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Pariser Autosalon: Werden Elektroautos massentauglich?


Pariser Autosalon
Werden Elektroautos massentauglich?

dpa, Thomas Geiger

08.10.2018Lesedauer: 4 Min.
Renault-Stand beim Pariser Autosalon: Der Autohersteller arbeitet an einem günstigen Elektroauto.Vergrößern des Bildes
Renault-Stand beim Pariser Autosalon: Der Autohersteller arbeitet an einem günstigen Elektroauto. (Quelle: Zentrix/imago-images-bilder)

Mit günstigen Modellen von Akku-Autos wollen Autohersteller die breite Masse erreichen. Experten warnen aber, dass es für eine "elektrische Euphorie" zu früh sein könnte.

Während sich die Premiumhersteller gerade auf Tesla einschießen, geht die elektrische Revolution munter weiter: Zwei Klassen unter E-Tron & Co. kommt bald eine Reihe von dezidierten Akku-Autos, die nicht minder alltagstauglich sind, aber nur die Hälfte kosten.

Elektroauto als Treiber eines neuen Trends

Der stille Star des Pariser Autosalons (noch bis 14. Oktober) glänzt mit Abwesenheit. Denn es sind nicht BMW X5 oder Mercedes GLE und auch nicht der Citroën C5 Aircross oder der Toyota Corolla, die den Markt in den nächsten Jahren bewegen werden.

Zum Treiber eines neuen Trends könnte nämlich ein Renault-Kleinwagen werden, den Konzernchef Carlos Ghosn nur am Rande des Salons gezeigt hat: der K-ZE. Aktuell noch eine seriennahe Studie, soll das Mini-SUV für die Stadt im nächsten Jahr in Serie gehen und Elektromobilität gar vollends demokratisieren. Ghosn stellt Eckwerte in Aussicht, die Fortschrittsgläubige hoffen lassen: 250 Kilometer Reichweite für weniger als 20.000 Euro, so lautet die Zielvorgabe der Franzosen.

Die Plattform stammt vom Billigauto Kwid aus Indien, und bei der Technik bedienen sich die Ingenieure aus dem Baukasten von Renault Zoe und Nissan Leaf. So können sie von kleinen Preisen durch große Stückzahlen profitieren. Zwar wird es den K-ZE erst einmal nur in China geben, und bis er nach Europa kommt, dauert es noch etwas länger, räumen die Franzosen ein. Doch steht der Kleinwagen sinnbildlich für die nächste Stufe der elektrischen Revolution, die auf dem Pariser Salon zum ersten Mal so richtig deutlich wird.

Elektroautos sollen für breite Masse attraktiver werden

Denn während die Premiumhersteller mit Autos wie dem Audi E-Tron, dem Jaguar I-Pace oder dem Mercedes EQC gerade unter großem Tamtam Tesla jagen, entsteht zwei Klassen darunter eine neue Modellgeneration, mit denen das Akku-Auto massentauglich werden kann. Dieses Segment tragen bislang Modelle wie Renault Zoe mit bis zu 316 Kilometern Reichweite ab 21.900 Euro, der mindestens 31.950 Euro teure Nissan Leaf (350 Kilometer), oder der nach der Scheidung von General Motors nur limitiert verfügbare Opel Ampera-E (520 Kilometer, ab 42.990 Euro). Es bekommt in den nächsten ein, zwei Jahren dramatisch Zuwachs.

Hyundai hat bereits den Ioniq (280 Kilometer, ab 31.635 Euro) am Start und gerade noch den Kona (540 Kilometer, ab 34.600 Euro) nachgereicht. In Paris dreht sich bei der Schwestermarke Kia der E-Niro im Rampenlicht. Ihn gibt es laut Hersteller in zwei Versionen, von denen die gehobene auf 150 kW/204 PS, eine Batteriekapazität von 64 kWh und eine Normreichweite von 485 Kilometern kommt. Der Preis steht noch nicht fest, dürfte sich aber am Schwestermodell Ioniq orientieren.

Auf Masse hofft auch die noble Citroën-Schwester DS mit ihrem kleinen Geländewagen DS3 Crossback. Ihn soll es nicht nur als Benziner oder Diesel, sondern im Laufe des kommenden Jahres als erstes selbst entwickeltes E-Auto aus dem PSA-Konzern auch mit Akku-Antrieb geben. Das Paket aus einem 100 kW/136 PS starken Motor und einem 50 kWh-Akku für rund 300 Kilometer wird danach auch bei anderen Konzernmodellen zum Einsatz kommen. Dazu gehört vermutlich auch der Nachfolger des Opel Mokka, auf den die deutsche PSA-Tochter vor ein paar Wochen schon einmal mit der Designstudie GT X Experimental eingestimmt hat.

VW verspricht elektrische Version von jedem Modell bis 2030

Auch der VW-Konzern will bei der E-Mobilität am großen Rad drehen und bereitet dafür den Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) vor. Auf dieser Plattform, die E-Mobilitäts-Vorstand Thomas Ulbrich als eines der wichtigsten Projekte in der Geschichte von Volkswagen und einen Technologiesprung wie vom Käfer zum Golf bezeichnet, soll Ende 2019 als erstes Auto der I.D. Neo kommen - angeblich mit Konfigurationen für etwa 300 bis 500 Kilometer Reichweite. Er soll in der Basis laut verschiedener Presseberichte keine 25.000 Euro kosten.

Man produziere nicht für Millionäre, sondern für Millionen, kontern die Niedersachsen das Wettrennen in der Luxusklasse und wollen es beim Neo nicht belassen: Bis 2025 sollen 25 Prozent der neuen Konzernmodelle rein elektrisch oder zumindest mit Plug-in-Technik fahren, und bis 2030 werde es mindestens eine elektrische Version von jedem der rund 300 Modelle im Konzern geben, teilte VW mit.

Zwar wird E-Mobilität damit dann tatsächlich erschwinglicher und es braucht nicht viel Fantasie um sich für K-ZE, I.D. Neo oder DS3 Crossback größere Stückzahlen vorzustellen als für E-Tron & Co. Doch für eine elektrische Euphorie ist es deshalb noch zu früh, mahnen die Experten der Unternehmensberatung PwC. Zwar könnten Fahrzeuge mit einer Reichweite um 150 Kilometer schon heute bei Preis und Betriebskosten konkurrenzfähig sein. Doch die meisten Elektroautos mit 500 Kilometer Reichweite werden PwC zufolge auch 2030 noch mehr kosten als Benziner oder Diesel, sagt Autor Oliver Bollmann: "Gleiche Kosten sind hier nur in der Premiumklasse erreichbar."

Verwendete Quellen
  • dpa
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