Jahrzehnte in Haft oder Hausarrest Chinesischer Systemkritiker Bao Tong gestorben
Den Großteil der letzten 30 Jahre verbrachte Bao Tong im Gefängnis oder unter Hausarrest. Jetzt ist der chinesische Dissident gestorben.
Der chinesische Dissident und ehemalige Funktionär der Kommunistischen Partei, Bao Tong, ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Sein Vater sei "friedlich" am Morgen des 9. November gestorben, schrieb sein Sohn Bao Pu am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter. Bao Tong verbrachte einen Großteil der vergangenen 30 Jahre unter Hausarrest oder im Gefängnis, nachdem er im Zuge der Demokratieproteste 1989 Sympathien für die Studentenbewegung bekundet hatte.
Bao war einstmals Mitglied des mächtigen Zentralkomitees innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas. Er war ein enger Vertrauter und Berater des 1989 nach den Demokratieprotesten abgesetzten Generalsekretärs der Kommunistischen Partei, Zhao Ziyang. Bao galt als einer der Architekten der von Zhao begonnenen wirtschaftlichen und politischen Reformen.
Verurteilt wegen "konterrevolutionärer Aktivitäten"
Bao hatte sich seinerzeit gegen den Einsatz von Gewalt gegen die Demonstranten ausgesprochen. Er war am 28. Mai 1989, eine Woche vor der blutigen Niederschlagung der Demokratieproteste auf dem Tiananmen-Platz in Peking, festgenommen worden. 1992 wurde er wegen "Anstiftung konterrevolutionärer Aktivitäten" und "Verbreitung von Staatsgeheimnissen" zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Trotz seines Arrests wurde Bao ein vehementer Kritiker der chinesischen Regierung, veröffentlichte Artikel in ausländischen Zeitungen und unterschrieb die "Charter 08" für politische Reformen. Er kritisierte auch offen Chinas amtierenden Präsidenten Xi Jinping.
- Nachrichtenagentur AFP