Innenminister über Ermittlungen Nach Anschlag in Wien: 16 Personen festgenommen
In Wien sind bei einem offenbar islamistisch motivierten Terroranschlag vier Menschen getötet worden. Zu den Ermittlungen nannte Innenminister Nehammer erste Details. Es gab zahlreiche Festnahmen.
Nach dem Blutbad eines islamistischen Terroristen in der Wiener Innenstadt, bei dem am Montagabend vier Passanten getötet wurden, wurden in Österreich 14 Personen festgenommen. Dies verkündete der österreichische Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) auf einer Pressekonferenz in Wien. Demnach seien nach der Hausdurchsuchung des Täters 18 weitere Wohnungen im Umfeld des 20-Jährigen von der Polizei durchsucht worden. Die 14 verhafteten Personen würden derzeit vernommen, so Nehammer.
Zudem meldete die Schweiz zwei Festnahmen im Zusammenhang mit dem Anschlag. Die beiden 18 und 24 Jahre alten Schweizer seien in Winterthur in Gewahrsam genommen worden, teilte die Polizei mit.
Inzwischen hat sich die Zahl der Verletzten erhöht. Es seien insgesamt 22 Menschen teils schwer verletzt worden, teilte Nehammer weiter mit. Derzeit gebe es noch keinen Hinweis auf einen zweiten Täter. Das gehe aus den bisherigen Ermittlungen und den Auswertungen von vielen der rund 20.000 Videos hervor, die die Bürger der Polizei zur Verfügung gestellt hätten, sagte Nehammer. Die Hilfe der Zeugen sei "überwältigend" gewesen.
Täter wurde bereits verurteilt
Der Innenminister sprach dem Land sein Beileid aus. "Kein Terroranschlag wird es schaffen, dass unsere Gesellschaft im Zusammenhalt zerrissen oder gespaltet wird", so Nehammer. Der Tatort sei "im Normalfall einer der vergnüglichsten Orte in Wien".
Der von der Polizei erschossene mutmaßliche Attentäter sei ein 20-jähriger Österreicher mit einer Doppelstaatsbürgerschaft für Nordmazedonien. Der Mann sei wegen "versuchter Dschihad-Ausreise" und versuchten Anschlusses an den IS rechtskräftig zu 22 Jahren Haft verurteilt, aber vorzeitig entlassen worden, so der Innenminister.
Täter veröffentlichte kurz zuvor Posting
Der 20-Jährige habe "nur wenige Monate im Gefängnis" verbracht. "Es kam zu einer vorzeitigen Entlassung eines Radikalisierten", erklärte Nehammer. Es habe zudem ein Verfahren zur Aberkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft gegen ihn gegeben, das aber nicht erfolgreich gewesen sei. Der Mann habe noch vor dem Anschlag bei Facebook ein Posting veröffentlicht, bei dem er sich mit seiner Kalaschnikow präsentiert und sinngemäß geschrieben habe, er diene dem Sultanat.
Der mutmaßliche Attentäter sei nach Nehammers Angaben innerhalb weniger Minuten nach der ersten Alarmmeldung von einer Spezialeinheit erschossen worden. "Es sind nur neun Minuten vergangen, bis eine Sondereinheit den Täter ausschalten konnte", so der Innenminister. Die Terrorlage sei "höchst dynamisch" gewesen. Auch am Dienstag gelte die höchste Sicherheitsstufe, zudem sei die Präsenz der Polizei verstärkt worden, ergänzte Nehammer.
- Pressekonferenz
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP