Volvo P 1800 ES Als Schneewittchen-Sarg zum Klassiker
Seine Schönheit brachte dem Volvo P 1800 ES den Spitznamen "Schneewittchen-Sarg" ein. Nach nur zweijähriger Produktionszeit wurde der elegante zweitürige Kombi vor 40 Jahren eingestellt. Sein Hauptproblem war wohl der Preis: Für 26.000 Mark konnte man sich damals locker einen Porsche 911 in die Garage stellen.
Der Volvo P 1800 ES sollte vor allem dem P 1800 Coupé neuen Schwung verleihen. Seit 1961 auf dem Markt, war der Volvo P 1800 vor allem als Auto von Roger Moore alias Simon Templar in der Fernsehserie "The Saint" bekannt geworden. Der schwedische Designer Jan Wilsgaard, der bereits den Volvo Amazon entworfen hatte, verpasste dem P 1800 ES ein langes Kombi-Heck mit durchgehender Seitenscheibe und rahmenlose Heckklappe aus Glas. Die sanft abgerundeten grazilen Heckflossen, die schon das P 1800 Coupé geschmückt hatten, beließ er dem Auto.
Schneewittchen-Sarg war damals recht flott
Volvo mühte sich in der Pressemappe zur Premiere des P 1800 ES um Worte, die der Zwitternatur das Autos gerecht werden sollten: Die Schweden lobten die Neuheit als "Fastback Coupé" und sprachen vom "Styling eines Sportwagens", ließen aber "den Nutzwert eines Kombis" nicht unerwähnt. Die sportlichen Gene des Schneewittchen-Sargs kann man bis heute spüren. Mit 124 PS und 190 km/h kam der Fahrer eines Volvo P 1800 ES damals ziemlich flott vom Fleck.
Viele Instrumente im Volvo P 1800 ES
Sportwagen-Gefühle kommen auch heute noch auf auf, wenn man nur knapp über dem Boden in den kleinen Ledersesseln Platz nimmt. Die rechte Hand fällt auf einen langen, dürren Schaltknauf, die linke greift ins riesige Lenkrad, und nicht zu übersehen ist das überladene Armaturenbrett mit schmucker Holzimitat-Folierung. Dort stecken sage und schreibe sieben Rundinstrumente. Und dazwischen sind noch ein halbes Dutzend Kontrollleuchten versteckt. Wer die breite Gurtschnalle nicht in das beleuchtete Schloss auf dem Mitteltunnel steckt, blickt in die flammend rote Aufforderung: "Bitte Anschnallen".
Schneewittchen-Sarg ist nicht sehr praktisch
Sportlich fahren gelingt zumindest auf einer vergleichsweise geraden Strecke. Aber sonderlich praktisch kommt einem der Wagen heute nicht mehr vor. Zwar beträgt das Ladevolumen bei umgelegter Rückbank 1000 Liter, wer etwas Größeres einladen möchte, muss aber erst mühsam ins Auto tauchen und die Rückbank umlegen. Dennoch: Der Schneewittchen-Sarg gilt vor allem Volvo-Anhängern als Kult-Auto und Inbegriff der Eleganz.
Volvo P 1800 ES war teurer als Porsche 911
So verwundert es auch kaum, dass er Designer sportlicher Kombi-Modelle noch immer inspiriert. Auch bei Oldtimer-Rallyes, in Museen und bei Sammlertreffen ist der P 1800 ES ein gern gesehener Klassiker. Doch zu ihrer Zeit hielt sich die Begeisterung für die gesamte 1800er-Baureihe bei Volvo in engen Grenzen, zumal das Auto eben auch sehr teuer war.
Schneewittchen-Sarg in den USA beliebt
Das ES-Modell wurde aus der Not geboren und dem 1961 eingeführten Coupé P 1800 zur Seite gestellt, um den stockenden Absatz anzukurbeln. In Amerika wurde der Volvo P 1800 ES tatsächlich schnell beliebt. Aber die verschärften Sicherheitsgesetze in den USA der frühen siebziger Jahre bedeuteten das Ende der schönen Volvos. Im Rest der Welt floppten nämlich sowohl Coupé als auch Kombi. Deshalb wurde die Produktion des Zweitürers schon 1972 eingestellt und die des Fastbacks ein Jahr später.
Volvo P 1800 ES: viele Angebote
Oft zu sehen bekommt man den Schweden-Klassiker heute nicht mehr. In den rund zwei Jahren haben 8000 Autos die Fabrik in Schweden verlassen. Angesichts der kleinen Stückzahl und der großen Berühmtheit ist das Angebot an gebrauchten Volvo P 1800 ES überraschend: Allein auf den gängigen Internetplattformen in Deutschland findet man mindestens ein Dutzend Fahrzeuge. In gutem Zustand gibt es sie für etwa 20.000 Euro aufwärts. Fahrzeuge für einen vierstelligen Betrag sind meist in einem stark renovierungsbedürftigen Zustand.