Vergeltungszölle in Kraft Europa setzt sich gegen Trump zur Wehr
Whiskey, Jeans und Erdnussbutter: Manche US-Produkte belegt die EU fortan mit Strafzöllen. Amerikanische Stahlhersteller werden dagegen mittlerweile des Preiswuchers verdächtigt.
In der Nacht zum Freitag traten die Vergeltungszölle auf US-Produkte wie Whiskey, Jeans, Motorräder und Erdnussbutter in Kraft. Damit reagiert die Europäische Union auf die von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte. Bei Importen in die USA werden seit Anfang Juni 2018 Zölle in Höhe von 25 Prozent bei Stahl und 10 Prozent bei Aluminium aus Europa fällig.
Die Verbraucher in Deutschland müssen nach Einschätzung der Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels (AVE) durch die von der EU verhängten Vergeltungszölle auf US-Produkte mit Preiserhöhungen rechnen.
Ausweichen auf Lieferanten aus anderen Ländern
"Im Lebensmittelbereich könnten höhere Preise schon bald spürbar sein, weil hier die Margen besonders gering sind. Bei der Mode wegen der langfristig vereinbarten Kollektionen etwas später", sagte der AVE-Präsident Matthias Händle der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings werde der Handel, wo es möglich sei, auf Lieferanten aus anderen Ländern ausweichen.
Nach Einschätzung des AVE-Präsidenten haben die Verbraucher allerdings noch eine Atempause, bis die Zölle auf die Endkundenpreise durchschlagen. "Es ist unwahrscheinlich, dass wir sofort höhere Preise sehen werden. Zum einen liegen Waren bereits in den Lagern. Zum anderen verhindert der harte Wettbewerb im deutschen Handel, dass höhere Importkosten eins zu eins an die Verbraucher weitergereicht werden", erklärte Händle.
"Ungerechtfertigte Preistreiberei"
Die Einführung von Strafzöllen auf europäischen Stahl durch Donald Trump hat hingegen US-Handelsminister Wilbur Ross mittlerweile auf den Plan gerufen: Er verdächtigt einheimische Hersteller des Preiswuchers. Es liefen Untersuchungen, ob einige Marktteilnehmer die Zölle für "ungerechtfertigte Preistreiberei" genutzt hätten, sagte er am Mittwoch vor dem Finanzausschuss des Senats.
"Es gibt keinen Grund, den Stahlpreis um weit mehr als die Prozentzahl des Zolls anzuheben und dennoch geschieht es", klagte Ross. Er sprach von "gesellschaftsfeindlichem Verhalten" in der Industrie, nannte jedoch keine Firmen. Allerdings wäre es aus seiner Sicht zur Linderung von drohenden Angebotsengpässen angebracht, wenn der Hüttenbetreiber US Steel Corp eingemottete Hochöfen im Bundesstaat Illinois wieder hochfahren würde.
Die USA hatten Anfang Juni Schutzzölle auf Stahl und Aluminium aus Europa in Höhe von 25 beziehungsweise 10 Prozent verhängt. Die EU schlägt ab Freitag mit Vergeltungszöllen zurück: Dann gelten Strafabgaben im Wert von 2,8 Milliarden Euro auf amerikanische Produkte.
- dpa, Reuters