Doppelanschlag in Teheran Die Angreifer kamen als Frauen verkleidet
Der Iran hat bis jetzt immer stolz verkündet, das schiitische Land sei das sicherste im Nahen Osten. Nach einem Doppelanschlag sieht die Lage nun anders aus. Die Angreifer stürmten offenbar als Frauen verkleidet ins Parlament.
Die Anschlagsserie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Fastenmonat Ramadan reißt nicht ab. Zwei Terroranschläge mit mindestens 18 Toten erschüttern die iranische Hauptstadt Teheran. Der IS reklamierte die Tat kurz darauf für sich. Das meldete die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group unter Berufung auf das IS-Sprachrohr Amak. Terroristen stürmten - teils als Selbstmordattentäter - das iranische Parlament und das Mausoleum des verstorbenen Revolutionsführers Ruhollah Chomeini im Herzen Teherans.
Nach Bagdad, Kabul und London ist die Tat in Teheran schon der vierte große Anschlag seit Beginn des Ramadans, den der IS für sich reklamiert. Schon im März hatte es Aufrufe des IS gegeben, den Iran anzugreifen. Eigentlich soll der Fastenmonat eine Zeit des Friedens sein. Dschihadisten wie der IS rufen ihre Anhänger in dieser Zeit hingegen ausdrücklich zum Kampf und zu Anschlägen auf. Sie sehen sich damit in der Tradition des Propheten Mohammed, der eine seiner wichtigsten Schlachten im Ramadan geführt hatte.
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Alle sechs Terroristen waren nach Geheimdienstangaben nach dem Doppelanschlag tot. Medien hatten zunächst von sieben Angreifern berichtet. Vier Männer hatten sich nach Angaben des iranischen Innenministeriums als Frauen verkleidet ins Parlament geschlichen. Drei von ihnen wurden erschossen, einer sprengte sich in die Luft, wie Medien berichteten. Auch im Mausoleum des verstorbenen iranischen Revolutionsführers Ruhollah Chomeini in Südteheran gab es einen Selbstmordattentäter, ein weiterer Angreifer wurde erschossen. Bei den Anschlägen kamen außerdem mindestens zwölf Wächter und Zivilisten ums Leben. Mehr als 40 Menschen wurden verletzt.
Feinde im Syrien-Krieg
"Das war wieder ein feiger Angriff und ein nutzloser Versuch, uns einzuschüchtern", sagte Parlamentspräsident Ali Laridschani. Der Iran werde Terroristen weiterhin konsequent bekämpfen und alle ihre Terrorzellen im Iran zerstören. Für die sunnitische IS-Terrormiliz ist der schiitische Iran ein Erzfeind. Vom Iran gesponserte Milizen sind sowohl in Syrien als auch im Irak im Einsatz. Teheran ist ein treuer Unterstützer des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Der Iran hatte stets betont, das sicherste Land im Nahen Osten zu sein.
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Amak veröffentlichte am Mittwoch ein kurzes Video im Internet. Nach einer eingeblendeten Schrift, wonach Amak ein Video von einem der Angreifer aus dem Parlament erhalten habe, ist ein Büroraum zu sehen, auf dessen Boden ein offensichtlich Erschossener liegt. Ein Mann - anscheinend einer der Angreifer - schreit "Glaubt ihr, wir werden gehen?". Ein anderer ruft "Wir werden bleiben bis zum jüngsten Gericht!" Es sind mehrere Schüsse zu hören. Danach ist das etwas mehr als 20-sekündige Video zu Ende. Sein Zweck soll wohl eine Art Beweis sein, dass der IS hinter der Tat steckt.
Spannungen am Golf
Die Situation in der Region ist ohnehin spannungsgeladen: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten und der Jemen brachen am Montag alle diplomatischen Kontakte zu Katar ab. Mauretanien zog am Dienstag nach, auch Jordanien fuhr seine diplomatischen Beziehungen zurück. Katars Nachbarländer schlossen zudem die Grenzen. Die arabischen Staaten beschuldigen Katar, Terrororganisationen wie den IS zu unterstützen. Gleichzeitig stoßen sie sich an den angeblich guten Beziehungen Katars zum schiitischen Iran. Das sunnitische Königreich Saudi-Arabien sieht in Teheran einen Erzrivalen in der Region. Iran hat Katar Hilfe angeboten.
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Kurdische Kämpfer haben zudem mit dem lang erwarteten Sturm auf die wichtigste verbliebene IS-Hochburg Al-Rakka in Nordsyrien begonnen. Die von einer US-Koalition unterstützen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) begannen am Dienstag eigenen Angaben zufolge "den großen Kampf zur Befreiung" der inoffiziellen Hauptstadt der Terrormiliz IS.
Auch in der nordirakischen Metropole Mossul steht die IS-Terrormiliz massiv unter Druck: Die Islamisten haben sich in der dicht besiedelten Altstadt verschanzt, in der auch bis zu 400 000 Zivilisten gefangen sind. Die Millionenstadt Mossul ist die letzte verbliebene IS-Hochburg im Irak.