Mit Vogelschrot erschossen 17-jähriger Schüler bei Protesten im Iran getötet
Die Proteste im Iran haben ein weiteres Opfer gefordert: Abolfazl Adinezadeh war gerade einmal 17. Regimetruppen erschossen ihn aus nächster Nähe.
Abolfazl Adinezadeh wurde nur 17 Jahre alt. Der Teenager aus Irans zweitgrößter Stadt Maschhad nahm am 8. Oktober an einer Demonstration gegen das Mullah-Regime teil, die von den Sicherheitskräften des Iran gewaltsam aufgelöst wurde. Dabei wurde er von iranischen Truppen mit einer Schrotflinte getötet.
Auf Twitter zeigt der BBC-Journalist Parham Ghobadi einen Ausschnitt aus der Todesurkunde des erschossenen Teenagers. Demzufolge starb Adinezadeh an schweren Leber- und Nierenverletzungen, die ihm durch den Beschuss mit Vogelschrot zugefügt wurden. Damit ist spezielle Munition gemeint, die viele kleine Metallkugeln im Körper eines Opfers verteilt und sonst für die Vogeljagd eingesetzt wird.
24 Schrotkugeln im Körper
Wie Ghobadi berichtet, wurde Abolfazl Adinezadeh aus weniger als einem Meter Entfernung von den Kugeln getroffen. 24 Projektile fand sein Arzt laut Obduktionsbericht im Körper des jungen Mannes.
Am Tag der Demonstration, dem 8. Oktober, kam Adinezadeh nicht nach Hause. Tags darauf erhielten seine Eltern einen Anruf: Sie sollten ihren Sohn aus der Polizeistation abholen. Als sie ankamen, war Abolfazl bereits tot.
Regime-Truppen stören Beerdigung
"Welche Verbrechen hat er begangen, dass ihr seinen Körper mit 24 Schrotkugeln durchlöchern musstet?", fragt Abolfazls Vater während der Beerdigung des Teenagers. Das Video der Beerdigung ging viral und wurde unter anderem auf Twitter geteilt.
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Berichten zufolge sollen iranische Truppen während der Beerdigung zugegen gewesen sein und Trauernde aufgefordert haben, die Videos der Trauerzeremonie von ihren Handys zu löschen. Außerdem sollen Abolfazls Eltern unter dem Druck des Regimes erklären, ihr Sohn habe zur Basij-Miliz gehört und sei deshalb von Protestierenden getötet worden.
Auslöser der systemkritischen Massenproteste war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod gibt es landesweite Demonstrationen gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.
- theguardian.com: "Schoolboy protestor dies in Iran after reportedly being shot at close range" (englisch)
- Twitter-Profil von Parham Ghobadi
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa