Autotest
Im Toyota Yaris GR steckt echter Sportsgeist
21.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Berlin (dpa-infocom) – Ausgerechnet Toyota. Zwar steht der japanische Gigant wie kein anderer für vernünftige und deshalb oft meist sehr zahme Massenmodelle. Doch beim neuen Yaris GR blitzt nun eine kräftige Portion Leidenschaft hervor.
Eben noch ein braver Kleinwagen mit genügsamen Hybridantrieb, wird aus ihm unter der Regie der Motorsportabteilung Gazoo Racing ein Rennwagen für die Westentasche, mit dem weltweit 25.000 Kunden Toyota von einer ganz anderen Seite kennen lernen können. Denn 192 kW/261 PS in einem Auto von gerade mal vier Metern und 1280 Kilo versprechen mehr Spaß als ihn die meisten echten Sportwagen bieten können.
Wenn schon, denn schon
So ungewöhnlich der Yaris GR für Toyota auch sein mag, die Herangehensweise ist typisch für die Japaner. Denn wenn sie etwas machen, dann machen sie es konsequent. Das ist sowohl beim Hybridantrieb als auch bei der Brennstoffzelle so, und das ist in Sachen Sportlichkeit nicht anders. Deshalb haben sie für den Yaris nicht nur einen Motor gebaut, der mehr als doppelt so stark ist wie das bisherige Top-Modell mit mageren 92 kW/125 PS, und das Fahrwerk versteift. Sondern sie haben gleich auch noch einen elektronisch geregelten Allradantrieb mit zwei Differentialen entwickelt, eine dreitürige Karosserie entworfen, weite Teile davon aus Aluminium oder gar Karbon gebaut und über 200 zusätzliche Schweißpunkte gesetzt. Das alles hat zwar seinen Preis, denn mit 37.690 Euro kostet der GR jetzt mehr als doppelt so viel wie das Basis-Modell. Doch gemessen an echten Sportwagen ist der gedopte Stadtflitzer noch immer ein Schnäppchen.
Und mehr Spaß macht er obendrein. Denn wenn der auf 1,6 Liter Hubraum aufgebohrte Dreizylinder munter bis 6000 Touren dreht und dabei dröhnt wie ein großer, wird der Yaris zur Sportskanone, und jede Kreisstraße fühlt sich verdächtig nach Nordschleife an. Wie im Zeitraffer legt der Rennflitzer Meter um Meter zurück und hält dabei dank des Allrads eisern die Spur. Selbst die maximal 360 Nm lassen die ebenso breiten wie dünnen Gummis auf den 18-Zoll-Felgen nicht ihre Haftung verlieren. Es gibt kein Untersteuern und keine quietschenden Reifen, sondern nur ungestümen Vortrieb. Während man im Yaris sonst allenfalls mal ein Knöllchen an der Parkuhr riskiert, werden in diesem Auto vor allem die Radarfallen zum Verhängnis. Schließlich beschleunigt der GT nicht nur in 5,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, sondern läuft bei Vollgas lässig 230 km/h.
Den Preis zahlt man an der Tankstelle
Natürlich hat dieses Vergnügen seinen Preis, denn schon der Normverbrauch ist mit 8,2 Litern (CO2-Ausstoß 185 g/km) vergleichsweise hoch, zumal es in der Praxis schnell doppelt so viel sein können. Doch verglichen mit klassischen Sportwagen, ist er geradezu abstinent: Jeder Porsche oder McLaren verbraucht schon im Leerlauf mehr.
Zum spritzigen Antrieb und der gelungenen Abstimmung gibt es ein Design, das die vorhandene Dynamik auch ausdrückt. Denn der eben noch brave Yaris sieht ein wenig aus wie Popeye im Spinatrausch. Auch das Innenleben wird dem sportlichen Anspruch gerecht. Denn wer das Kraftpaket bändigen will, braucht am Lenkrad einen festen Griff und im Sitz einen guten Halt. Schade nur, dass Toyota an der Sitzposition selbst nichts geändert hat: Obwohl der Yaris deutlich tiefer liegt als das Serienmodell, dürfte mancher Fahrer die Nähe zum Asphalt vermissen.
Fazit: Der etwas andere Supersportwagen
Natürlich gibt es Autos, die sind stärker, und welche, die sind schneller. Und wahrscheinlich gibt es auch einige, die besser fahren. Doch weil man so viel Spaß von einem Kleinwagen im Allgemeinen und von einem Toyota im Besonderen nicht erwarten würde, sticht der Yaris GR selbst echte Supersportwagen aus. Denn viel mehr Lust und Leidenschaft kann man selbst mit einem Lamborghini kaum erleben. Und während solche Luxusrenner entweder Kritik oder Neid auf sich ziehen, begegnet man beim Toyota allenfalls Neugier oder Verblüffung.
Datenblatt: Toyota Yaris GR
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke