Nach Selbstmordanschlag in Moschee Pakistan will Taliban-Anführer um Unterstützung bitten
Bei einem Anschlag im pakistanischen Peschawar sind am Montag 84 Menschen gestorben. Die Regierung sucht nun Hilfe im Ausland.
Nach einem verheerenden Selbstmordanschlag auf eine Moschee innerhalb des Polizeipräsidiums im pakistanischen Peschawar will die Regierung einen führenden Taliban-Vertreter in Afghanistan um Unterstützung gegen weitere Angriffe bitten. Islamabad wolle die Taliban "bitten, dafür zu sorgen, dass ihr Boden nicht von Terroristen gegen Pakistan benutzt wird", erklärte der Sondermitarbeiter des pakistanischen Premierministers Shehbaz Sharif, Faisal Karim Kundi, am Samstag. Die Regierung werde daher Delegationen in die iranische Hauptstadt Teheran und die afghanische Hauptstadt Kabul entsenden.
Ein ranghoher pakistanischer Polizeibeamter in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa sagte der Nachrichtenagentur AFP, in Kabul würden "Gespräche mit der Führungsspitze" der radikalislamischen Taliban geführt. Mit "oberster Führung" sei der "afghanische Taliban-Chef Hibatullah Achundsada" gemeint. Afghanische Regierungsvertreter reagierten zunächst nicht auf eine entsprechende AFP-Anfrage.
Der Anschlag war am Montag während des Nachmittagsgebets in der Moschee in der nahe der afghanischen Grenze gelegenen Stadt Peschawar in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa verübt worden. Mehr als 100 Menschen kamen nach offiziellen Angaben dabei ums Leben, 225 weitere wurden verletzt – viele waren Polizisten. Zwischen 300 und 400 Menschen hatten sich laut dem Polizeichef der Stadt Peschawar, Muhammad Ijaz Khan, zu den Gebeten versammelt, als eine Explosion das Dach und Teile der Wände zum Einsturz brachte.
Embed
Afghanistan: Schuld nicht auf andere abwälzen
In den vergangenen Monaten hatte es in Peschawar wiederholt Angriffe, insbesondere auf Sicherheitskräfte, gegeben. Sowohl die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) als auch eine Gruppe Aufständischer mit Verbindung zum pakistanischen Zweig der Taliban, der unter dem Namen Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) firmiert, sind in der Region aktiv. Sie sollen mit den von Achundsada angeführten afghanischen Taliban verbunden sein.
Der afghanische Außenminister Amir Khan Muttaqi hatte Pakistan am Mittwoch davor gewarnt, "die Schuld auf andere abzuwälzen". "Afghanistan sollte nicht beschuldigt werden", sagte er. Pakistan solle die Probleme vielmehr bei sich selbst sehen.
Am Mittwoch war aus Polizeikreisen verlautet, dass 23 Verdächtige im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen worden seien. Laut dem Polizeichef der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, Moazzam Jah Ansari, könnte der Taliban-Ableger TTP hinter dem Anschlag stecken. Dieser hatte eine Verantwortung am Dienstag in einer Stellungnahme zurückgewiesen. Auch keine andere Gruppe bekannte sich bislang zu dem Anschlag.
- Nachrichtenagentur AFP