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Angst vor zweiter Corona-Welle: Boris Johnson rudert bei Lockerungen zurück


Angst vor zweiter Welle
Steuert Großbritannien in die Corona-Katastrophe?

Von dpa
01.08.2020Lesedauer: 2 Min.
Straßenszene in London während der Corona-Krise: Großbritannien ist von der Pandemie schwer getroffen worden.Vergrößern des Bildes
Straßenszene in London während der Corona-Krise: Großbritannien ist von der Pandemie schwer getroffen worden. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)
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Die Insel fürchtet sich vor einem zweiten Ausbruch von Covid-19. Regierungschef Boris Johnson greift ein und rudert bei versprochenen Lockerungen zurück. Doch wie verhalten sich die Bürger?

Der britische Premierminister Boris Johnson hat weitere Lockerungsmaßnahmen in der Corona-Krise für ganz England gestoppt. "Es ist Zeit, auf die Bremse zu treten", sagte Johnson am Freitag in London, nachdem die Coronavirus-Infektionen vielerorts gestiegen waren. Im Norden wurden die Maßnahmen sogar verschärft.

Die Urlauber im Süden des Landesteils scherte das alles wenig: Bei bestem Wetter stürmten sie mit Kind und Kegel die Strände. Die Züge waren überfüllt und die Polizei versuchte, ein Chaos zu vermeiden. (Eindrücke davon sehen Sie oben im Video oder hier.)

Ab heutigen Samstag sollten in England eigentlich kleine Hochzeitsempfänge wieder möglich sein und zum Beispiel Kasinos und Bowlinghallen öffnen dürfen. Das soll sich nun um mindestens zwei Wochen verzögern. Bei Sportveranstaltungen in geschlossenen Räumen seien weiterhin Menschenmengen tabu, sagte Johnson. Außerdem kündigte er eine Maskenpflicht etwa beim Besuch von Kinos und Museen an. Jeder Landesteil entscheidet über seine eigenen Pandemie-Maßnahmen.

Der Norden Englands wurde am härtesten getroffen

Besonders hart traf es den Norden Englands: Bereits in der Nacht zum Freitag waren in einigen Regionen die Kontaktbeschränkungen dort verschärft worden. Betroffen sind vier Millionen Menschen im Großraum Manchester sowie Teile von West Yorkshire und East Lancashire. Man habe schnell handeln müssen, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock.

In den betroffenen Regionen dürfen sich Mitglieder verschiedener Haushalte nicht mehr in Innenräumen und Privatgärten treffen. Sie dürfen auch nicht mehr gemeinsam Pubs und Restaurants besuchen. Die Maßnahmen gelten ebenfalls für die weiter südlich gelegene Stadt Leicester. Einige andere Einschränkungen dort werden aufgehoben.

Hancock führte die verstärkte Ausbreitung des Virus auf Nachlässigkeit bei der Einhaltung der Abstandsregeln zurück. Die Regierung handle "schweren Herzens", schrieb er auf Twitter. "Aber wir können einen Anstieg von Covid-Fällen in ganz Europa sehen und sind entschlossen, alles Nötige zu tun, um die Menschen zu schützen." Die Maßnahmen seien nicht getroffen worden, um gezielt die Feierlichkeiten beim islamischen Opferfest Eid al-Adha in Nordengland zu unterbinden, betonte Hancock auf Nachfragen in Interviews.

Eine zweite Corona-Welle könnte dramatisch ausfallen

Kurz zuvor hatte Premierminister Boris Johnson vor einer zweiten Coronavirus-Welle in Großbritannien gewarnt. In bis zu 30 Gebieten stiegen die Infektionszahlen "ein bisschen" an, sagte Johnson am Donnerstag bei einem Besuch im nordenglischen North Yorkshire.

Mehrfach verwies Johnson auf andere europäische Länder, in denen es Signale für eine zweite Ausbruchswelle gebe. Doch Großbritannien ist in Europa am schlimmsten von der Pandemie betroffen: Bis Donnerstag wurden etwa 46 000 Todesfälle registriert. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet. Der Regierung wird vorgeworfen, zu spät und falsch auf die Corona-Krise reagiert zu haben.

Überfüllte Strände, Straßenpartys, große Beerdigungen, Andrang bei Sehenswürdigkeiten – viele Menschen in Großbritannien befolgen die Ausgangsbeschränkungen nicht. Eine zweite Coronavirus-Welle ab Herbst könnte besonders dramatisch ausfallen, da sich das Virus in geschlossenen Räumen schneller verbreiten kann. Eine Grippewelle könnte die Lage verschärfen. Dann droht, so fürchten Experten, ein Kollaps des ohnehin schon maroden staatlichen Gesundheitssystems.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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