Mutmaßliche Bestechung durch Katar und Marokko Korruptionsskandal: Zwei EU-Abgeordnete festgenommen
Erst kürzlich waren die beiden Sozialdemokraten aus ihrer Fraktion geworfen worden, nun folgen Festnahmen. Ihr Fall steht in Verbindung zum Skandal um die ehemalige Parlaments-Vizepräsidentin Kaili.
Im EU-Korruptionsskandal sind die beiden Europaparlamentarier Marc Tarabella und Andrea Cozzolino festgenommen worden. Nachdem der Belgier Tarabella am Freitagnachmittag in Brüssel festgesetzt und von der Staatsanwaltschaft verhört worden war, nahm die italienische Polizei am Abend Cozzolino fest.
Dieser hatte sich in Neapel in einer Klinik behandeln lassen und wurde beim Verlassen des Krankenhauses von der Finanzpolizei in Gewahrsam genommen, wie italienische Medien übereinstimmend berichteten.
Den beiden Europaabgeordneten – die jüngst aus der Fraktion der Sozialdemokraten ausgeschlossen worden waren und vom Parlament ihre Immunität aberkannt bekamen – wird vorgeworfen, sich von Drittstaaten bezahlt haben zu lassen. Sie beteuern jeweils ihre Unschuld.
Cozzolino offenbar bereits in einem Gefängnis
Im Dezember war das EU-Parlament durch den Korruptionsskandal um die damalige Vizepräsidentin Eva Kaili erschüttert worden. Sie verlor wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ihren Posten. Die Justiz legt Kaili und weiteren Verdächtigen die Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Korruption zur Last. Es geht um mutmaßliche Einflussnahme auf Entscheidungen durch Katar und Marokko.
Tarabella wurde in Brüssel von den Ermittlern befragt, die zudem sein Büro im EU-Parlament sowie andere Geschäftsräume durchsuchten. Die Fahnder gingen zudem in das Büro von Cozzolino in Brüssel. Die Polizei nahm ihn in Neapel fest, um ihn in ein Gefängnis zu bringen, wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Verweis auf Justizquellen berichtete.
Über die beiden Politiker und deren mögliche Rolle in dem Skandal war schon seit Dezember berichtet worden. Anfang Februar wurde dann ihre Immunität aufgehoben, sodass die Staatsanwaltschaft gegen sie ermitteln konnte.
- Nachrichtenagentur dpa