Russische Polizei ausgetrickst Wie "Pussy Riot"-Mitglied Aljochina vor Putin geflohen ist
Mit provokanten Aktionen gegen Machthaber Putin erregte die Gruppe "Pussy Riot" Aufmerksamkeit. Nun ist eine der Aktivistinnen aus Moskau in die EU geflüchtet – unter spektakulären Bedingungen.
Seit mehr als 10 Jahren kämpft die russische Aktivistin Maria Aljochina für Menschenrechte in ihrem Heimatland und ist dabei immer wieder mit der Justiz in Konflikt geraten. Nun hat das Mitglied der Punkband "Pussy Riot" nach Angaben ihres Anwalts trotz polizeilicher Überwachung Russland verlassen. Aljochina befinde sich nicht mehr auf russischem Staatsgebiet, hieß es Dienstagabend nach Angaben der Agentur Interfax.
Die "New York Times" berichtete von einer spektakulären Fluchtaktion: Getarnt als Kurierin eines Lieferdienstes soll Aljochina Moskau verlassen haben. Mit der Verkleidung, eine grüne Uniform, habe sie die Polizei, die das Apartment überwachte, täuschen können. Ihr Mobiltelefon habe sie zurückgelassen, damit die Behörden sie nicht aufspüren könnten.
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Dem Bericht zufolge hält sich Aljochina inzwischen in Vilnius auf. Sie sei von einem Freund an die Grenze zu Belarus gefahren worden und habe dann nach etwa einer Woche Litauen erreicht. Ein gültiges Reisedokument sei für sie ins Land geschmuggelt worden.
Der Ausgang ihres Fluchtplans war laut Aljochina "unvorhersehbar" und ein "großes" Signal an die russischen Behörden. "Ich bin froh, dass ich es geschafft habe", wird sie in der "New York Times" zitiert. "Ich verstehe immer noch nicht ganz, was ich getan habe", so Aljochina.
Zu zwei Jahren Straflager verurteilt
Aljochina erregte zum ersten Mal weltweite Aufmerksamkeit, als ihre Punkband "Pussy Riot" im Jahr 2012 in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gegen Präsident Wladimir Putin demonstrierte. Mit ihrer Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa wurde sie daraufhin zu zwei Jahren Straflager verurteilt.
Seitdem geriet die 33-Jährige immer wieder mit der russischen Justiz in Konflikt. Im Zusammenhang mit Aufrufen zu Demonstrationen für den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny wurde sie im September des Vorjahres zu einem Jahr Freiheitsbeschränkung verurteilt. So durfte sie ihre Wohnung nachts nicht verlassen. Seit Jahresbeginn wurde sie mehrmals von den Sicherheitsbehörden unter diversen Vorwürfen aufgegriffen.
Aljochina und ihre Gruppenmitglieder setzen sich in Russland für Menschenrechte und Meinungsfreiheit ein. Nachdem sie im Dezember 2013 vorzeitig aus der Haft entlassen worden war, gründete Aljochina zusammen mit einem anderen Mitglied von "Pussy Riot" ein unabhängiges Nachrichtenmedium, in dem über die Themen Kriminalität und Bestrafung in Russland berichtet wird.
Aljochina war laut "New York Times" entschlossen, trotz Überwachung und Druck der Behörden in Russland zu bleiben. Nun gehöre aber auch sie zu den Zehntausenden Russen, die seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine aus ihrer Heimat geflohen sind.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- New York Times: "Leader of Pussy Riot Band Escapes Russia, With Help From Friends"