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Mark Rutte: Wer ist der Sturkopf, der Macron beim EU-Gipfel herausforderte?


Regierungschef Mark Rutte
Wer ist der Sturkopf, der Merkel und Macron herausforderte?

Von afp, ds

Aktualisiert am 21.07.2020Lesedauer: 3 Min.
Mark Rutte: Durch Beharrlichkeit holte er am Ende ein gutes Ergebnis für sein Land beim EU-Sondergipfel heraus.Vergrößern des Bildes
Mark Rutte: Durch Beharrlichkeit holte er am Ende ein gutes Ergebnis für sein Land beim EU-Sondergipfel heraus. (Quelle: Hollandse Hoogte/imago-images-bilder)
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Nach 80 Stunden Verhandlungen setzten sich die "Sparsamen" beim EU-Gipfel durch. Angeführt wurden sie vom Ministerpräsidenten der Niederlande. Wie tickt der Mann, der sich ganz offen mit Merkel und Macron anlegte?

Die europäischen Regierungschefs feiern ihren Kompromiss beim Mammut-EU-Gipfel. Ein Staatslenker darf sich dabei allerdings als der größte Gewinner fühlen: der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte. Unter seiner Führung stellten sich die "Sparsamen Vier", darunter auch Österreich, Schweden, Dänemark und später ergänzt durch Finnland, gegen die Corona-Hilfspläne der EU-Schwergewichte Deutschland und Frankreich. Sie rangen Kanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emanuel Macron harte Zugeständnisse ab. Doch wer ist Mark Rutte eigentlich? Was treibt den 53-jährigen Vorsitzenden der bürgerlich-liberalen Volkspartij voor Vrijheid en Democratie (VVD) an? Ein Portrait:

Beim EU-Gipfel nahm Rutte schnell eine Schlüsselrolle ein. Er präsentierte sich als harter Verhandler, der den südlichen Ländern nur unter Auflagen Hilfsgelder geben und davon möglichst viel zurückgezahlt haben wollte: Rutte spielt bei dem Gipfeltreffen die Rolle des Bremsers. Und er setzte sich schließlich durch. Alle Einzelheiten zum EU-Kompromiss lesen Sie hier.

Rutte fährt mit dem Fahrrad zum Regierungssitz

Mit seiner Sparsamkeit vertritt der 53-Jährige einen Wert, der in seiner Heimat populär ist. Bis heute wohnt er in derselben Wohnung in einem Den Haager Nobelviertel, die er sich nach seinem Studium gekauft hat. Wenn er nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit radelt, fährt er einen alten Gebrauchtwagen.


Mit seiner offenen Art ist es dem hochgewachsenen Chef der niederländischen Liberalen von der VVD gelungen, quer durch die zersplitterte politische Landschaft seines Landes Freunde zu finden und Koalitionen zu schmieden. Seinen Verhandlungspartnern beim Treffen in Brüssel zeigt er seine andere Seite – er ist weniger leicht zu durchschauen, als sein verbindliches Auftreten zunächst vermuten lässt.

"Er kann ein ziemliches Chamäleon sein", sagt der Politologe Pepijn Bergsen vom Londoner Institut Chatham House. "Es wird gerne verbreitet, dass er seine Meinung gemäß dem im Raum vorherrschenden Konsens bildet."

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Vom Magazin "The Economist" als "Vikar auf Koffein-Überdosis" beschrieben, gibt sich Rutte gern energiegeladen und offen. Sein Privatleben hält er aber konsequent unter Verschluss. Dass er nicht verheiratet ist, löste in den niederländischen Medien Spekulationen über seine sexuelle Orientierung aus – auf die er lediglich entgegnete, er sei glücklich mit seinem Leben.

Rutte legte sich mit Donald Trump an

Rutte ist das jüngste von sieben Geschwistern und lebt bis heute in seiner Geburtsstadt Den Haag. Ursprünglich wollte er Konzertpianist werden, studierte dann aber Geschichte und arbeitete später als Personalmanager beim Konsumgüter-Giganten Unilever. Seit 2006 führt er die liberale VVD-Partei, vor zehn Jahren wurde er schließlich Regierungschef. Seither führte er drei verschiedene Koalitionen an.

Vor der letzten Parlamentswahl 2017 wurde Rutte vorgeworfen, mit einer harten Einwanderungspolitik im rechten Lager auf Stimmenfang zu gehen, um den Rechtspopulisten Geert Wilders in Schach zu halten. In jüngster Zeit bekam er dagegen viel Lob für seinen "intelligenten Lockdown" gegen die Verbreitung des Coronavirus. An diesen hielt er sich auch selbst – während der Kontaktbeschränkungen verzichtete er bis wenige Stunden vor deren Tod auf Besuche bei seiner Mutter in einem Pflegeheim.

International machte sich Rutte einen Ruf als Anhänger des klaren Wortes – was ihm nicht nur Freunde brachte. So unterbrach er beispielsweise US-Präsident Donald Trump bei einem Besuch in Washington 2018 mit einem abrupten Nein, als dieser über ein EU-Handelsabkommen sprach. Seine harte Haltung während der Schuldenkrise in Griechenland und der EU-Einwanderungsdebatte stieß viele europäische Partner zurück.

Als inoffizieller Anführer der "Sparsamen" übernahm Rutte nicht unbedingt gern die Rolle des Bösewichts, glaubt ein niederländischer Diplomat. "Er würde lieber als jemand gesehen werden, der die Dinge zum Guten wendet und sich für seine Steuerzahler einsetzt" – nicht zuletzt, weil in den Niederlanden im nächsten März gewählt wird. Die Verteidigung niederländischer Steuergelder gegen EU-Forderungen könnte Rutte dabei wichtige Pluspunkte bringen. Er würde bei einem Wahlsieg und dem bereits angekündigten Rückzug von Merkel die Kanzlerin als dienstältester Regierungschef in Europa beerben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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