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Corona-Impfungen in Deutschland: So sieht die aktuelle Lage aus


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Plötzlich Impfweltmeister?
So ist die Lage in Deutschland


04.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Deutschland holt beim Impfen auf: Die Video-Animation zeigt, wie sich die Impfzahlen täglich entwickeln und wie sich Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern schlägt. (Quelle: t-online)

Rekordwerte beim Impfen sorgen für neue Zuversicht. Könnte Deutschland bald sogar das weltweite Ranking anführen? Ein Blick ins Ausland zeigt: Entscheidend ist die Impfbereitschaft.

Die Kritik an der deutschen Impfkampagne war riesig. Der allgemeine Eindruck: Großbritannien, Israel und die USA sind vorgeprescht, Deutschland hinkte hinterher. Jetzt ändert sich dieses Bild, zumindest in den vergangenen Tagen. Zwischen dem 25. April und dem 2. Mai wurden in der Bundesrepublik mehr als 4,85 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus verabreicht – eine Rekordwoche.

Im Sieben-Tage-Durchschnitt ist Deutschland an den Ländern vorbeigezogen, die in den vergangenen Monaten als Vorbilder für schnelles Impfen galten. Hat Deutschland jetzt das Zeug zum Impfweltmeister?

Wichtig für eine seriöse Beurteilung ist ein Blick auf die langfristige Entwicklung der verschiedenen Impfkampagnen:

► In den USA sind 44,4 Prozent der Bürger mindestens einmal geimpft, 31,3 Prozent der Bevölkerung verfügen über den vollen Impfschutz (Stand: 3. Mai).

► In Großbritannien haben bereits mehr als 65 Prozent mindestens eine Spritze erhalten, fast 30 Prozent sind voll geschützt (Stand: 2. Mai).

Israel liefert die eindrucksvollsten Zahlen: Dort sind mehr als 62 Prozent der Einwohner einmal geimpft, 58 Prozent der Menschen haben schon den vollen Schutz (Stand: 2. Mai).

Deutschlands Impfzahlen insgesamt sind im Vergleich eher niedrig: 28,2 Prozent der Bevölkerung sind erstgeimpft, nur acht Prozent sind mit zwei Impfungen voll geschützt (Stand: 3. Mai).

Wenig Impfstoff sorgte für schleppenden Start

Im internationalen Vergleich ist die Bundesrepublik im Hinblick auf die Gesamtzahl der Geimpften also immer noch weit entfernt von der Spitze. Der Grund: Während die deutsche Impfkampagne erst im April, mehr als drei Monate nach dem Start, an Fahrt aufnahm, hatte etwa Israel schon Anfang des Jahres ordentlich vorgelegt. Ende Januar waren dort fast 36 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Zu diesem Zeitpunkt der Stand in Deutschland: 2,32 Prozent. Schuld war vor allem die geringe Verfügbarkeit der Impfstoffe hierzulande.

Die Entwicklung der Impfkampagnen in den verschiedenen Ländern sehen Sie oben im Video oder hier.

Erst im vergangenen Monat verzeichnete Deutschland den lang ersehnten Aufschwung: Im April wurden fast 15 Millionen Impfdosen verabreicht, so viele wie zwischen Januar und März zusammen. Insbesondere das Impfen in Hausarztpraxen und bei Fachärzten kurbelte das Tempo deutlich an. "Das verdeutlicht die Geschwindigkeit, die wir beim Impfen haben gewinnen können", teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag auf Twitter mit.

Impfskepsis kann zum Dilemma führen

Gelingt Deutschland die Durchimpfung nun im Eiltempo? Nach einer Modellierung des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) könnten Ende Mai mehr als die Hälfte der Impfberechtigten mindestens eine Erstimpfung erhalten haben. Mitte Juni könnten bereits 75 Prozent erstgeimpft sein.

Doch das ist Theorie – mit einer entscheidenden Hürde. Denn für dieses Ziel müsste auch die Impfbereitschaft zunehmen, die aktuellen Umfragen zufolge noch bei etwa 65 Prozent liegt. In Ländern wie Israel und den USA, die bislang Impfvorreiter sind, wird dieser Faktor immer mehr zum Problem. In den Vereinigten Staaten gibt es bald mehr Impfdosen als Impfwillige – Ähnliches prophezeite auch Spahn vor wenigen Tagen für Deutschland. In ein paar Wochen gebe es voraussichtlich mehr Impfstoffdosen als Terminanfragen.

Das Dilemma trifft auch den einstigen Spitzenreiter Israel: Große Teile der älteren Generation sind bereits geimpft, viele jüngere und strenggläubige Menschen lehnen die Vakzine ab. Die Folge: Die Impfkampagne stockt noch vor der dringend notwendigen Herdenimmunität. Während Mitte April noch 0,92 Bürger pro 100.000 Einwohner in einer Woche geimpft wurden, sind es in Israel inzwischen nur noch 0,1. Somit rutscht der Staat beim Impftempo deutlich ab.

Herdenimmunität hängt von Impfbereitschaft ab

Das Fazit: Deutschland hat innerhalb weniger Tage zwar mächtig aufgeholt und liegt derzeit weltweit auf Platz vier bei der Anzahl der in einer Woche geimpften Bewohner – doch für den imaginären Titel des Impfweltmeisters reicht das noch nicht. Die Liste führt derzeit Ungarn mit 1,3 Menschen pro 100 Einwohner in sieben Tagen an, gefolgt von Uruguay (0,95) und Katar (0,93).

Wenn Deutschland jedoch das hohe Niveau der vergangenen Woche hält, könnte es schon bald das am schnellsten gegen Corona impfende Land der Welt sein. Dann liegt es an der Bevölkerung, die Herdenimmunität zu erreichen. Was nützt die Geschwindigkeit, wenn sich immer noch ein Drittel gegen das Impfen ausspricht? Diese Diskussion dürfte immer lauter werden.

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