Keine Einigung über Waffenruhe Israels Armee startet wieder massive Angriffe im Gazastreifen

Seit Januar gilt zwischen Israel und der islamistischen Hamas eine Waffenruhe, die aber bisher nicht verlängert wurde. Jetzt greift Israels Armee wieder massiv an.
Das israelische Militär greift nach eigenen Angaben mehrere Stellungen der Hamas im Gazastreifen an. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu teilte in einer Erkläung mit, dass er habe das Militär angewiesen, die Hamas im Gazastreifen wieder anzugreifen. "Israel wird fortan mit zunehmender militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen", so sein Büro in der Erklärung. Die Angriffe seien eine Reaktion auf die Weigerung der Hamas, weitere Geiseln freizulassen und alle Vorschläge für eine anhaltende Waffenruhe abzulehnen. Weitere Einzelheiten zu dem Einsatz würden später veröffentlicht, hieß es von der israelischen Armee.
Nach Angaben des zivilen palästinensischen Rettungsdienstes sind bislang mindestens 80 Menschen bei israelischen Luftangriffen gestorben, darunter auch Kinder. Israel habe Dutzende Angriffe auf den Gazastreifen geflogen, so der Rettungsdienst weiter. Nach Angaben von Ärzten und Augenzeugen wurden drei Häuser in Deir Al-Balah im Zentrum des Gazastreifens, ein Gebäude in Gaza-Stadt sowie Ziele in Khan Younis und Rafah getroffen.
Ein Vertreter der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass Israel mit seinen jüngsten Angriffen im Gazastreifen das Waffenruheabkommen einseitig beendet habe.
USA schalten sich in den Konflikt ein
Im Ringen um die Fortsetzung der Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der dort noch immer festgehaltenen Geiseln waren in Katars Hauptstadt Doha weitere indirekte Gespräche zwischen Israel und der Hamas geplant gewesen. Sowohl Israel als auch die Hamas hatten am Wochenende die Entsendung von Verhandlern zu den unter der Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars stattfindenden Gesprächen bestätigt.
Grundlage der Gespräche sollte dem Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu zufolge ein Vorschlag des US-Sondergesandten Steve Witkoff sein. Dieser sieht vor, dass die Waffenruhe bis Mitte April verlängert werden sollte, sofern die Hamas im Austausch für palästinensische Häftlinge sofort elf lebende Geiseln und die Hälfte der noch im Gazastreifen befindlichen toten Geiseln an Israel übergibt.
Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte, dass Israel die USA vor den neuen Angriffen auf den Gazastreifen konsultiert habe. Dies bestätigte er am Montagabend (Ortszeit) in einer Sendung des US-Senders Fox News.
Die US-Regierung hatte der Hamas zuletzt eine Verzögerungstaktik bei den Verhandlungen über den Fortgang der Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der dort festgehaltenen Geiseln vorgeworfen. "Die Hamas geht ein sehr hohes Risiko ein, wenn sie glaubt, dass die Zeit für sie arbeitet. Das tut sie nicht", erklärte Witkoffs Büro am Freitag.
Von den 251 am 7. Oktober von den Hamas-Kämpfern bei ihrem beispiellosen Überfall auf Israel verschleppten Menschen befinden sich nach wie vor 58 im Gazastreifen. 34 von ihnen sollen nach Angaben der israelischen Armee tot sein.
- Nachrichtenagenturen Reuters, afp und dpa