Nazila Maroofian Journalistin flüchtet offenbar aus dem Iran nach Frankreich
Nazila Maroofian ist offenbar in Frankreich. In den sozialen Medien berichtet die kurdische Journalistin aus dem Iran von ihrer Flucht.
Eine bekannte iranische Journalistin ist eigenen Angaben zufolge nach Frankreich ausgereist. In einem emotionalen Instagram-Video erzählte die zuletzt noch inhaftierte Nazila Maroofian, es im Iran nicht mehr ausgehalten zu haben. "Ich wollte nie gehen. Bis vor kurzem habe ich überhaupt nicht daran gedacht." Man habe sie nun "rausgeschmissen", fügte sie hinzu. Auf X, ehemals Twitter, schrieb sie: "Jetzt bin ich in Frankreich, meine Lieben."
Maroofian zeigte schwere Blessuren in ihrem Gesicht, die sie ihren Erzählungen nach in einem Gefängnis im Irak nahe der iranischen Grenze in der Metropole Sulaimanija erlitten hatte. 15 Tage lang sei sie dort inhaftiert gewesen. "Das war nur ein Teil der Handlungen der Männer", sagte Maroofian mit zitternder Stimme. Wie ihr genau die Ausreise gelang, erzählte sie nicht. Besonders der Abschied von ihrer Familie sei ihr schwergefallen. Sie berichtete auch davon, im Iran mit dem Tod bedroht worden zu sein. Mehr zur Verfolgung von Journalistinnen und Journalisten im Iran lesen Sie hier.
Im Fadenkreuz des islamischen Regimes im Iran
Die kurdische Journalistin stand seit Monaten im Fadenkreuz der iranischen Justiz. Nach dem Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini, deren Tod nach einer gewaltsamen Festnahme durch die Sittenpolizei des islamischen Regimes, große Proteste auslöste, veröffentlichte sie ein Interview mit Aminis Vater Amdschad. Darin warf dieser den Behörden vor, über den Tod seiner Tochter zu lügen. Zudem schreibt sie über Menschenrechtsverletzungen im Land, etwa sexuelle Übergriffe auf weibliche Gefangene im Iran.
Während der landesweiten Proteste im November 2022 war Maroofian dann durch Regimekräfte festgenommen worden. Ein Gericht verurteilte sie im Januar wegen "Propaganda gegen den Staat" zu zwei Jahren Haft. Mehrfach wurde Maroofian daraufhin in den vergangenen Monaten verhaftet, auf Kaution freigelassen und zuletzt wieder inhaftiert. Mehr zu den Scheinprozessen im Iran lesen Sie hier.
Die Journalistin ließ sich trotz der vielen Festnahmen und des harten Vorgehens des Regimes gegen die Presse bislang nicht entmutigen. So hatte sie nach ihren jüngsten Freilassungen mehrfach Fotos in sozialen Netzwerken veröffentlicht, die sie ohne Kopftuch zeigen. Damit war sie nicht allein: Viele Frauen in den Metropolen des Landes ignorieren inzwischen demonstrativ den Kopftuchzwang des islamischen Regimes. Es ist ein stiller Protest vieler Iranerinnen gegen die Machtelite in Teheran und für Selbstbestimmung und Freiheit.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche