Nach Covid-19-Erkrankung Britischer Premier Johnson wieder im Amt
London (dpa) - Der britische Premierminister Boris Johnson hat nach der Genesung von seiner Coronavirus-Infektion Forderungen nach einer Lockerung der Ausgangsbeschränkungen eine Absage erteilt.
"Ich verstehe eure Ungeduld", sagte Johnson mit Blick auf Forderungen von Unternehmen und seiner eigenen Partei, die Maßnahmen zurückzufahren. Er verwies jedoch darauf, dass eine zweite Erkrankungswelle vermieden werden müsse.
Der 55-Jährige nahm nach mehrwöchiger Erkrankung die Amtsgeschäfte wieder auf. In den vergangenen zweieinhalb Wochen hatte sich der konservative Politiker auf seinem offiziellen Landsitz in Chequers nahe London von der Lungenkrankheit Covid-19 erholt. Zuvor musste er mehrere Tage auf der Intensivstation verbringen. Er wurde von Außenminister Dominic Raab vertreten.
Die Pandemie sei die größte Herausforderung für das Land seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte Johnson in seiner ersten Rede nach der Erkrankung. Er weigere sich, alle Anstrengungen wegzuwerfen und große Verluste an Menschenleben zu riskieren. Johnson verglich das Virus mit einem Räuber: "Dies ist der Moment, in dem wir gemeinsam begonnen haben, es zu Boden zu ringen." Man sei auf einem guten Weg.
Seit dem 23. März gelten in Großbritannien strikte Ausgangsbeschränkungen, noch bis mindestens 7. Mai. Die Briten dürfen ihre Wohnungen kaum verlassen. Alle Läden, die nicht der Grundversorgung dienen, sind geschlossen. Sport im Freien ist einmal am Tag erlaubt. Versammlungen von mehr als zwei Personen sind tabu.
Nach den offiziellen Statistiken sind landesweit über 21 000 Menschen an den Folgen ihrer Corona-Infektion gestorben. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch deutlich höher liegen, da unter anderem die Opfer in Pflegeheimen nicht mitgezählt wurden. Zu den Toten zählen auch über 80 Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS (National Health Service). Die Regierung will die Familien dieser Ärzte und Pfleger mit je 60 000 Pfund (knapp 69 000 Euro) unterstützen.
Die Regierung hatte sich anfangs gegen härtere Maßnahmen gesträubt. Nach Ansicht von Kritikern ging dadurch wertvolle Zeit verloren. In Großbritannien mangelt es an Tests, Beatmungsgeräten, Klinikpersonal und Masken. Experten fürchten, dass es das am schlimmsten von der Pandemie betroffene Land Europas mit Blick auf die Todesquote werden könnte. Kritikern zufolge wurde das Gesundheitswesen kaputt gespart.