Mehr als 26.000 Opfer Großbritannien registriert zweitmeiste Corona-Tote in Europa
Großbritannien hat die Zahl der Corona-Toten nach oben korrigiert. Mittlerweile ist
Die offizielle Zahl der Corona-Toten in Großbritannien ist am Mittwoch deutlich nach oben korrigiert worden auf 26.097. Enthalten waren darin erstmals auch Todesfälle in Pflegeheimen und Privathaushalten aus England und Wales. Noch am Dienstag stand die Zahl der Toten bei 21.678. Das waren aber nur die Sterbefälle in Krankenhäusern.
Die konservative Regierung von Premierminister Boris Johnson, der am Mittwoch erneut Vater wurde, steht wegen ihrer Reaktion auf die Pandemie zunehmend unter Druck. Ihr wird vorgeworfen, viel zu lange mit den Maßnahmen zur Eindämmung gewartet zu haben. Zudem fehlt es an Schutzkleidung für das medizinische Personal.
Vor allem die vergleichsweise geringe Zahl an bisher durchgeführten Tests trifft auf heftige Kritik. Inzwischen erhöhte die Regierung die Kapazitäten erheblich. Überall im Land wurden Test-Zentren eröffnet. Doch das Ziel, bis Ende April jeden Tag 100.000 Menschen zu testen, dürfte nicht mehr zu schaffen sein. Bis Mittwoch wurde gerade einmal ein Drittel davon erreicht.
Rufe nach Lockerungen werden immer lauter
Die Zahl der positiv auf das Coronavirus Getesteten steht derzeit bei mehr als 165.221. Die Zahl der Neuinfektionen ist weitgehend stabil, am Mittwoch wurden etwa 4.000 neue Fälle gemeldet. Doch die täglich neu registrierten Sterbefälle sind weiterhin hoch. Bis Dienstagabend wurden 765 neue Todesfälle erfasst. Befürchtet wird, dass bereits viele Pflegeheime von Infektionen betroffen sind und sich das Virus dort ungehindert ausbreiten kann.
Trotz allem werden die Rufe nach einer Lockerung der Maßnahmen wegen der Schäden für die Wirtschaft immer lauter. Der neue Labour-Chef Keir Starmer forderte die Regierung am Mittwoch bei der wöchentlichen Fragestunde im Parlament auf, eine Exit-Strategie vorzulegen und eine Debatte auf Öffentlichkeit darüber zu führen.
Johnson musste in der Intensivstation behandelt werden
Johnson hatte sich im Parlament jedoch nicht blicken lassen. Der 55 Jahre alte Tory-Politiker hatte am Morgen die Geburt seines jüngsten Kindes bekannt gegeben. Er und seine Verlobte Carrie Symonds (32) seien erfreut, die Geburt eines gesunden Jungen am Morgen in einer Londoner Klinik bekannt zu machen, hieß es in einer Mitteilung. Sowohl der Mutter als auch dem Baby gehe es gut.
Johnson hatte wegen seiner Infektion mit dem Coronavirus eine Woche in dem Londoner St.-Thomas-Hospital verbracht. Drei Tage lang musste der Tory-Politiker sogar auf der Intensivstation behandelt werden. Mit der Geburt seines jüngsten Sprösslings wurde eigentlich erst im Frühsommer gerechnet.
Lage in anderen Ländern auch angespannt
Mehr als 60.000 Menschen starben in den USA mittlerweile durch eine Infektion mit dem Virus. Das ging am Mittwochnachmittag (Ortszeit) aus den Daten der Universität Johns Hopkins hervor. Die Zahl der bestätigten Infektionen in den USA lag demnach bei 1,03 Millionen – fast ein Drittel der weltweit knapp 3,2 Millionen Fälle. US-Präsident Donald Trump hatte noch am 17. April gesagt, seine Regierung rechne mit 60.000 bis 65.000 Toten infolge der Epidemie in den USA. Angesichts der schnell steigenden Opferzahlen erscheint es nicht mehr realistisch, dass es bei diesen Zahlen bleibt. Frühere Modelle, die das Weiße Haus vorgestellt hatte, hatten mindestens 100.000 Tote in den USA vorhergesagt.
Derweil hat die US-Regierung Medienberichten zufolge ein Projekt gestartet, um die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Virus voranzutreiben. Ziel der "Operation Warp-Geschwindigkeit" sei es, Amerikanern bis zum Jahresende Hunderte Millionen Dosen eines Impfstoffs zur Verfügung zu stellen, meldete der Sender CNN unter Berufung auf Regierungskreise. Der Name des Projekts geht auf den fiktiven "Warp-Antrieb" in der Serie "Raumschiff Enterprise" zurück, das damit schneller als in Lichtgeschwindigkeit fliegen kann. Der Immunologe und Trump-Berater Anthony Fauci hatte zu Beginn der Krise gesagt, die Entwicklung eines Impfstoffs werde zwischen einem Jahr und 18 Monaten dauern. Damit stünde ein Impfstoff nicht vor Anfang oder Mitte 2021 zur Verfügung.
Polen
Polen teilte mit, seine Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Ländern bis zum 13. Mai beibehalten zu wollen. Einen entsprechenden Erlass habe Innenminister Mariusz Kaminski unterzeichnet, teilte das Ministerium in Warschau mit. Die Grenzen zu Deutschland, Tschechien, zur Slowakei und zu Litauen können bis dahin nur an bestimmten Übergängen überquert werden.
Mitte März hatte die nationalkonservative Regierung in Warschau als Schutzmaßnahme gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus beschlossen, die EU-Binnengrenzen für Ausländer zu schließen. Ausnahmen gelten für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten. Für den Warenverkehr gibt es keine Begrenzungen. Polen, die aus dem Ausland zurückkehren, müssen für 14 Tage in Quarantäne.
In Polen gibt nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Mittwoch derzeit 12.640 bestätigte Coronavirus-Fälle und 624 Todesopfer.
- Nachrichtenagentur dpa