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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auto Riva – Legende auf dem Wasser
Die eleganten haben seit Jahrzehnten Kultstatus und gelten als Inbegriff des maritimen Lifestyles. Stars wie Brigitte Bardot oder Sean Connery schätzten die Boote und Ferruccio Lamborghini veredelte auch gleich ein Modell. Wir stellen einige der außergewöhnlichsten Boote der italienischen Traditionswerft vor.
Anders als es der Name vermuten lässt, befindet sich eine der exklusivsten und traditionsreichsten Werften nicht am Gardasee, sondern am benachbarten Iseosee.
Benannt nach Carlo Riva, der letztes Jahr seinen 90. Geburtstag feierte, werden dort in der Nähe der norditalienischen Stadt Bergamo bereits seit den 1950er Jahren äußerst begehrte Boote gebaut. Dass sie es im wahrsten Sinn "schnell" zu Weltruhm brachten, ist kein Wunder, schließlich baute schon der Vater Rennboote und steuerte einige davon sogar selbst. So war es Carlo wohl in die Wiege gelegt, das Geschäft einmal fortzuführen. Nach seinem Konstrukteurs-Studium und der Übernahme des Familienunternehmens erkannte der noch nicht einmal 30-Jährige das große Potential sogenannter "Runaboats", leistungsstarker Sportboote zum Freizeitvergnügen wohlhabender Kunden. Er verfeinerte das Konzept des amerikanischen Herstellers Chris Craft und schuf mit seinen eigenen Entwürfen eine Legende auf dem Wasser. >>
Luxus für den Jetset
Die Kombination von PS-starken, im hölzernen Rumpf fest verbauten Innenbord-Motoren und dem sportlich-eleganten Design faszinierte den Jetset der damaligen Zeit. Für die "Schönen und Reichen" wie Brigitte Bardot, Gunter Sachs oder Sean Connery gehörte es einfach zum guten Ton dazu, entweder selbst eine Riva zu fahren oder damit übers Wasser chauffiert zu werden. Besonders beliebt war das Modell Aquarama mit der edlen Mahagonibeplankung und viel Chrom. Hinter der Panorama-Windschutzscheibe wartete ein luxuriöses Cockpit samt schicken Instrumenten, weißem Steuerrad und Ledersesseln. Die Liegefläche dahinter lud ebenso zum Sonnenbaden, wie zum Sehen und Gesehen werden ein. Doch es gab auch einige Kunden, die mehr interessierte, was sich darunter abspielte.
Lamborghini auf dem Wasser
Einer davon war der Unternehmer Ferruccio Lamborghini, der mit seinen Traktoren viel Geld verdient hatte. >>
1968, vier Jahre nachdem er als unzufriedener Ferrari-Kunde mit dem 350 GT den ersten eigenen Sportwagen auf die Straße gebracht hatte, wollte er nun auch zu dem erlesenden Kreis der Riva-Eigner gehören. Also kontaktiere Ferruccio Lamborghini den nahezu gleichaltrigen Carlo Riva mit dem Wunsch, die üblichen V8-Motoren doch lieber durch zwei seiner Zwölfzylinder zu ersetzen. Gesagt – getan – mit einigen, schiffs-spezifischen Anpassungen wurden beide Triebwerke ins langgesteckte Heck der Aquarama verpflanzt und schöpften jeweils 350 PS aus vier Liter Hubraum. Damit erreichte das Einzelstück eine Höchstgeschwindigkeit von 48 Knoten, was knapp 89 km/h entspricht. Andere Exemplare der erfolgreichen Baureihe liefen höchstens 40 Knoten, also "nur" rund 74 km/h. Doch während die meisten der historischen Rivas über die vergangenen Jahrzehnte aufwendig gepflegt wurden und nichts von ihrem Glanz verloren, ereilte das Lamborghini-Boot ein besonderes Schicksal.
In drei Jahren zurück zum Originalzustand
Nach dem Tod des Eigners 1993 blieb die stärkste und schnellste Aquarama aller Zeit viele Jahre verschollen. Dann entdeckte ein niederländischer Riva-Sammler das wertvolle Schmuckstück in einem erbärmlichen Zustand unter einer alten Plane in der Ecke einer Bootshalle verborgen. Er beauftragte die ebenfalls in Holland ansässige Firma Riva World mit der aufwendigen Restaurierung.
Die dauerte über drei Jahre und hat sich gelohnt: Der mit 25 Lackschichten veredelte Rumpf sieht heute aus, als ob er gerade frisch die Werfthalle von Carlo Riva verlassen hätte. Die "Lamborghini Aquarama" hat 45 Jahre nach ihrem Stapellauf nun wieder ihren besonderen Platz in der kleinen, aber feinen Welt der Riva-Boote. Experten schätzen, dass rund die Hälfte der rund 4000 gebauten Rivas noch existieren und wie Oldtimer auf vier Rädern zu teilweise horrenden Preisen deutlich über 100.000 Euro gehandelt werden.
Noch teurer sind allerdings die modernen Sportboote und Jachten bis rund 30 Meter Länge, die heute unter dem traditionsreichen Namen verkauft werden. Im Jahr 2000 fand Riva nach diversen Eigentümerwechseln schließlich einen "sicheren Hafen" in Form des italienischen Werft-Konzerns Ferretti. >>
Dadurch ergeben sich teilweise so außergewöhnliche Synergien wie beim Gemeinschafts-Projekt "Jade". Dies ist der Name einer 58 Meter langen Luxusjacht der CRN-Werft, die ebenfalls zur Ferretti Group gehört.
Bei allem Luxus an Bord, ist das eigentliche Highlight ihr Beiboot – eine Riva Iseo 27 – mit knapp 10 Meter Länge. Durch eine große Luke im Bug kann der Tender langsam, auf eigenem Kiel in den Bauch des unwesentlich breiteren Mutterschiffs schwimmen. Bei anderen Jachten dieses Formats werden Tender zumeist über Kräne an Bord gehievt. Aber es gibt wohl kaum eine elegantere und exklusivere Möglichkeit, eine Jacht zu entern oder zu verlassen.
Dies beweist auf beeindruckende Weise, dass der Riva-Mythos auch im 21. Jahrhundert weiter lebt.