Vergleich mit Kriegen in Ukraine und Israel Papst geißelt Abtreibungen als "Massaker"
In seiner Weihnachtsansprache hat der Papst über Kriege und Massaker gesprochen – und einen Vergleich gezogen.
Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft Abtreibungen als "Massaker" verurteilt. Der 87-Jährige, der bereits seit mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze der katholischen Kirche steht, verglich Abtreibungen unter anderem mit Krieg und Flucht: "Wie viele Massaker an Unschuldigen es in der Welt gibt: im Mutterleib, auf den Routen der Verzweifelten, die auf der Suche nach Hoffnung sind, im Leben so vieler Kinder, deren Kindheit vom Krieg zerstört wird." Franziskus ist als strikter Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen bekannt. Er bezeichnete Abtreibungen auch schon als "Mord". Mehr dazu lesen Sie hier.
Franziskus mahnte am ersten Weihnachtsfeiertag vor mehreren Zehntausend Menschen auf dem Petersplatz in Rom gleichzeitig zu Frieden in Konfliktregionen wie der Ukraine, Syrien und der Sahelzone. Zudem verurteilte er die Geschäfte der Rüstungsindustrie.
Papst erinnert auch an weniger beachtete Konflikte
Dabei rief der Papst zu einem sofortigen Frieden im Gaza-Krieg und einer dauerhaften Lösung des Nahost-Konflikts am Verhandlungstisch auf. "Ich flehe darum, dass die Militäroperationen mit ihren entsetzlichen Folgen unschuldiger ziviler Opfer eingestellt werden", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Der Pontifex ging in seiner Rede auch auf andere Konfliktregionen ein, aber nur verhältnismäßig knapp. Zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der bald zwei Jahre dauert, sagte er: "Mit fest auf das Jesuskind gerichtetem Blick flehe ich um Frieden für die Ukraine. Wir bekunden erneut unsere geistliche und menschliche Nähe zu ihrem gepeinigten Volk." Franziskus erinnerte auch daran, dass viele Konflikte auf der Welt gar nicht groß beachtet werden. "Wie viele bewaffnete Massaker ereignen sich in ohrenbetäubender Stille, ohne dass viele davon erfahren!"
Papst Franziskus spricht über Israel und Gaza
Nach seiner Ansprache spendete das Oberhaupt von insgesamt 1,3 Milliarden Katholiken den Segen Urbi et Orbi, also der Stadt und dem Erdkreis. Zuvor hatte Franziskus bereits in der Christmette an Heiligabend auf das Schicksal der Menschen im Nahen Osten aufmerksam gemacht.
Im Heiligen Land wird Weihnachten dieses Jahr wegen des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas nur sehr still begangen. In Bethlehem im Westjordanland – der Überlieferung nach Geburtsort von Jesus Christus – und Jerusalem gibt es kaum Touristen.
Freilassung von Geiseln gefordert
Der Papst sagte dazu in seiner Ansprache: "Man schüre nicht weiter Gewalt und Hass, sondern führe die palästinensische Frage zu einer Lösung. Und zwar durch einen aufrichtigen und beharrlichen Dialog zwischen den Parteien, der von einem starken politischen Willen getragen wird und von der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft."
Zugleich forderte er von der Hamas die Freilassung aller Geiseln. Deren Angriff auf Israel am 7. Oktober bezeichnete Franziskus als "verabscheuungswürdig". Israel forderte er auf, mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen zuzulassen.
Papst: Nein zu den Waffen
In seiner Weihnachtsansprache geißelte der Pontifex zudem das Wirken der Rüstungsindustrie, die aus Kriegen und Konflikten großen Profit ziehe. "Um 'Nein' zum Krieg zu sagen, muss man 'Nein' zu den Waffen sagen", sagte Franziskus. "Denn wenn der Mensch, dessen Herz unstet und verwundet ist, Werkzeuge des Todes in Händen hält, wird er sie früher oder später einsetzen." Der Papst sprach von "Machenschaften des Bösen, die sich dem göttlichen Licht widersetzen, im Schatten der Heuchelei und des Heimlichen". Die Interessen und Gewinne der "Drahtzieher der Kriege" müssten öffentlich gemacht werden.
Den Segen erteilte der Papst auf dem Balkon des Petersdoms im Stehen. Während der Ansprache blieb er sitzen. Dem 87-Jährigen macht bereits seit einiger Zeit die Gesundheit zu schaffen, auch ein Knieleiden.
- Nachrichtenagentur dpa