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Zum journalistischen Leitbild von t-online.CO2-Bilanz Diese Lebensmittel sind besonders klimafreundlich
Wer zum Klimaschutz beitragen will, kann schon beim Essen damit anfangen. Denn auch Lebensmittel verursachen Treibhausgas-Emissionen. Allerdings gibt es dabei erhebliche Unterschiede.
Nicht nur Verkehr, Industrie und Energieerzeugung produzieren schädliche Treibhausgase. Auch in der Landwirtschaft entstehen bei der Produktion, der Verarbeitung und dem Transport von Lebensmitteln CO2 und Methan. Doch im Supermarkt erhalten Verbraucher keine Hinweise darauf, welche Nahrungsmittel besonders klimaschädlich sind.
Es gibt allerdings Berechnungen, welche Lebensmittel besonders stark zur Klimakrise beitragen. Das passiert auf unterschiedliche Weise: Treibhausgase entstehen durch Düngung, die Verdauung bei Tieren, dem Kraftstoffverbrauch von Erntemaschinen und beim Transport. Darüber hinaus tragen auch Lagerung und die Verarbeitung zur Klimabilanz eines Lebensmittels bei.
- Treibhauseffekt: So tragen Gase zur Erderhitzung bei
Spitzenreiter mit negativer Klimabilanz
Butter hat eine besonders verheerende Klimabilanz. Pro Kilogramm des beliebten Nahrungsmittels werden rund 23.800 Gramm CO2-Äquivalente produziert. Das liegt vor allem an der Herstellung – denn um ein Kilo Butter zu gewinnen, bedarf es mehr als 20 Liter Milch, die selbst 940 Gramm CO2e verursacht. Hinzu kommen Emissionen durch Transport und Lagerung, insbesondere die notwendige Kühlung. Damit schlägt die Butter sogar Rindfleisch (rund 13.300 g/kg), das sonst oft als Beispiel für CO2e-intensive Lebensmittel gilt.
Die Einheit CO2-Äquivalent (CO2e) wird genutzt um die Klimawirkung verschiedener Treibhausgase zu vergleichen. Denn die verschiedenen Gase tragen in einem bestimmten Zeitraum unterschiedlich stark zum Treibhauseffekt bei. Methan wirkt beispielsweise 21-mal stärker als Kohlendioxid. Eine Tonne Methan entspricht somit 21 Tonnen CO2-Äquivalente.
Allerdings schneiden Fleisch und Milchprodukte insgesamt sehr schlecht hinsichtlich ihrer Klimabilanz ab. Das hat unter anderem mit dem Treibhausgas Methan zu tun. Vor allem Rinder produzieren bei der Verdauung sehr viel Methan – und dieses ist schädlicher als CO2.
Wer nicht völlig auf Fleisch verzichten möchte, aber dennoch die eigene Klimabilanz über die Ernährung verbessern will, sollte daher eher zu Alternativen wie Geflügel oder Schwein greifen. Diese verursachen nur rund 3.500 bzw. 3.250 g/kg CO2-Äquivalente. Besonders klimafreundlich sind allerdings pflanzliche Lebensmittel.
Lebensmittel | CO2-Äquivalente in g/kg |
---|---|
Gemüse (frisch) | 153 |
Gemüse (TK) | 415 |
Gemüse (Konserve) | 511 |
Brötchen (Weißbrot) | 661 |
Brot (Misch) | 768 |
Milch | 940 |
Joghurt | 1.231 |
Eier | 1.931 |
Schwein | 3.252 |
Geflügel | 3.508 |
Sahne | 7.631 |
Käse | 8.512 |
Rind | 13.311 |
Butter | 23.794 |
Quelle: GEMIS 4.4, Öko-Institut
Ökologisch schlägt konventionell, frisch schlägt Tiefkühlware
Ökologisch produzierte Lebensmittel haben laut Berechnungen des Öko-Institus eine ausnahmslos bessere Klimabilanz als jene aus konventioneller Landwirtschaft. Während beispielsweise Käse aus ökologischer Produktion 7.951 Gramm CO2e pro Kilogramm verursacht, sind es bei konventionellem Käse 8.512 Gramm.
Auch die Lagerung hat Einfluss auf die CO2-Bilanz der Nahrung: Frisches Gemüse verursacht in Produktion, Transport und Lagerung mit 153 Gramm pro Kilogramm die geringste Anzahl von CO2-Äquivalenten. Als Tiefkühlware sind es jedoch bereits 415 Gramm, da hier zusätzlich Energie für die Kühlung benötigt wird. Als Konserve ist die CO2-Bilanz nochmals negativer mit 511 g/kg. Allerdings bleiben durch Kühlung bzw. Konservierung Lebensmittel auch außerhalb der jeweiligen Erntezeit verfügbar.
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Klimabilanz von Fisch und Meeresfrüchten
In der Untersuchung vom Öko-Institut wurde Fisch nicht berücksichtigt, da dieser zum Großteil aus dem Fang und nicht der Zucht stammt. Jedoch haben kanadische Forscher 2014 untersucht, wie viel Diesel Fischkutter beim Fischfang verbrauchen. Der Kraftstoffverbrauch unterscheidet sich dabei zwischen den verschiedenen Meerestieren erheblich. Für eine Tonne Sardinen müssen so im Schnitt nur 71 Liter Diesel aufgewendet werden. Für den Fang von nordamerikanischem Wildlachs werden 886 Liter, für Weißen Thunfisch 1.612 Liter pro Tonne verbraucht.
Shrimps und Hummer sind hingegen wahre "Kraftstoff-Fresser". Für eine Tonne der Meeresfrüchte werden 2.923 Liter Dieselkraftstoff benötigt. Das entspricht rund 7.700 Gramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm – Transport ab Hafen, Lagerung und Verarbeitung sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Kennzeichnung von Lebensmitteln gefordert
Immer mehr Menschen wollen ihren persönlichen CO2-Fußabdruck verringern. Gerade bei Lebensmitteln ist es aber im Supermarkt kaum möglich zu erkennen, welche Produkte eher klimafreundlich sind und welche – dem Klima zuliebe – besser nur in Maßen genossen werden sollten. Im September wird sich der Petitionsausschuss des Bundestags mit einer entsprechenden Eingabe befassen. Rund 56.000 Menschen haben sich für eine CO2e-Kennzeichnung von Lebensmitteln ausgesprochen.
Allerdings ist fraglich, ob und wie schnell so ein System in Deutschland oder Europa eingeführt wird. So gibt es beispielsweise schon lange Forderungen nach einer Lebensmittelampel, die Aufschluss über den Nährwert von Lebensmitteln gibt. Die Einführung des sogenannten Nutri-Score-Labels zieht sich aber – und ist keineswegs als verpflichtende Kennzeichnung geplant.