbündeten. Trump habe seine Versprechen umgesetzt. "Natürlich werden wir diesen Tag morgen feiern", sagte Netanjahu. Darauf folge der Umzug der Botschaften Guatemalas und Paraguays "und andere sind unterwegs", sagte er.
Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat nannte den Umzug der US-Botschaft am Sonntag theatralisch einen "Schritt, der nichts Geringeres bedeutet als die Schaffung einer neuen Weltordnung".
- dpa