ADAC-Preis "Gelber Engel" Auto-Wahl von Anfang an gefälscht
Beim ADAC ist die Vergabe des Preises "Gelber Engel" auch in den zurückliegenden Jahren kräftig manipuliert worden. In den Jahren 2009 bis 2013 seien die Anzahl der abgegebenen Stimmen erhöht und die Rangfolge der Modelle verändert worden, teilte die Wirtschaftsprüfergesellschaft Deloitte am Montag in München mit.
ADAC-Preis "Gelber Engel" von Anfang an gefälscht
Sie war vom ADAC mit der Überprüfung der Preisvergabe beauftragt worden und hatte vor einer Woche eine vorläufige Fassung ihres Berichts vorgelegt. Im nun präsentierten Abschlussbericht heißt es, auch von 2005 bis 2008 seien die Ergebnisse der Leserwahl teils gravierend verändert worden - für eine abschließende Prüfung sei die Datengrundlage aber nicht ausreichend gewesen.
"Für sämtliche Jahre, die wir auswerten konnten, können wir eindeutig belegen, dass sowohl die Teilnehmerzahlen als auch die Stimmergebnisse bei der Wahl zum Lieblingsauto des 'Gelben Engels' umfangreich manipuliert worden sind", erklärte Deloitte. Durch die Manipulationen sei eine größere Markenvielfalt bei den jeweiligen besten fünf Modellen erreicht worden.
VW up! wanderte sieben Plätze nach vorn
Manipulationen gab es laut des Berichts vor allem auf den ersten fünf Plätzen. So lag etwa 2012 der VW up! laut ursprünglichem Wahlergebnis auf Platz zwölf. Bei der öffentlichen Bekanntgabe wanderte er aber sieben Ränge nach oben, so dass sich der Wolfsburger Konzern über Platz fünf freuen konnte. Der Audi A6 rutschte damals vom zweiten auf den vierten Platz, während der BMW 1er öffentlich zum zweitliebsten Auto gekürt wurde.
Wahlbeteiligung wurde "aufgehübscht"
Auch bei der Zahl der abgegebenen Stimmen wurde den Prüfern zufolge kräftig geschummelt. So waren 2009 den Untersuchungen zufolge insgesamt 80.211 Stimmen für die Wahl zum Lieblingsauto abgegeben worden. In der Presseerklärung sah das anders aus: Rechnete man die Stimmen allein für die ersten zehn Plätze zusammen, kam man bereits auf 220.898.
ADAC lässt alle Kategorien überprüfen
"Die Ergebnisse lassen vermuten, dass einzelne Personen offenbar bereits seit Jahren bei der Preisverleihung die Hersteller und die Öffentlichkeit systematisch getäuscht haben", sagte ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair. Der ADAC lasse daher die Preise in allen Kategorien des "Gelben Engel" seit 2005 überprüfen; diese Untersuchung dauere noch an. Die Ergebnisse sollen Anfang kommender Woche veröffentlicht werden.
Der inzwischen zurückgetretene ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter hatte die Manipulation bei den "Gelben Engeln" 2014 gestanden. Gegen ihn würden rechtliche Schritte vorbereitet, bekräftigte der ADAC seine Ankündigung von vergangener Woche.
Autohersteller geben Preise zurück
Die Manipulation war Mitte Januar ans Licht gekommen. Drei Wochen später trat ADAC-Präsident Peter Meyer zurück. Die Hersteller Volkswagen, Daimler und BMW wollen in dieser Woche insgesamt 40 "Gelbe Engel" der vergangenen Jahre zurückgeben.
Den ADAC führt kommissarisch der 65-jährige Vizepräsident August Markl. Ein neuer Präsident soll bei der nächsten ordentlichen Hauptversammlung im Mai gewählt werden. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte den Autoclub auf, die Vereinsmitglieder bei der Suche nach einer neuen Vereinsspitze "umfassend zu beteiligen". "Auch einem Verein dieser Größe schadet etwas mehr Demokratie nicht", sagte Dobrindt der "Bild"-Zeitung.