Corona-Pandemie Spahn fordert G7 zu Impfstoffabgabe auf
Oxford (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat alle G7-Staaten zu einer Abgabe von Impfstoffen aufgerufen und dabei vor allem Großbritannien sowie die USA in die Pflicht genommen.
Er wolle "einmal mehr dafür werben, dass nicht nur die Europäische Union in die Welt exportiert", sagte der CDU-Politiker am Donnerstag zum Auftakt eines Treffens der G7-Gesundheitsminister im englischen Oxford.
"Die Europäische Union hilft gerade, die Welt zu impfen. 50 Prozent der in der Europäischen Union hergestellten Impfstoffe werden und wurden exportiert, weil wir sehr genau wissen: Wir sind erst sicher, wenn alle auf der Welt sicher sind", sagte Spahn der Deutschen Presse-Agentur. Großbritannien, das die G7-Ratspräsidentschaft inne hat, und die USA haben bisher fast keine Impfstoffe exportiert.
Die US-Regierung veröffentlichte am Donnerstag Details zur Verteilung der ersten zugesagten 25 Millionen Impfstoffdosen an andere Staaten. Sie will einen Großteil ihrer Spenden über das Impfprogramm Covax verteilen. Davon seien etwa sechs Millionen Dosen für Lateinamerika und die Karibik vorgesehen, etwa sieben Millionen Dosen für Süd- und Südostasien und etwa fünf Millionen Dosen für Afrika. Etwa 6 Millionen Dosen will die US-Regierung direkt an andere Länder abgeben, etwa an die Nachbarländer Kanada und Mexiko. Sie hat bislang zugesagt, bis Ende Juni 80 Millionen Impfstoffdosen mit anderen Staaten zu teilen.
Die britische Regierung hat Oxford symbolisch als Ort des Gesundheitsministertreffens gewählt, da Forscher aus der Universitätsstadt gemeinsam mit dem Pharmakonzern Astrazeneca einen Corona-Impfstoff entwickelt haben. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock bejubelte per Twitter, dass weltweit mehr als zwei Milliarden Dosen Corona-Impfstoff gespritzt worden seien. Hancock betont stets, dass Großbritannien mit der Erforschung des Astrazeneca-Mittels sowie der Herstellung zum Selbstkostenpreis einen großen Beitrag im Kampf gegen die Pandemie weltweit leiste.
Spahn betonte, die Briten dürften selbstverständlich stolz sein "auf das, was hier in Oxford entwickelt worden ist". Entscheidend sei jedoch, dass die Impfstoffe, die in internationaler Kooperation entwickelt worden seien, auch zügig der Welt zur Verfügung gestellt würden.
Das Treffen der Gesundheitsminister dauert noch bis zu diesem Freitag. Zur G7 gehören außer Deutschland, Großbritannien und den USA noch Japan, Kanada, Frankreich und Italien. Die Tagung dient auch der Vorbereitung des G7-Gipfels der Staats- und Regierungschefs vom 11. bis 13. Juni im südwestenglischen Cornwall.
Spahn betonte die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit. "Das ist eine Pandemie, das ist ein weltweites Geschehen, und sie in Deutschland, in Europa erfolgreich unter Kontrolle zu bringen, das reicht nicht. Wir müssen sie weltweit bekämpfen", sagte er. Auch große Länder wie China und Indien müssten eingebunden werden.
Zugleich betonte der CDU-Politiker, die Demokratien müssten einer politisierten Impfstoffverteilung etwa von Russland oder China entgegentreten. "Man hat den Eindruck, Russland hat mittlerweile mehr Impfstoffe außerhalb Russlands zur Verfügung gestellt als für die eigene Bevölkerung, um etwa auf dem Westbalkan politisch Einfluss damit zu verknüpfen." Ähnlich gehe China in Afrika oder Südamerika vor. Die G7 wolle deutlich machen, dass sie eine gute Partnerschaft haben wolle - aber eben nicht, um politischen Einfluss zu gewinnen, sondern um die Welt aus der Pandemie zu führen.
Bei den Beratungen in Oxford stand auch die Reform der Welthandelsorganisation (WHO) auf dem Programm. Spahn betonte, Ziel sei schnelleres Handeln in der Krise. Niemand dürfe versuchen, Virusausbrüche zu vertuschen, sondern alle Mitglieder müssten die WHO so schnell wie möglich informieren. Dabei gehe es auch um die Finanzierung. Auch Deutschland als einer der wichtigsten Geldgeber wolle bisher entscheiden, wohin die Mittel gehen. "Das hilft aber der internationalen Zusammenarbeit nicht. Wir müssen mehr Geld für die WHO sozusagen frei zur Verfügung stellen, damit sie einen Unterschied machen kann", sagte Spahn.