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Experten bestätigen Sicherheit belgischer AKW


Trotz kleiner Schäden
Experten bestätigen Sicherheit belgischer AKW

dpa, Teresa Dapp

09.07.2018Lesedauer: 3 Min.
Kernkraftwerk Tihange in Belgien: In jüngster Zeit sind immer wieder Nachrichten von technischen Störungen in die Schlagzeilen geraten.Vergrößern des Bildes
Kernkraftwerk Tihange in Belgien: In jüngster Zeit sind immer wieder Nachrichten von technischen Störungen in die Schlagzeilen geraten. (Quelle: CHROMORANGE/imago-images-bilder)

Ein Gutachten von Experten der Bundesregierung stellt fest, dass die Risse in den Reaktor-Druckbehältern der AKW Doel und Tihange harmlos sind. Entwarnen wollen sie trotzdem nicht.

Deutsche Atomexperten halten die umstrittenen belgischen Atomkraftwerke Tihange 2 und Doel 3 für sicher. Feine Risse in den Reaktor-Druckbehältern seien bei der Herstellung entstanden und stellten auch im Störfall kein zusätzliches Risiko dar, heißt es in einem Bericht der Reaktor-Sicherheitskommission, die die Bundesregierung berät. Im Umweltministerium sprach man von einer "guten Nachricht" vor allem für die deutsch-belgische Grenzregion, hielt aber an der Forderung fest, alte Meiler abzuschalten.

Der 19-seitige Bericht der Kommission war mit Spannung erwartet worden. Die Risse in den Druckbehältern waren erstmals 2012 aufgefallen. 2016 hatte die damalige Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) Belgien gebeten, die Meiler bis zu Klärung von Sicherheitsfragen abzuschalten - ein sehr ungewöhnlicher Schritt. Damals sei er richtig gewesen, sagte Hendricks' Nachfolgerin Svenja Schulze (SPD) am Montag. Jetzt seien offene Fragen "weitgehend geklärt". Das ändere aber nichts an ihrer "grundsätzlich kritischen Haltung gegenüber alten Atomkraftwerken in unseren Nachbarländern".

Betrieb der Reaktoren führte nicht zu Rissen

In der Stellungnahme der Kommission heißt es, es sei "plausibel", dass die Risse bei der Herstellung entstanden seien, und es sei nicht erkennbar, dass die Risse durch den Betrieb der Reaktoren zugenommen hätten. Für den Fall von erhöhtem Innendruck gebe es "ausreichende Reserven" gegen einen Kollaps, auch einer plötzlichen Erhitzung könnten die Behälter standhalten.

Zuerst hatte die "Aachener Zeitung" darüber berichtet. Die Kommission sei davon überzeugt, dass bei einer Analyse 2017 alle "für die Bewertung relevanten Risse gefunden wurden", sagte Kommissionsleiter Rudolf Wieland der Zeitung. Es war befürchtet worden, dass es hinter größeren Rissen noch versteckte kleinere geben könnte. Die Kommission hält weitere Untersuchungen für notwendig, das ist mit Belgien bereits verabredet.

Umweltministerium: "Atomenergie trägt immer ein Restrisiko"

Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte, nun könne man einschätzen, dass die Risse - sogenannte Wasserstoff-Flocken - die Sicherheit der Meiler nicht beeinträchtigten. Das Ministerium bleibe aber bei seiner Haltung, dass alte Reaktoren abgeschaltet gehörten. "Atomenergie trägt immer ein Restrisiko, insbesondere wenn es um alte Atomanlagen geht. Und hier sprechen wir über alte Atomanlagen."

Aus Ministeriumskreisen hieß es, dass aus deutscher Sicht eine Laufzeit von 32 Jahren ausreichend sei. Doel 3 ist seit 1982 am Netz, Tihange 2 seit 1983. Auch abseits der feinen Risse gibt es in den belgischen AKW immer wieder Pannen. Darüber sei man mit dem Nachbarland im Gespräch, hieß es im Berliner Ministerium. Die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC bestätigte am Montag, dass sie den Bericht aus Deutschland erhalten habe. Dazu äußern wolle man sich aber erst nach gründlicher Prüfung, hieß es dort.

Bericht sei "erstmal eine beruhigende Nachricht"

Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sagte, der Bericht sei "erst einmal eine beruhigende Nachricht". Die Landesregierung bliebe aber dabei, "dass die recht alten und störanfälligen Reaktoren baldmöglichst abgeschaltet werden sollten". Die belgische Regierung hat zugesagt, dass die insgesamt sieben Atomreaktoren zwischen 2022 und 2025 vom Netz gehen.

Die Vorsitzende des Umwelt-Ausschusses im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), warf Kommissionsleiter Wieland eine "erschreckende Verharmlosung" der Probleme vor. "Auf dieser Basis eine umfassende Beschwichtigung zu betreiben, ist fachlich äußerst fragwürdig und inakzeptabel." Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer, der im Bundestag den Kreis Düren vertritt, nannte die Äußerungen "mehr als irritierend". Die Stellungnahme gebe "bei genauer Lektüre keinen Anlass zur Entwarnung". Linke-Politiker Hubertus Zdebel sieht ebenfalls offene Fragen. "Ich erwarte dazu zeitnah eine umfassende Stellungnahme des Bundesumweltministeriums", sagte er.

Verwendete Quellen
  • dpa
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