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Mexiko: Britischer Botschafter wegen Waffenvideo entlassen


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Gewehr auf Mitarbeiter gerichtet
Britischer Botschafter wegen Waffen-Video entlassen


01.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Der britische Botschafter zielt mit einem Gewehr auf einen Mitarbeiter der Botschaft in Mexiko: Jon Benjamin wurde daraufhin entlassen.Vergrößern des Bildes
Der britische Botschafter zielt mit einem Gewehr auf einen Mitarbeiter der Botschaft in Mexiko: Jon Benjamin wurde daraufhin entlassen. (Quelle: Screenshot X)
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Der britische Botschafter in Mexiko muss wegen eines kompromittierenden Videos gehen. Mitarbeiter der Auslandsvertretung werfen ihm schwere Vergehen vor.

Der britische Botschafter in Mexiko, Jon Benjamin, wurde wegen eines kompromittierenden Videos entlassen. Die Aufnahme zeigt Benjamin, wie er – offenbar als Scherz – in einem Auto ein halb automatisches Gewehr auf einen Mitarbeiter richtet. Der Vorfall soll sich bereits im April zugetragen haben, wurde jedoch erst jetzt öffentlich. Zuerst hatte die "Financial Times" darüber berichtet.

Demnach war Benjamin auf einer offiziellen Reise in die Bundesstaaten Durango und Sinaloa im Norden Mexikos. Beide Regionen leiden unter der Präsenz bewaffneter Gruppen und Drogenkartellen, entsprechend hoch war das Sicherheitsaufgebot für den Botschafter.

Während der Reise hat Benjamin in einem Auto offenbar eine Waffe des Sicherheitspersonals an sich genommen und auf den mexikanischen Mitarbeiter gerichtet. Das entsprechende Video wurde am vergangenen Dienstag zuerst von einem anonymen Profil auf der Plattform X geteilt. Offenbar stehen Botschaftsmitarbeiter dahinter, die laut dem Profilbild den "Missbrauch unseres Botschafters gegenüber dem mexikanischen Personal" anprangern.

Schwere Vorwürfe gegen den Botschafter

"Im Kontext täglicher Tötungen durch Drogendealer in Mexiko wagt er einen Scherz", steht in der Beschreibung des Videos. "Die britische Botschaft in Mexiko hat in der Vergangenheit immer wieder Dinge vor der Öffentlichkeit verheimlicht", schreiben die anonymen Verfasser weiter. Dazu gehöre auch die Haltung des Botschafters, "über allem zu stehen". Diese habe "zur systematischen Schikanierung mexikanischer Mitarbeiter" geführt. "Dadurch konnten Rassismus, Homophobie und Transphobie gedeihen."

Laut der "Financial Times" wurde Benjamin kurz nach dem Vorfall im April entlassen. Das britische Außenministerium teilte der Zeitung mit, dass man über den Vorfall unterrichtet sei und entsprechende Maßnahmen ergriffen habe. Auf der Regierungswebsite wird Benjamin nicht mehr als Botschafter gelistet. Demnach sei er zwischen 2021 und 2024 Botschafter in Mexiko gewesen. Zuvor arbeitete er den Angaben zufolge unter anderem in Chile, Ghana, der Türkei, Indonesien und den USA. Seine Karriere habe 38 Jahre angedauert.

Laut seinem Profil auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn endete seine Dienstzeit als Botschafter in Mexiko im Mai. Dort teilte Benjamin während seiner Reise nach Sinaloa noch ein Selfie am Strand. Dazu schrieb er: "Ich beende einen exzellenten und arbeitsreichen zweitägigen Aufenthalt in Sinaloa mit ein paar leckeren Garnelen-Tacos im Restaurant 'La Isla de Maviri' am Strand." t-online hat Benjamin zu dem Vorfall während der Reise angefragt und um eine Stellungnahme gebeten.

Gewalt in Mexiko

Mexiko erlebt derzeit angesichts der am Sonntag anstehenden Präsidentschaftswahlen eine Welle der Gewalt. Im Vorfeld der Abstimmungen sind inzwischen so viele Kandidatinnen und Kandidaten wie noch nie in der jüngeren Geschichte des Landes getötet worden. Am Freitag wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft der Bewerber Jorge Huerta Cabera bei einer Wahlveranstaltung erschossen. Er hatte für einen Sitz im Gemeinderat der Stadt Izucar de Matamoros kandidiert. Damit stieg laut Daten des Sicherheitsberaters Integralia die Zahl jener Getöteten, die sich bei den Sonntag anstehenden Wahlen für Ämter beworben hatten, auf 37.

Zudem habe es bislang 828 Angriffe gegeben, die nicht tödlich verlaufen seien – davon allein knapp 80 seit Anfang dieser Woche. Experten verweisen darauf, dass Mexikos Mischung aus mächtigen Drogenkartellen und oft korrupten lokalen Regierungen die Gefahr für politische Bewerber erhöht. 560 Kandidaten und Wahlhelfer hatten während des Wahlkampfes wegen wiederholter Drohungen Personenschutz bekommen. Das hat aber nicht immer geholfen. Erst Anfang der Woche wurde ein Bewerber für das Amt des Bürgermeisters im südlichen Bundesstaat Guerrero während des Wahlkampfs trotz Personenschutz aus nächster Nähe erschossen.

Verwendete Quellen
  • gov.uk: "Jon Benjamin" (englisch)
  • LinkedIn-Profil von Jon Benjamin
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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