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Ukraine-Krieg | Russlands Flaggschiff "Moskwa" gesunken: Eine Katastrophe für Putin


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Russisches Flaggschiff gesunken
Das ist eine Katastrophe für Putin


15.04.2022Lesedauer: 5 Min.
Das russische Flaggschiff "Moskwa" ist gesunken: Das ist ein schwerer Verlust für Präsident Putin.Vergrößern des Bildes
Das russische Flaggschiff "Moskwa" ist gesunken: Das ist ein schwerer Verlust für Präsident Putin. (Quelle: imago-images-bilder)
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Sie war der Stolz der russischen Schwarzmeerflotte, nun ist die "Moskwa" gesunken. Während die Ukraine feiert, versucht der Kreml den schweren Verlust herunterzuspielen. Doch in Russland herrscht große Wut.

Keine Frage. Der Verlust der "Moskwa" ist ein schwerer Verlust für Russland im Ukraine-Krieg – besonders psychologisch. Das russische Flaggschiff im Schwarzen Meer ist am Donnerstag gesunken und während die Ukraine einen großen Kriegserfolg feiert, versucht der Kreml die Katastrophe für die eigene Propaganda möglichst klein zuhalten. Doch das läuft bislang völlig schief.

Die Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums, die "Moskwa" sei bei einem Sturm gesunken, ist selbst für viele russische Medien zu unglaubwürdig. Stattdessen sehen russische TV-Kommentatoren darin einen endgültigen "Kriegsgrund" und ihre Wut richtet sich gegen die Ukraine und gegen die Nato. Durch den Verlust der "Moskwa" dürfte für viele Russinnen und Russen endgültig klar sein: Russland befindet sich in einem Krieg.

Das erhöht auch den Druck auf Wladimir Putin. Für den russischen Präsidenten ist der Verlust des Schiffes ein Desaster mit strategischen Folgen für den Krieg. Und die Reaktion Russlands folgte prompt: Die Armee beschoss Kiew mit Raketen und russische Langstreckenbomber starteten erstmals zu Einsätzen in der Ukraine. Das russische Streben nach Rache könnte den Krieg nun noch blutiger werden lassen. Putin braucht dringend Erfolge.

Ukrainischer Angriff auf die "Moskwa" ist wahrscheinlich

Dabei streitet Russland immer noch ab, dass ein ukrainischer Beschuss die Ursache für das Sinken der "Moskwa" war. Die Informationslage ist tatsächlich spärlich, Bilder oder Videos von den Vorgängen am Donnerstag wurden nicht öffentlich. Dennoch ist wahrscheinlich, dass das russische Flaggschiff von ukrainischen Raketen vom Festland beschossen wurde, in Brand geriet und bei dem Abschleppversuch durch die russische Marine gesunken ist.

Die gesunkene "Moskwa": Das steht fest

Für die weitere Kriegsführung der Russen bedeutet der Untergang durchaus Probleme. Denn der russischen Flotte geht nicht nur jede Menge Feuerkraft verloren. Ihre Kriegsschiffe, die bislang ungehindert in ukrainischen Gewässern navigierten und von dort Landziele unter Beschuss nahmen, müssen sich darauf einstellen, zunehmend zum Ziel von Küstenbatterien zu werden.

Zudem nutzte Putin das imposante Schiff immer wieder für Treffen mit wichtigen Staatsgästen. Im Jahr 2014 etwa empfing er auf der "Moskwa" – damals lag der Kreuzer im Hafen der südrussischen Stadt Sotschi – den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Für Russland ist es ein schwerer militärischer und psychologischer Verlust.

Darüber gibt es unterschiedliche oder keine Angaben

  • Ursache der Beschädigungen: Uneinigkeit herrscht, ob das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte von ukrainischen Raketen des Typs "Neptun" getroffen wurde oder – wie die russische Seite angibt – durch die Detonation von Munition beschädigt wurde.
  • Wetter: Die "Moskwa" sei am Donnerstag während eines Sturms untergegangen, als sie an ihr Ziel geschleppt werden sollte, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Ein Abschleppen sei notwendig geworden, da das Schiff seine Stabilität aufgrund von Schäden am Rumpf verloren habe, hieß es weiter. "Bei stürmischer See sank das Schiff." An dieser Darstellung haben zumindest einige internationale Militärexperten ihre Zweifel: Der Wind in der Region um Sewastopol, wohin das Schiff mutmaßlich gebracht werden sollte, sei am Donnerstag gar nicht besonders stark gewesen, berichtete etwa der US-Sender CNN unter Berufung auf einen früheren General. Sewastopol auf der 2014 annektierten Halbinsel Krim ist der Hauptstandort der russischen Schwarzmeerflotte.
  • Todesopfer: Bis Freitag gab das russische Verteidigungsministerium nicht bekannt, ob der Untergang der "Moskwa" Todesopfer forderte. Aus Moskau hieß es zwar, die Besatzung sei nach einem Brand auf andere Schiffe der Schwarzmeerflotte in der Gegend gebracht worden. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hingegen sagte dem TV-Sender CNN, es sei "wahrscheinlich", dass es bei dem Vorfall Tote und Verletzte gegeben habe. An Bord seien bis zu 500 Soldaten gewesen.

Wütende Reaktionen aus Russland

Im täglichen Briefing des russischen Verteidigungsministeriums war von der gesunkenen "Moskwa" schon am Freitagmorgen keine Rede mehr. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte später am Tag lediglich, dass Präsident Putin derzeit keinen Besuch in Sewastopol plane. Und die Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta" berichtete gar nicht über das Schiff.

Doch Moskaus Zurückhaltung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Russlands Marine einen schweren Verlust erlitten hat. Die 1979 zu Wasser gelassene und 1983 in Dienst gestellte "Moskwa" war der große Stolz der russischen Schwarzmeerflotte, mehr als 180 Meter lang und mit einer Besatzung von mehr als 500 Mann. Zudem war der Kreuzer erst vor wenigen Jahren runderneuert worden. Er verfügte über eine gewaltige Feuerkraft und eigentlich auch modernste Luft- und Raketenabwehrsysteme.

Auch die Wut im russischen Staatsfernsehen ist groß. Die Botschaft ist eindeutig: Russland befinde sich nun im Krieg. Natürlich ist das schon seit über sieben Wochen der Fall. Allerdings wurde der Ukraine-Krieg von der russischen Propaganda stets als "Spezialoperation verkauft. "Die Spezialoperation ist heute zu Ende gegangen", sagte der Regisseur Nikita Michalkow in der Propaganda-Sendung "60 Minuten". Andere TV-Kommentatoren erklärten, dass der Untergang der "Moskwa" nun der Grund sei, gegen die Ukraine "Krieg zu führen".

Die Ukraine feiert

Während Russland auf Rache sinnt, feiern die Verteidiger in der Ukraine einen ihrer größten Erfolge in diesem Krieg. Bei der "Moskwa" handelt es sich um jenen Kreuzer, der in den ersten Kriegstagen nahe der Schlangeninsel von dem ukrainischen Marineinfanteristen Roman Hrybow aufgefordert worden sein soll: "Russisches Kriegsschiff, verpiss dich!" Inzwischen ist dieser Spruch zu einem geflügelten Wort in der Ukraine geworden.

Erst am Dienstag – einen Tag vor dem Brand auf der "Moskwa" – hatte die ukrainische Post Schlangeninsel-Briefmarken, -Karten sowie einen Sonderstempel herausgegeben.

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Überhaupt kommt aus Kiew nach dem Untergang große Häme. "Wo ist Moskau? Gesunken", schrieb der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch bereits am Donnerstag. Und Verteidigungsminister Olexij Resnikow twitterte schadenfroh, die Ukraine habe eine neue Attraktion für Taucher im Schwarzen Meer zu bieten. Auch er selbst wolle zu dem Schiffswrack hinunterschwimmen – "nach unserem Sieg im Krieg".

Folgen des Untergangs der "Moskwa"

Der Untergang der "Moskwa" wird Folgen für den Kriegsverlauf in der Ukraine haben. Schon jetzt lässt sich erkennen, dass russische Kriegsschiffe größeren Abstand zum ukrainischen Festland einhalten. Das wiederum spricht dafür, dass tatsächlich ein ukrainischer Raketenangriff für die Beschädigung des Schiffes verantwortlich war. Ein weiteres Indiz dafür ist, dass Russland nach eigenen Angaben in der Nacht zu Donnerstag eine Raketenfabrik bei Kiew angegriffen hat.

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Strategisch macht es der Verlust für Russland schwieriger, die ukrainische Küste zum Schwarzen Meer zu kontrollieren, da die "Moskwa" ein zentrales Bindeglied für diese Operation war. Zudem zeigt sich die Gefahr, die für russische Kriegsschiffe durch ukrainische Abwehrwaffen besteht und das macht zumindest einen Angriff auf Odessa vom Seeweg unwahrscheinlicher.

Besonders schwer wiegt jedoch der symbolische Verlust für Russland. Die wütenden Gegenangriffe zeigen schon jetzt, dass die russische Kriegsmoral getroffen wurde. Die russische Armee beschießt aus Rache Kiew mit Raketen, was strategisch kaum einen Sinn ergibt, da man den Krieg auf den Osten konzentrieren möchte. Außerdem schickt die Armee Langstreckenbomber nach Mariupol. Deren Einsatz wollte Russland vermeiden, weil diese Flugzeuge existenziell für die russische Staatsverteidigung sind und Verluste extrem teuer wären.

Die Reaktionen aus Russland zeigen vor allem eines: Der Verlust der "Moskwa" wiegt für Putin so schwer, dass er nun dringend Erfolge im Ukraine-Krieg benötigt. Bisher blieben diese aus.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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