Luftwaffe in hoher Alarmbereitschaft Chinas Militär simuliert Angriff auf Taiwan
China setzt seine Militärübung um Taiwan fort. Dabei seien Präzisionsangriffe auf wichtige Ziele an Land und im Wasser simuliert worden.
Die chinesische Volksbefreiungsarmee hat mehrere Präzisionsschläge gegen "wichtige Ziele auf der Insel Taiwan und in den umliegenden Seegebieten" simuliert. Dies berichtete der Staatssender CCTV. Die Angriffe sind Teil der am Samstag begonnenen Militärübungen, die planmäßig noch bis Montag andauern sollen.
Das Verteidigungsministerium von Taiwan berichtete von mehreren Einsätzen der chinesischen Luftwaffe. Es seien 70 Kampfflugzeuge und elf Kriegsschiffe gesichtet worden. Davon seien 31 Flugzeuge in die südwestliche Luftverteidigungszone Taiwans ("Air Defense Identification Zone") eingedrungen. Es handelt sich dabei um eine Pufferzone zwischen dem Inselstaat und der Volksrepublik China.
Von einem Insider erfuhr Reuters, dass Chinas Militär Angriffe aus der Luft und vom Meer aus auch auf "ausländische militärische Ziele" simuliert habe. "Taiwan ist nicht ihr einziges Ziel", sagte der Insider, der mit der Sicherheitslage in der Region vertraut ist. "Es ist sehr provokant." Er äußerte sich demnach unter der Bedingung der Anonymität, da er nicht befugt ist, mit der Presse zu sprechen. Die Angriffe auf ausländische Ziele seien in den Gewässern vor Taiwans Südwestküste abgehalten worden.
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Hohe Alarmbereitschaft
Zudem stünden sich an der Mittellinie in der Straße von Taiwan etwa zwanzig Kriegsschiffe gegenüber – je die Hälfte aus China und Taiwan, sagte der Insider weiter. Sie verhielten sich aber nicht provokant. Die Mittellinie gilt seit Jahren als inoffizielle Grenze zwischen China und Taiwan. Chinas Flugzeugträger "Shandong", den Taiwan seit vergangener Woche überwache, befinde sich mehr als 400 Seemeilen vor der Südostküste Taiwans und halte Übungen ab.
Das taiwanische Verteidigungsministerium erklärte, besondere Aufmerksamkeit werde auf die Einheiten der chinesischen Volksarmee gerichtet, die für die landgestützten Raketensysteme verantwortlich seien. Das Ministerium bekräftigte, dass die eigenen Streitkräfte angemessen auf das chinesische Militärmanöver reagieren und weder Konflikte eskalieren noch Streitigkeiten verursachen würden. Die Luftwaffe bleibe aber in hoher Alarmbereitschaft.
Schwere Krise
Die Vertretung der USA auf Taiwan teilte am Sonntag mit, die Vereinigten Staaten beobachteten Chinas Manöver rund um die Insel genau. Man sei zuversichtlich, ausreichend Mittel und Kapazitäten in der Region zu haben, um Frieden und Stabilität zu gewährleisten. Die Kommunikationskanäle zwischen den USA und China blieben offen. Die USA hätten wiederholt zur Zurückhaltung aufgerufen und dazu, den Status quo beizubehalten.
Erst am Mittwoch (Ortszeit) hatte Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen bei einem Transitaufenthalt in den USA den Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, zu Gesprächen getroffen. Lesen Sie hier mehr über Tsai Ing-wen, die sich für die Unabhängigkeit ihres Landes mächtige Verbündete sucht.
Die kommunistische Führung in Peking betrachtet die demokratisch regierte Insel Taiwan als Teil der Volksrepublik und droht mit Eroberung. Ein Besuch von McCarthys Vorgängerin Nancy Pelosi im August in Taiwan hatte zu einer schweren Krise geführt.
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa