Reifendruck-Kontrollsystem wird Pflicht Mehr Kosten beim Reifenwechsel
Mehr Komfort, mehr Sicherheit, mehr Kosten: Mit dem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS), das ab November 2014 für alle neu in der EU zugelassenen Autos zur Pflicht wird, kommen auf die Halter höhere Kosten zu. Doch dafür bekommen die Autofahrer auch einige Vorteile geboten.
"Insbesondere bei direkt messenden Systemen muss sowohl für den Kauf eines mit RDKS-Sensoren ausgestatteten neuen Reifensatzes als auch für den Reifenwechsel in der Fachwerkstatt mit Mehrkosten gerechnet werden", sagt Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer beim Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BVR) in Bonn.
Das betrifft natürlich auch alle Fahrer von Autos, die bereits ein solches System an Bord haben - so fahren hochpreisige Modelle schon seit Jahren mit einer Luftdruck-Kontrolle. Auch werden jetzt schon viele Autos im Hinblick auf die bald geltende EU-Vorschrift mit dem System ausgeliefert.
BVR rechnet mit bis zu 500 Euro Mehrkosten
Der BVR geht beim Wechsel von Sensor-Reifen pro Fahrzeug von einem Arbeitsmehraufwand gegenüber herkömmlichen Reifen von 18 bis 25 Minuten aus. Bei einem Werkstatt-Stundenlohn von 60 Euro wären das 18 bis 25 Euro zusätzliche Kosten. Stärker fällt aber die Technik selbst ins Gewicht: Drechsler nennt für Original-Sensoren vom Autohersteller eine Preisspanne von 30 bis 120 Euro pro Stück. Frei programmierbare Sensoren von Drittanbietern seien mit 40 bis 50 Euro günstiger. "Ob auch solche Sensoren an ein Fahrzeug passen, kann im Reifenfachhandel gemessen werden", erklärt er.
Teure Sensoren bei direktmessenden Systemen
Reifensensoren für direktmessende Systeme kosten im Schnitt zwischen 300 und 450 Euro - diese müssen nach etwa sechs Jahren ausgetauscht werden, weil dann die Batterie leer ist. Denn damit Schmutz und Wasser den Sensoren nichts anhaben können, sind sie fest verschweißt. Zudem braucht der Halter für die Winterreifen einen extra Satz Sensoren.
Wird indirekt gemessen, wird der ABS-Drehzahlsensor als Anhaltspunkt genutzt. Wenn der Reifendruck abnimmt, verringert sich der Abrollradius des Rades. Es dreht sich also schneller als die anderen Räder. Das System ist deutlich günstiger, reagiert aber auch erst viel später, bei einem Verlust von etwa 0,5 Bar.
Reifendruck-Kontrollsystem: Viele Vorteile
Der Vorteil für die Fahrer: Statt wie üblich empfohlen alle vier Wochen den Luftdruck mühsam an der Tankstelle überprüfen zu müssen, übernimmt diese Aufgabe nun die Bordelektronik - so muss man sich nicht mehr bücken und die Hände schmutzig machen. Aber die Luftdruckkontrolle hat auch Auswirkungen auf die Sicherheit und die Laufleistung der Reifen.
Optimaler Luftdruck spart Kosten
Unter Umständen kann sich der höhere Aufwand schnell amortisieren, weil sich die Laufleistung der Reifen mit RDKS aller Voraussicht nach stark erhöht. Der Grund hierfür: Das System zeigt einen zu niedrigen Luftdruck sofort an, so dass der Fahrer diesen schnell korrigieren kann. Durch den optimalen Luftdruck steigt die Laufleistung gegenüber Reifen, die oft mit zu wenig Luft unterwegs sind.
Mehr Sicherheit durch korrekten Druck
Denn werden die korrekten Fülldruckwerte nicht eingehalten, sinkt der Reifen noch stärker ein, Rollwiderstand und Erwärmung nehmen drastisch zu. Das kann bis zu einem gefährlichen Reifendefekt führen. Ein zu geringer Luftdruck reduziert dabei auch die Lebensdauer der Reifen. Bei 0,3 bar Minderdruck verringert sich die Laufleistung schon um 30 Prozent. Überdies verlängern sich die Bremswege. Damit wird auch die Fahrsicherheit beeinträchtigt.
Weniger Verbrauch
Ein Minderdruck von nur 0,2 bar erhöht den Verbrauch um rund ein Prozent, bei 0,4 bar sind es schon zwei Prozent und bei 0,6 bar unter dem empfohlenen Wert fallen etwa vier Prozent mehr Kraftstoff an. Betrachtet man all diese Vorteile in der Summe, lohnt sich das Reifendruck-Kontrollsystem für den Autofahrer. Auch wenn es zunächst nach höheren Kosten aussieht.
Mehr als drei Millionen Fahrzeuge betroffen
Den Autoherstellern ist es freigestellt, auf welche RDKS-Variante sie setzen. In jedem Fall gilt: Alle Pkw, Geländewagen und Wohnmobile - das sind Fahrzeuge der Klassen M1/M1G - müssen laut der EU-Verordnung (Nr. 661/2009) ein Reifendruck-Kontrollsystem an Bord haben, wenn sie ab 1. November 2014 neu zugelassen werden. Alle seit 1. November 2012 neu typengenehmigten Fahrzeuge dieser Klassen, müssen bereits ab Werk mit einem RDKS ausgestattet sein.
Der BVR schätzt, dass bis zum Jahresende 2014 in Deutschland 3,1 Million Fahrzeuge der betreffenden Klassen neu zugelassen werden, 1,1 Million davon allein mit einem direkt per Sensoren messenden Reifendruck-Kontrollsystem.