Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Zylinder-Monster - Isdera Autobahnkurier 116i
Wo dieser Wagen vorfährt, halten die Menschen inne: Der ist eine der imposantesten Limousinen überhaupt. Der Ultra-Wagen wird von zwei Motoren mit insgesamt 16 Zylindern angetrieben. Ehrfürchtiges Staunen ist Anfang September in Schwetzingen garantiert.
Die schlechte Nachricht für alle solventen Autofans gleich vorne weg: Der Wagen bleibt im Besitz seines Schöpfers. "Der Autobahnkurier wird nicht verkauft", erläuterte Isdera-Gründer Eberhard Schulz auf Anfrage von wanted.de. Daher gebe es auch keine Drängelei von Interessenten. Und auch keinen Preis. Schulz konkretisiert: "Unabhängig von den Materialkosten hat das Projekt AK16 intern 12.000 Entwicklungs-Stunden gekostet". Wer nun Zeit hat, kann den monumentalen Wagen am ersten September-Wochenende auf dem Concours d'Elegance in Schwetzingen bestaunen, wo Schulz wieder in der Jury sitzt.
Stromlinie für die Autobahn
Doch zunächst eine Begriffsklärung: Der originale Autobahnkurier war der Mercedes 500K, der auf dem Internationalen Autmobil- und Motorradsalon 1934 in Paris vorgestellt wurde. >>
Verkleidete Hinterräder und breiter Coupé-Aufbau in Stromlinienform waren seine Markenzeichen. Später folgte der 540K. Aber was genau ist Isdera? Ganz einfach: Das Ingenierbüro für Styling, Design und Racing. Hier entstehen edle Einzelstücke. Vielleicht erinnern Sie sich an den legendären Mercedes CW 311 aus dem Spielfilm "Car-Napping"? Das war eben kein Mercedes, sondern ein Isdera.
Ferner rollte mit der Nr. 036 ein ansehnlicher Spyder aus der Manufaktur. Nach dem Isdera Imperator 108i mit Achtzylinder und Flügeltüren und dem eleganten, bis zu 348 km/h schnellen Supersportwagen Commendatore 112i folgte die Nummer 116.
Sagenhafte 16 Zylinder
Bei Isdera ist es Tradition, dass der Kunde die Anzahl der Zylinder an der Konstruktionsnummer ablesen kann. Folglich wird der Isdera Autobahnkurier 116i von insgesamt 16 (in Worten: sechzehn!) Zylindern angetrieben. >>
Schon Ende der 70er-Jahre reifte im Kopf von Eberhard Schulz die Idee für ein ungewöhnliches und extrem leistungsfähiges Automobil. Im Stil der 1930er-Jahre sollte ein 2+1-sitziger Sportwagen entstehen, der im Design die klassische Stromlinienform aufgreift. Geplant war ein zweisitziges Coupé mit einem zusätzlichen Notsitz quer zur Fahrtrichtung, ähnlich wie beim Mercedes-Benz 280 SL. Mit der Konstruktion begann er bei Isdera im Jahre 1998. Durch zahlreiche Fremdaufträge für die Automobilindustrie und die steigende Nachfrage nach den eigenen Isdera-Sportwagen wurde die Realisierung des Autobahnkurier 116 i immer wieder verschoben.
Erst nach etlichen Jahren konnte sich das Isdera-Team um Eberhard Schulz wieder dem 116i widmen. Zwischenzeitlich verlegte das Unternehmen den Firmensitz vom schwäbischen Warmbronn ins niedersächsische Hildesheim, und damit in den Geburtsort von Schulz.
Vintage-Limousine im Stil der Dreißiger
Der Autobahnkurier 116i ist mit den geteilten Heckfenstern und der großen Heckfinne eine Hommage an längst vergangene Zeiten und an die großen automobilen Formen der 1930er-Jahre. Zwischen den großen, freistehenden Scheinwerfern thront, wie bei Rolls-Royce, auf dem Kühler das Markenzeichen: Bei Isdera ist es ein Flügel schwingender Adler.
Im Lastenheft für den Autobahnkurier 116i standen nur einige wenige, aber dafür recht eindeutige und kompromisslose Vorgaben. Etwa die Realisierung eines absolut stilechten Design der Streamline-Aera, verbunden mit den technischen Komponenten eines Mercedes W 126. Sprich: Die Ausstrahlung von früher in Verbindung mit den Annehmlichkeiten moderner, zuverlässiger Technik. Breite Reifen-Aufstandsflächen waren gefragt, außerdem heutige Selbstverständlichkeiten wie Servobremse und -lenkung, ABS, Klimaanlage mit automatischer Temperaturregelung, eine wirklich wärmende Heizung, elektrische Fensterheber und Sitzverstellung plus Sitzheizung. >>
Realisiert werden sollte das alles in einem Fahrzeug ohne absturzgefährdete Computersysteme. Knüller des 5,60 Meter langen Autobahnkurier mit den freistehenden Kotflügeln und den großen Scheinwerfern sind seine Antriebsaggregate. Jawohl, Aggregate, im Plural. Denn Schulz installiert unter der rund zwei Meter langen Motorhaube gleich zwei V8-Motoren von Mercedes-Benz mit je fünf Litern Hubraum und rund 300 PS. Damit hat der vierradgetriebene Wagen satte zehn Liter Hubraum und 600 Pferdestärken, dazu sagenhafte 900 Nm bei 2700 U/min, gekoppelt an eine Fünf-Gang-Automatik.
Zwei Motoren mit je 300 PS und fünf Litern Hubraum
Und weil es so schön ist, hat der Isdera auch gleich zwei Anlasserknöpfe. Beide Triebswerke arbeiten voneinander unabhängig. Der vordere Motor treibt die Vorderräder an. Der zweite, hintere Motor treibt die Räder am Heck. So kann der Wagen wahlweise mit Vorderrad- oder mit Hinterradantrieb – und natürlich auch mit Allradantrieb – bewegt werden. Das Isdera-Team verrät, dass der Antrieb ausbaufähig sei – etwa in Richtung Hybrid.
Klar ist auch, dass die runden Anzeigeinstrumente der Isdera-Fahrzeugserie im Autobahnkurier Einzug gehalten haben, eingelassen in einem Marmor-Tableau. Und das ganze Instrumentarium ist in einem Armaturenbrett aus echtem, dickem Holz aufmontiert. Im Armaturenbrett fand auch ein Becker-Mexico-Radio im Nadelstreifen-Design seinen Platz. Zusammen mit jeder Menge Hightech, verpackt im stylishen Retro-Look.
Weitere technische Daten: Der Tankinhalt liegt bei 140 Litern, der Heckkofferraum soll ein Fassungsvermögen von 333 Liter haben. Der 5,61 Meter lange, 1,95 Meter breite und 1,56 Meterhohe Autobahnkurier soll vollgasfest sein und eine Höchstgeschwindigkeit von immerhin 242 km/h erreichen. Impressionen des monumentalen Wagens sehen Sie in unserer Fotoshow.