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Wieder eine Todesfahrt: Was vor Amokrasern schützen kann


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Schutz gegen Amokfahrer
"Inzwischen gibt es wirksamere Systeme"


24.04.2018Lesedauer: 3 Min.
Der weiße Lieferwagen des Täters: Mit diesem Wagen ist ein Mann in Toronto über einen Gehweg gerast.Vergrößern des Bildes
Der weiße Lieferwagen des Täters: Mit diesem Wagen ist ein Mann in Toronto über einen Gehweg gerast. (Quelle: Aaron Vincent Elkaim/The Canadian Press/dpa)

Mit Vollgas mitten in die Menschenmenge: Anscheinend lassen sich Taten wie jetzt in Toronto oder vor kurzem in Münster nicht völlig verhindern. Oder doch? Antworten eines Experten.

Als der Lieferwagen endlich stoppt, hinterlässt er eine Spur der Verwüstung. Mindestens zehn Menschen riss Amokfahrer Alek M. mitten in der kanadischen Metropole Toronto in den Tod. Viele denken an Münster vor wenigen Wochen oder an den Berliner Breitscheidplatz an Weihnachten 2016. Auch da missbrauchten Amokfahrer ihr Fahrzeug als Waffe und töteten viele Menschen. Sind wir solchen Tätern schutzlos ausgeliefert? t-online.de fragte den Dekra-Sachverständigen Marcus Gärtner.

Gerade in dicht gedrängten Städten unterscheidet der Experte zwischen Großveranstaltungen, wie einem Weihnachtsmarkt, und den übrigen Stadtbereichen. "Mitten in der City, etwa der Platz vor dem Café in Münster, wo es vor kurzem zu einer Amokfahrt kam, kann natürlich nicht alles zu 100 Prozent abgesichert werden", sagt Gärtner.

Volksfeste ließen sich besser schützen. "Da gibt es inzwischen auch schon wirksamere Systeme als noch vor kurzem. Seit die Dekra vor etwa einem Jahr einen Test mit einem Anti-Terror-Poller durchgeführt hat, hat sich in diesem Bereich viel getan. Der Test zeigte, dass der damals überprüfte Poller eher wenig Sicherheit bot."

Wirksamkeit eines modernen Pollers im Video

Inzwischen funktionieren die mobilen Poller, die sich kurzfristig aufstellen lassen, anders als die damaligen: Durch ihre Bauweise wird der Lkw hochkatapultiert. Dadurch kommt er nach kurzer Zeit zum Stehen. Dabei wird der Lkw auch ziemlich zerstört. Das bestätigte ein Versuch der Dekra: "In einem Test stand der 50 km/h schnelle Lkw nach etwa 17 Metern. Einen Lkw schneller mit einem mobilen System zu stoppen ist schwierig."

Wirksamer, aber auch viel aufwendiger, sind fest installierte Poller, wie man sie zum Beispiel vom Flughafen kennt. Für sie gibt es Richtlinien für Anpralltests. Ihr Fundament reicht dabei bis zu zwei Meter tief in die Erde. Solche Poller bringen einen Lkw beinahe sofort zum Stehen. Hier gibt es aber ein ganz anderes Problem: Der Lkw steht, aber sein Fahrerhaus reißt ab und schlägt eventuell in eine Menschenmenge hinein.

Außerdem können solche Poller natürlich nicht überall in unseren Innenstädten verbaut werden. Das bestätigen auch die Verantwortlichen in den Städten: "Die Städte sind Orte des Zusammenlebens und des Miteinanders und wir können sie nicht überall mit Barrieren und Pollern verbarrikadieren", sagte Markus Lewe der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Präsident des Deutschen Städtetags ergänzte, dass Rettungsdienste und Lieferverkehr schließlich weiterhin Zufahrtswege in jeden Bereich einer Stadt benötigen.

Aber sind nicht auch die Hersteller von Lkw und Transportern gefragt? "Der Notbremsassistent hat ja zum Beispiel im Fall des Berliner Breitscheidplatzes gewirkt", sagt Gärtner. Die Hersteller hätten natürlich die Schwierigkeit, dass ihre Lkw in der Innenstadt an vielen Fußgängern vorbeikommen müssen – teilweise auch ziemlich nah. "Das ist für ihre Sicherheitssysteme eine schwierige Situation. Und die Hersteller bemühen sich um hohe Verkehrssicherheit ihrer Lkw, was ja auch ganz richtig ist. Die öffentliche Sicherheit ist aber eigentlich nicht ihre Aufgabe."

Einen kleineren Transporter hätte ohnehin auch kein Notbremsassistent gebremst. Denn der ist nur für neue Lkw ab acht Tonnen vorgeschrieben. Warum eigentlich? Das System könnte genau wie ABS und Airbag gut in jedem Auto zur Pflicht werden. Außerdem sollte es sich grundsätzlich nicht abschalten lassen und nach der Deaktivierung selbstständig wieder zuschalten. Das fordert der ADAC bereits seit Jahren.


Was wäre denn nun der wirksamste Schutz? Gärtner sagt: "Dafür müsste man mehrere Maßnahmen hintereinanderschalten, aber das ist sehr aufwendig. Wie das genau aussehen könnte, dazu sind Anforderungskataloge bei nationalen und auch EU-Ausschüssen in Arbeit." Vielleicht werden wir uns also auf ein anderes als das gewohnte Stadtbild einstellen müssen – der Preis der Sicherheit.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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