Klappscheinwerfer Warum die "Schlafaugen" ausgestorben sind
Klappscheinwerfer waren einst das Merkmal von Sportwagen - mit den versenkbaren Leuchteinheiten konnten die Designer von Ferrari, Maserati und Lamborghini eine flache Front mit guter Aerodynamik gestalten.
Klappscheinwerfer werden nicht mehr gebaut
Zumindest, solange ohne Licht gefahren wurde. Doch heute sind die Schlafaugen-Autos mittlerweile verschwunden. Und das schon länger als man glaubt. Warum das so ist, kann keiner richtig erklären. Wir versuchen es trotzdem.
Warum die Schlafaugen ausgestorben sind
Anders als viele Automobilisten meinen, sind nicht neue, zusätzliche Vorschriften, technische oder gesetzliche Regelungen für das Aussterben der Klappscheinwerfer verantwortlich.
Es lag an den Kosten und am Design
So sagt Frank Volk, beim TÜV Süd in München für die Unternehmenskommunikation zuständig: "Es gibt auf der Verordnungsebene definitiv keinen Hinderungsgrund für den Einsatz von Klappscheinwerfern". Er sieht für das Verschwinden der Klappscheinwerfer "wohl ausschließlich Design- und technische Gründe hinsichtlich des technischen Aufwands, der hinter Klappscheinwerfern steht."
Schlanke, integrierte Leuchten gewünscht
Schließlich erlauben neue Bauweisen und Beleuchtungstechniken kleinere Scheinwerfer, die sich designtechnisch besser integrieren lassen als die früheren großen Leuchten. Möglicherweise sind auch die relativ hohen Produktionskosten mit dafür verantwortlich, dass uns Automobilisten heute keine "Schlafaugen"-Automobile mehr angeboten werden.
Spielte der Fußgängerschutz eine Rolle?
Der Fußgängerschutz habe "zwar mal eine gewisse Rolle gespielt, laut unserem Sachverständigen sind die Vorschriften so wachsweich, dass Klappscheinwerfer - wenngleich bei noch mal erhöhtem Konstruktionsaufwand - weiter eingesetzt werden könnten." Eine ähnliche Auskunft gibt es auch von seinem Kollegen Wolfgang Partz, Pressesprecher Mobilität und Verkehr beim TÜV Rheinland in Köln. "Uns ist kein technischer oder rechtlicher Grund bekannt, warum Klappscheinwerfer nicht mehr zum Einsatz kommen dürften.“
Spritverbrauch und Aerodynamik
Auch Hans-Georg Marmit von der KÜS-Bundesgeschäftsstelle im saarländischen Losheim am See meint, "dass die Hersteller von der komplizierten, teuren und anfälligen Technik dieser Beleuchtungen Abstand genommen haben.“ Und er erwähnt einen weiteren Punkt: die Rolle des Luftwiderstandsbeiwerts und des Treibstoffverbrauchs. "Heute wird mit jedem Liter Treibstoff gegeizt, damit man in der Produktbeschreibung einen möglichst geringen Durchschnittsverbrauch angeben kann." Auch "die Einführung von Tagfahrlicht und Xenonbeleuchtung, die eine automatische Leuchtweitenregulierung voraussetzt, dürfte schwer zu vereinbaren sein mit aufklappbaren Scheinwerfern."
Erstes Auto mit Klappscheinwerfern kam aus den USA
Der erste Pkw mit Schlafaugen dürfte der von Gordon Buehrig entworfene Cord 810/812 gewesen sein, der Mitte der 1930-er Jahre in Amerika bei Auburn gebaut wurde. Der Fronttriebler war mit Hauptscheinwerfern ausgestattet, die zunächst bei Flugzeugen für den Landeanflug ausgeklappt wurden. In den USA wurden Klappscheinwerfer schick.
Porsche 928 hatte "offene" Klappscheinwerfer
Im Prinzip gibt es drei verschiedene technische Varianten der Klappscheinwerfer. Da wäre zunächst die Version mit einer Drehung um die Querachse, wie sie etwa beim VW Porsche 914 anzutreffen ist. Der Scheinwerfer fährt beim Einschalten mit einer Drehung aus der Karosserie heraus. Bei einigen Modellen, wie etwa dem Lamborghini Miura oder dem Porsche 928, liegen die Scheinwerfer "offen" - sie sind also auch ausgeschaltet sichtbar und zeigen mit der Streufläche nach oben.
Opel GT: Mit der Hand geklappt
Bei Variante zwei werden die Scheinwerfer um die Längsache ein- und ausgefahren. Etwa beim nur fünf Jahre lang ab 1968 gebauten Opel GT (der unter dem Slogan "Nur Fliegen ist schöner" vermarktet wurde), bei dem der Vorgang nicht elektrisch, sondern per Hand erfolgt. Bei den rund 103.000 gebauten Exemplaren halfen keine Elektromotoren, wenn es hell werden sollte. Der Fahrer musste an einem oftmals etwas schwergängigen Hebel ziehen, um die Leuchten in die richtige Position zu bringen.
Am Ende häufig: Elektrisch betriebene Klappscheinwerfer
Variante drei sind verdeckt eingebaute Scheinwerfer, bei denen Elektromotoren die Abdeckung von den Scheinwerfern verschwinden lassen. Der bis zwei Jahre vor der Jahrtausendwende gebaute Mazda MX-5 war eines der letzten Automobil-Modelle, bei dem noch Klappscheinwerfer verbaut wurden. Die Chevrolet Corvette C5 (2004), der De Tomaso Guara (2004) und der Esprit von Lotus (2003) waren dann die (zumindest vorerst) letzten produzierten Fahrzeuge mit Klappscheinwerfern.