Wegen Kostenwucher Beliebte Schilder sterben wohl aus
Horrende Unterhaltskosten könnten das Aus für die braunen Schilder an der Autobahn bedeuten. Wer steckt dahinter?
Seit über 40 Jahren weisen sie an deutschen Autobahnen auf Sehenswürdigkeiten hin. Doch nun könnten die vertrauten Schilder (Fachbegriff: touristische Unterrichtungstafel) nach und nach verschwinden. Der Grund: hohe Wartungskosten, die von der Autobahn GmbH in Rechnung gestellt werden.
Warum sind die Schilder nun bedroht?
Ein Beispiel aus Niederbayern: Seit 23 Jahren weisen zwei solche Schilder an der A3 bei Wind und Wetter auf den Straubinger Zoo hin. Jetzt sagt die Autobahn GmbH: Die Schilder müssen weg – wegen der "Verkehrssicherungspflicht". Denn die Reflektorstreifen seien verblasst, das Fundament zu instabil – nach einem Vierteljahrhundert ohne Probleme.
Allerdings: Man könne die Schilder auch erneuern. Für bis zu 83.000 Euro.
Was sind touristische Unterrichtungstafeln?
Die großen braunen Schilder entlang der Autobahnen weisen auf mögliche Ausflugs- und Besichtigungsziele hin. Das können historische Stätten, Denkmäler oder landschaftliche Besonderheiten sein. Sie sind seit Juli 1983 an deutschen Autobahnen zu finden. Mehr als 3.500 dieser Schilder gibt es.
Was sagen die Betroffenen?
Straubings Bürgermeister Markus Pannermayr (CSU) hat kein Verständnis für die hohen Kosten: "Das ist ja hier keine Weltraummission, die wir machen. Es geht darum, zwei Schilder entlang einer Straße aufzustellen. Das müsste eigentlich für 15.000 bis 20.000 Euro machbar sein."
Im Jahr 2001 kosteten die beiden Schilder umgerechnet rund 6.000 Euro. Nun soll ihre Sanierung fast das 14-Fache kosten. Andere Städte berichten von ähnlichen Fällen. Für viele sind diese Kosten untragbar.
An den Straubinger Schildern etwa wird die Autobahn GmbH nichts verdienen – der Stadtrat wird das geforderte Geld nicht bereitstellen. Die Schilder werden wohl abgebaut. Selbst dafür verlangt der Staatsbetrieb 10.000 bis 12.000 Euro. Damit ist der Abbau der beiden Schilder etwa doppelt so teuer wie ihre Anschaffung.
Künftig werden wohl nur noch Navis und Apps den Weg zum Straubinger Zoo weisen – und das kostenlos. Andere Städte dürften angesichts der Preisvorstellungen der Autobahn GmbH ebenfalls lieber auf moderne Alternativen setzen.
Autobahn GmbH – wer ist das überhaupt?
Die Autobahn GmbH ist eine der größten Gesellschaften des Bundes (13.000 Mitarbeiter). Seit dem 1. Januar 2021 hat sie die Verantwortung für Deutschlands Autobahnen – angefangen bei Planung und Bau über Betrieb und Erhaltung bis hin zur vermögensmäßigen Verwaltung. Von Beginn an gab es erhebliche Kritik an dem Unternehmen. Ein kleiner Auszug aus der langen Liste der Vorwürfe:
- Aufsichtsrat und Medien kritisierten schwere Mängel in der Unternehmensführung. Externe Wirtschaftsprüfer stellten eine Überbezahlung der Geschäftsführung fest.
- Es gab massive Probleme bei der Bezahlung von Baufirmen. Die unbezahlten Rechnungen beliefen sich zwischenzeitlich auf etwa 600 Millionen Euro.
- Journalisten kritisieren eine fehlende Informationspolitik: Telefone blieben unberührt, E-Mails unbeantwortet.
- Der Bundesrechnungshof beanstandete Beraterverträge, die die Autobahn GmbH zur Zahlung von mehr als 99 Millionen Euro verpflichteten.
- tagesschau.de: Braune Tafeln an Autobahnen: Blechen für neun Quadratmeter Blech?
- stern.de: Was die braun-weißen Schilder an Autobahnen bedeuten – und warum es wohl bald weniger gibt
- Eigene Recherche