Wiener Terrorprozess 14-Jähriger spricht offen über Anschlagspläne
Im November 2016 plant ein damals zwölfjähriger Deutsch-Iraker einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen. Zwei Jahre nach dem gescheiterten Attentat spricht er offen über seine Sympathie zum Islamischen Staat.
Im Wiener Terrorprozess um zwei Anschlagsversuche in Deutschland hat sich ein 14-jähriger Deutsch-Iraker offen zu seiner IS-Sympathie bekannt: "Das Einzige, auf das ich gehört habe, war der IS persönlich", erklärte der Jugendliche vor dem Landgericht Wien. Der strafunmündige Minderjährige wurde als Zeuge zu dem Prozess eines 19-jährigen IS-Sympathisanten eingeladen. Dieser soll ihn zu dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen angestiftet haben. Dem Angeklagten drohen 15 Jahre Haft wegen Anstiftung zum Mord und zu terroristischen Straftaten.
Weihnachtsmarkt nicht einziges Anschlagsziel gewesen
Eigentlich sei nach Angaben des 14-Jährigen aus Ludwigshafen das Ziel im November 2016 ein Bus gewesen. Er hatte einen Sprengkörper dabei. Das Anzünden habe aber nicht geklappt, erzählt er weiter. Er deponierte danach eine funktionsfähige Nagelbombe in einem Gebüsch auf dem Weihnachtsmarkt.
Als die Bombe ebenso nicht explodierte, wollte er nach eigener Angabe mit einem Kanister Benzin und einem Beil ein Krankenhaus angreifen und zumindest zwei Menschen töten und den Eingang anzünden. Der Jugendliche habe zu einem späteren Zeitpunkt eine Kirche als Anschlagsort ausgewählt. Hier wollte er nach IS-Vorbild dem Pfarrer die Kehle durchschneiden, erzählt er weiter. An diesem Tag habe er jedoch verschlafen.
Als Grund für die versuchten Anschläge nennt der Deutsch-Iraker die Aussicht auf Jungfrauen im Paradies. Außerdem habe er den IS gut gefunden. Den Kontakt zum sogenannten Islamischen Staat habe der Jugendliche alleine gesucht: "Die Idee kam von mir. Ich bin selbst drauf gekommen", sagte er über Videozuschaltung dem Wiener Landgericht.
"Ich habe mich schon mit neun Jahren mit Bombenbau beschäftigt"
Die Anleitung zum Bau der Bombe habe er nicht von dem angeklagten 19-Jährigen. "Ich habe mich schon mit neun Jahren mit Bombenbau beschäftigt", gab er selbstbewusst zu Protokoll. Im September 2016 habe er testweise eine Bombe gebaut und in einem Wald in Ludwigshafen vergraben.
Bei dem fehlgeschlagenen Attentat auf den Weihnachtsmarkt spielte vermutlich auch eine Rolle, dass dem damals Zwölfjährigen keine Zündschnur verkauft worden war. "Deswegen habe ich Wunderkerzen genommen", erzählt der Jugendliche dem Gericht. Diese brannten nicht vollständig ab. Der Deutsch-Iraker lebt zurzeit in einer Sozialeinrichtung und wird von einem Psychotherapeuten betreut.
- dpa