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Terror in New York: Eine Deutsche unter Verletzten in Manhattan


Acht Tote in New York
29-Jähriger Usbeke soll Anschlag in Manhattan begangen haben

t-online, Daniel C. Schmidt

Aktualisiert am 01.11.2017Lesedauer: 5 Min.
Das Bild soll Sayfullo Saipov, den mutmaßlichen Manhattan-Attentäter zeigen.Vergrößern des Bildes
Das Bild soll Sayfullo Saipov, den mutmaßlichen Manhattan-Attentäter zeigen. (Quelle: St. Charles County Department of Corrections/KMOV via AP)

Die New Yorker Polizei identifiziert den mutmaßlichen Täter als Sayfullo Saipov, der am gestrigen Nachmittag mindestens acht Menschen tötet und elf weitere verletzt, als er seinen Pickup auf einen Fahrradspur lenkt. Der gebürtige Usbeke soll 2010 nach Amerika gezogen und Inhaber einer Green Card sein.

Von Daniel C. Schmidt, Washington

Die umliegenden Schulen hatten gerade ihre Glocken geläutet. Um kurz nach 15 Uhr strömten hunderte Kinder in den New Yorker Nachmittag, Hausaufgaben und Halloween im Kopf. In ein paar Stunden würden viele von ihnen in Kostümen durch die Straßen ziehen, um Süßigkeiten zu sammeln.

Tragischerweise war es ein lauter Knall, gefolgt von hysterischen Schreien, der New York den größten Schrecken des Tages einjagte: In jenem Moment rammte ein weißer Pickup einen Schulbus, blieb stehen, ein Mann stieg aus, rannte umher und wedelte das, was wie eine Pistole und ein Gewehr aussahen. Der Mann schrie "Allahu Akbar", bis ein Polizist ihn mit einem gezielten Schuss in den Bauch niederstreckte.

Die blutige Terrorfahrt des schlanken, bärtigen Mannes, den das New York Police Department wenig später als Sayfullo Saipov identifizieren würde, hatte innerhalb von wenigen Minuten eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Der 29 Jahre alte Usbeke soll laut Zeugenaussagen den weißen Lieferwagen mit der Aufschrift "Rent me – starting at $19" von der West Houston Street links auf den West Side Highway in Lower Manhattan gelenkt haben, wobei er auf die Radspur der vierspurigen Straße schlenkerte und etwa 15 Straßenblocks südwärts Richtung One World Trade Center raste.

Durch einen Crash gegen einen gelben Schulbus an der Kreuzung zur Chambers Street kam der Lieferwagen zum Stehen. Die Bilder vom Tatort zeigen dunkle Reifenspuren auf dem Asphalt vor dem Bus. Sechs Menschen wurden noch direkt an Ort und Stelle für tot erklärt, gab die New Yorker Feuerwehr an, zwei weitere Personen verstarben wenig später in einem umliegenden Krankenhaus.

Auch eine Deutsche unter den Verletzten

Mindestens elf Menschen werden zudem mit schweren Verletzungen behandelt, darunter auch eine Deutsche: "Unter den Verletzten befindet sich eine deutsche Staatsangehörige", erklärte das Auswärtige Amt in Berlin: Aus dem Ministerium verlautete, bei der mutmaßlich islamistischen Attacke mit acht Toten habe es aber kein deutsches Todesopfer gegeben.

"Basierend auf den Informationen, die wir zurzeit haben, handelt es sich um einen Terrorakt", sagte Bürgermeister Bill de Blasio auf einer Pressekonferenz. "Die Tat ist außerordentlich feige, weil sie sich gegen unschuldige Bürger richtet, gegen Menschen, die in diesem Augenblick einfach ihr Leben leben und keine Ahnung haben, was auf sie zukommt."

"Die ganzen Kinder riefen 'Lauf, lauf rein!'", erzählte die zwölf Jahre alte Schülerin namens Emily der "New York Times" über ihren Nachhauseweg. Mütter seien in Horden mit Kinderwagen zurück in die umliegende Schule gerannt, sagte die Siebtklässlerin.

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Eugene Duffy hatte gerade seinen Arbeitsplatz am Pier 26 verlassen, als er einen Schrei hörte. "Ich habe mich umgedreht", erzählte er später "CNN". "Ich sah einen weißen Lieferwagen auf dem Radweg ein paar Straßenblocks von hier entfernt." Er habe sofort gewusst, dass etwas nicht stimmen könne: "Als ich in die Richtung lief, hörte ich die Schreie einer Frau. Zwei Männer lagen dort, sie hatten Reifenspuren auf ihrem Körper."

Schüsse seien zu hören gewesen, dann sei der Wagen in den Schulbus gerast.

"Wir hörten Leute 'Waffe', 'lauf weg' schreien", sagte der 14 Jahre alte Sirus von der Stuyvesant High School zu einem CNN-Reporter. "Wir dachten erst, das sei vielleicht ein Halloween-Scherz." Ihm sei klar geworden, dass es sich nicht um einen Scherz handelte, als er einen Mann auf der Kreuzung rumlaufen sah, der laut schrie. Ein Passant habe versucht, den Angreifer zu beruhigen. Als der gemerkt habe, dass der Täter eine Waffe habe, sei er zurückgewichen.

Laut Behörden ist die Tat die tödlichste auf New Yorker Boden seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Vor rund fünf Monaten war bereits ein Auto in eine Menge am Times Square gerast. Die Tat, bei der ein Mensch starb, wurde damals offiziell nicht als Terrorakt gewertet. Und trotzdem erinnerte der heutige Anschlag unweigerlich an Taten wie sie in Nizza und Berlin stattfanden.

Die Erkenntnis ist nicht neu, und doch ist die blutige Spur, die Sayfullo Saipov an diesem Nachmittag in Lower Manhattan hinterließ, eine weitere Mahnung, dass es in dichtbesiedelten Großstädten jederzeit zu Anschlägen dieser Art kommen kann, ganz unabhängig vom Motiv.

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Bürgermeister de Blasio kündigte an, dass das FBI die Untersuchungen übernehmen würde. Laut New York Police Department geht die Polizei nicht von einem Mittäter aus. "NBC" berichtete zuerst, dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter um Sayfullo Saipov handeln soll. Der 29 Jahre alte Usbeke sei 2010 nach Amerika gezogen und in Besitz einer Green Card, die ihm permanenten Aufenthaltsstatus ermöglicht. Am späten Abend berichteten mehrere Medien, Saipov habe als Fahrer für die Taxi-App UBER gearbeitet. Die Firma gab an, mit den Behörden zu kooperieren, um zur Aufklärung des Falles beizutragen.

Donald Trump schrieb kurz nach der Attacke auf Twitter: "Es sieht aus, als habe es in NYC wieder ein Attentat durch eine sehr kranke und gestörte Person gegeben. Die Behörden schauen sich den Fall genau an. NICHT IN DEN U.S.A.!"

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Später fügte der US-Präsident hinzu: "Meine Gedanken, Beileid, und Gebete richten sich an die Opfer und Familien der Terrorattacke in New York City. Gott und unser Land stehen an Eurer Seite!" Er habe im Heimatschutz-Ministerium angeordnet, "die ohnehin schon sehr gründlichen Einreiseüberprüfungen noch auszuweiten."

New Yorks Polizeichef James O’Neill sagte, die Behörden hätten am Tatort ein Luftgewehr und eine Paintball-Waffe gefunden. Saipov habe ein Schreiben hinterlassen, das auf eine ISIS-Verbindung hindeute. Über den weiteren Inhalt machte die Polizei bislang keine Angaben.

Ein gutes Wetterfähnchen bei derartigen Taten ist Rukmini Callimachi, die für die "New York Times" über ISIS schreibt. Bislang, schreibt die Journalistin, habe ISIS sich nicht offiziell zu der Tat bekannt. Mit wenigen Ausnahmen, so Callimachi, beanspruche ISIS in der Regel keine Attentate für sich, bei denen der Täter in Polizeigewahrsam genommen worden sei.

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"ABC News" und das "Wall Street Journal" berichteten, dass Saipov in Paterson, New Jersey, und Tampa, Florida gemeldet gewesen sein soll. Den weißen Lieferwagen habe er in New Jersey ausgeliehen. Nach der Tat wurde Saipov ins Bellevue Hospital gebracht, wo er operiert werden musste. Laut New York Police Department hätten ihn Ermittler noch vor dem Eingriff befragt. Bisher ist unbekannt, ob er sich zu einem möglichen Motiv geäußert haben könnte. Die Behörden werden jetzt sicherlich überprüfen, ob und wie oft Saipov nach seiner Einreise zwischen Amerika und Usbekistan hin- und hergereist ist.

Andrew Cuomo, New Yorks Governor, kündigte derweil an, das One World Trade Center am Abend in den Farben Rot, Weiß, und Blau anzuleuchten. Die meisten öffentlichen und lang geplanten Halloween-Paraden fanden unter verstärkter Polizeipräsenz statt.

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