Drama auf der Schlangeninsel Sie sagen noch "verpisst euch!" – dann feuert das russische Schiff
Ein russisches Kriegsschiff hat die kleine ukrainische Insel Zmiinyi bombardiert. Ukrainische Soldaten setzten noch einen mutigen Funkspruch ab – und werden jetzt gefeiert.
Nach der Eroberung der kleinen, aber strategisch wichtigen Insel Zmiinyi durch ein russisches Kriegsschiff werden die 13 ukrainischen Verteidiger der Insel als Helden gefeiert. Statt wie verlangt ihre Waffen niederzulegen, reagierten die Soldaten mit einem eindeutigen Funkspruch.
Demnach rief das russische Schiff den ukrainischen Posten auf, sich zu ergeben, um Blutvergießen zu vermeiden. Andernfalls würde das Feuer eröffnet.
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Nach dem Ende der Durchsage ist offenbar ein kurzer Dialog zwischen ukrainischen Soldaten zu hören: "Soll ich ihnen sagen, dass sie sich verpissen sollen?", fragte eine Stimme. "Besser ist das", entgegnete eine andere. Dann wird die Lautstärke aufgedreht und einer der Soldaten sagt: "Russisches Kriegsschiff, verpisst euch!" Im Video ist auch ein Soldat vor Ort zu sehen. Er war während des Angriffs live auf Instagram aktiv.
Russland hat die Schlangeninsel wohl erobert
Inzwischen steht die Insel unter russischer Kontrolle. Zunächst wurde berichtet, dass alle ukrainischen Soldaten getötet worden seien. Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte inzwischen aber vermeintliche Bilder von ihnen. Der ukrainische Grenzschutz teilte auf Facebook mit, dass er die Echtheit der Aufnahmen überprüfe und weiterhin unklar sei, ob die Soldaten überlebt haben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Soldaten in einer Fernsehansprache in der Nacht zu Freitag bereits gewürdigt, war zu diesem Zeitpunkt aber von ihrem Tod ausgegangen. "Alle Grenzsoldaten starben heldenhaft und gaben nicht auf." Ihnen solle der Titel "Held der Ukraine" verliehen werden.
Darum ist die Schlangeninsel strategisch wichtig
Zmiinyi, im Deutschen Schlangeninsel genannt, ist eine der wenigen Inseln im Besitz der Ukraine. Sie ist vor allem für Anrechte auf Bodenschätze im Meer strategisch wichtig und war lange zwischen Rumänien und der Ukraine umstritten. Das Eiland liegt nur etwa 22 Kilometer vor der rumänischen Küste und war Anfang der 2000er-Jahre Gegenstand eines Territorialstreits zwischen den beiden Ländern. Dieser wurde aber gütlich beigelegt.
Für Russland ist die Schlangeninsel strategisch bedeutsam, weil sich von dort aus die Seewege in die wichtigen ukrainischen Hafenstädte Odessa, Mykolajiw und Cherson kontrollieren lassen. Wenn Russland die Wasserwege blockiert, kann es die Ukraine vom Warenverkehr und möglichen Waffenlieferungen abtrennen.
Am Freitag setzte die russische Armee ihre Invasion in die Ukraine fort. Bodentruppen drangen bereits in die Hauptstadt Kiew ein, laut Medienberichten waren im Regierungsviertel Schüsse zu hören. Zuvor gab es mehrfach Berichte, dass Russland Präsident Selenskyj stürzen wolle.
- Mit Material von dpa und Reuters