Reifendichtmittel In diesem Fall hilft Ihnen ein Pannenset fürs Auto gar nichts
In vielen Autos ersetzen Pannensets das klassische Reserverad. Doch beim Einsatz sollten Sie unbedingt beachten, dass sie nicht in allen Fällen geeignet sind.
Kompressor statt Radkreuz und Ersatzrad: In vielen Neuwagen haben die klassischen Ersatzräder im Kofferraum mittlerweile ausgedient. Stattdessen findet sich in der Mulde unter dem Kofferraumboden meist nur noch ein Reifenpannenset, das aus einem Reifendichtmittel und einem Kompressor besteht. In Hinblick auf das Gewicht des Autos hat das durchaus Vorteile: Als Autofahrer fährt man kein Komplettrad dauerhaft herum und kann damit den Kraftstoffverbrauch etwas senken. Doch ein Reifenpannenset hat auch Nachteile.
Wie funktioniert ein Pannenset?
Mittels eines kleinen Kompressors (wird in der Regel über die Bordsteckdose/den Zigarettenanzünder mit Strom versorgt) werden Luft und ein Dichtmittel in den defekten Reifen gepumpt. Beim Fahren verteilt sich das Mittel und dichtet den Reifen ab. Das bringt den Vorteil, dass Sie nicht zum Wagenheber greifen und den defekten Reifen samt Felge abmontieren müssen.
Wann funktioniert ein Pannenset nicht?
Doch der Einsatzbereich von solchen Pannensets ist sehr begrenzt: Reifendichtmittel dürfen Sie ausschließlich bei einer undichten Stelle in der Lauffläche des Reifens verwenden, die zudem nicht größer als vier oder fünf Millimeter ist. Wenn sich die Lauffläche löst, sich im Reifen Risse befinden oder die Ventile undicht sind, hilft das Pannenset nicht – dann muss der Reifen gewechselt und dafür das Rad abmontiert werden.
Auch gut zu wissen: Bei niedrigen Temperaturen im Winter können die sehr dickflüssigen Dichtmittel möglicherweise nicht richtig fließen und dichten den Reifen somit nicht ab.
Und einen weiteren Nachteil gibt es für die Werkstatt, heißt es vom Touring Club Schweiz (TCS), wie der "Blick" zitiert: "Zudem verschmutzt das Dichtmittel die Pneumaschine beim Wechsel des Reifens stark. Das mögen die Garagisten gar nicht und stellen deshalb manchmal den Reinigungsaufwand zusätzlich in Rechnung."
Wichtig
Solche Pannensets sind nur für eine notdürftige Reparatur geeignet, um vorsichtig zur nächsten Werkstatt zu gelangen. Halten Sie sich an die vom Hersteller vorgegebene Höchstgeschwindigkeit (meist 80 km/h) und lassen Sie den Reifen schnellstmöglich wechseln.
Bei Pannensets sollten Sie zudem regelmäßig das Verfallsdatum des Dichtmittels überprüfen und abgelaufene Füllflaschen nicht verwenden.
Die kostengünstigen Reifensprays aus der Dose sind laut ADAC nur bedingt empfehlenswert: Sie lassen keine Reifendruckkontrolle zu, dichten nur bedingt, und teils reicht auch das Gas in den Spraydosen nicht aus, um den Reifen für eine sichere Weiterfahrt aufzupumpen.
So benutzen Sie das Reifen-Pannenset Schritt für Schritt
Der ADAC hat den Vorgang ausführlich beschrieben. Wichtig: Halten Sie sich immer an die Vorgaben aus der Betriebsanleitung Ihres Autos und des jeweiligen Pannensets, die von dem hier beschriebenen Vorgehen abweichen können.
- Suchen Sie die undichte Stelle. Hat ein Gegenstand den Reifen beschädigt, bleibt er meist im Reifen und wird nicht herausgezogen. Ausnahme: Der Pannenset-Hersteller schreibt es vor.
- Bewegen Sie das Auto so, dass sich das Reifenventil unten befindet.
- Nehmen Sie die Ventilkappe ab und schrauben Sie den Ventileinsatz mit dem beiliegenden Spezialwerkzeug heraus.
- Bereiten Sie das Reifenreparaturset (Kompressor, Dichtmittelflasche und Schlauch zum Befüllen) vor.
- Schließen Sie den Kompressor an die Bordsteckdose an und starten Sie den Motor.
- Füllen Sie das Dichtmittel mit dem Kompressor in den Reifen ein.
- Setzen Sie den herausgedrehten Ventileinsatz wieder ein und stellen Sie bei laufendem Motor mit dem Kompressor den geforderten Fülldruck her. Meist steigt er zunächst stark an, um später auf den korrekten Reifendruck abzufallen, heißt es vom Verkehrsclub.
- Wenn der Reifendruck stimmt, stellen Sie den Kompressor ab und ziehen den Schlauch ab. Ziehen Sie den Stecker des Kompressors aus der Steckdose und verstauen Sie das Reifenpannenset wieder.
- Fahren Sie vorsichtig, aber zügig an und halten Sie sich an die Vorgabe des Herstellers für die maximale Geschwindigkeit.
- Kontrollieren Sie den Reifendruck nach einigen Kilometern erneut und fahren Sie direkt zur nächsten Werkstatt.
Fazit
Mehr als ein Notbehelf ist ein solches Set nicht – und das auch nur dann, wenn nur kleine Schäden am Reifen vorliegen. Wenn Sie das Dichtmittel verwenden, fahren Sie danach auf direktem Weg und mit moderater Geschwindigkeit in die nächste Werkstatt. Sprays aus Dosen können möglicherweise nicht genug Gas beinhalten, um den Reifen ausreichend mit Luft zu füllen. Seien Sie deshalb vorsichtig – im Zweifelsfall sollten Sie besser einen Pannendienst rufen.
- adac.de: "Reifendichtmittel und Reifenpannenset: Was Sie wissen sollten"
- blick.ch: "TCS-Ratgeber: Reifendichtmittel helfen nur bei Schäden an der Lauffläche"
- Archivmaterial