Kurz vor den Wahlen Bombenanschlag in Pakistan: Zahl der Toten steigt auf 140
Es ist der dritte Anschlag auf Wahlkämpfer in Pakistan innerhalb weniger Tage – und der schwerste seit Langem. Terrorgruppen reißen sich darum, ihn für sich zu reklamieren.
Nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in Pakistan ist die Zahl der Toten nach offiziellen Angaben auf mindestens 140 gestiegen. Weitere 200 Menschen seien verletzt worden, als sich ein Selbstmordattentäter am Freitag bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Region Mastung in der Südprovinz Baluchistan in die Luft sprengte.
Ein Vertreter des Krankenhauses in der Provinzhauptstadt Quetta sagte, man befürchte, dass die Zahl der Toten noch weiter steigen könnte, weil sich viele der Verletzten in einem kritischen Zustand befänden.
Nur wenige Stunden nach dem Attentat reklamierten sowohl die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) als auch die Ghazi-Gruppe der radikalislamischen Taliban die Tat für sich. Der Anschlag hatte einer großen Zusammenkunft der Baluchistan Awami Partei gegolten. Am 25. Juli wählen mehr als 100 Millionen wahlberechtigte Pakistaner eine neue Nationalversammlung sowie Provinzparlamente.
Acht bis zehn Kilo Sprengstoff gezündet
Das Attentat in der Region Mastung hatte am Freitagnachmittag einer großen Zusammenkunft der Baluchistan Awami Partei gegolten. In Videos, die in sozialen Medien zirkulierten, waren viele Tote auf einem blutgetränkten Teppich zu sehen, der offenbar in einem Zelt für Zuhörer ausgelegt worden war. Überlebende riefen nach Krankenwagen, im Hintergrund waren weinende Frauen zu hören. Medien zeigten Fotos von blutverschmierten Angehörigen, die neben Leichen kauerten.
Bis in die Nacht mussten Opferzahlen alle halbe Stunde aktualisiert werden, weil mit Ambulanzen immer weiter Leichen und Verletzte in die Kliniken in der Region ankamen. Die Zeitung "Dawn" berichtete, der Attentäter habe acht bis zehn Kilo Sprengstoff gezündet. Der Ladung seien Metallteile wie Kugellager beigemischt gewesen.
Mehrere Anschläge binnen weniger Tage
Es war bereits der dritte Anschlag auf Wahlkämpfer innerhalb weniger Tage. Erst am Dienstag hatte sich ein Attentäter der pakistanischen Taliban bei einer Veranstaltung in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar in die Luft gesprengt und mindestens 20 Menschen getötet.
Baluchistan ist die größte, ärmste und unruhigste Provinz des Landes. Immer wieder gibt es dort besonders blutige Angriffe von vielen verschiedenen Extremistengruppen auf Regierung, Sicherheitskräfte, aber auch religiöse Minderheiten.
Im Februar 2017 starben mehr als 75 Menschen in einem grausamen Angriff auf einen Sufi-Schrein. Im Oktober 2016 töteten Extremisten mehr als 60 Kadetten einer Polizeiakademie in einem nächtlichen Überfall auf ihre Baracken. Im Dezember 2014 töteten Taliban-Kämpfer 150 Menschen bei einem Angriff auf eine Armeeschule, die meisten Opfer waren Kinder.
Massive Militäroffensiven seit 2015
Seit 2015 ist die Zahl der Anschläge in Pakistan vor allem wegen massiver Militäroffensiven gegen einige der Islamisten-Gruppen stark zurückgegangen. Trotzdem hat die Wahlkommission das Militär gebeten, die Wahlen in knapp zwei Wochen mit rund 370.000 Sicherheitskräften zu schützen. Dann wählen mehr als 100 Millionen wahlberechtigte Pakistaner eine neue Nationalversammlung sowie Provinzparlamente.
- dpa