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Lebenserwartung: Wie alt wurden die Menschen früher wirklich?


Fakt oder Mythos
Starben die Menschen im Mittelalter wirklich eher?

Im Mittelalter wurden die Menschen nicht alt – oder? Das ist ein weit verbreiteter Mythos. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache.

13.01.2025 - 17:56 Uhr|Lesedauer: 2 Min.
Von t-online, lhe
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Die Lebenserwartung liegt in Deutschland laut Statistischem Bundesamt für Frauen bei 83,0 Jahren, für Männer bei 78,2 Jahren. Wir können heute also wirklich sehr alt werden – doch das war nicht immer so.

imago images 0754116923Vergrößern des Bildes
Alte Gräber auf dem alten jüdischen Friedhof in Prag: Auch früher konnten Menschen durchaus alt werden. (Quelle: IMAGO/H.Tschanz-Hofmann/imago)

So lag die durchschnittliche Lebenserwartung hierzulande im späten 19. Jahrhundert bei nur 35,6 (Männer) beziehungsweise 38,5 Jahren (Frauen). Blickt man noch länger in die Vergangenheit, ist sie sogar noch niedriger. Doch das heißt keinesfalls, dass die Menschen früher nie ein hohes Alter erreichen konnten.

Das ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Die niedrigen Durchschnittswerte ergeben sich vor allem aus der hohen Kindersterblichkeit. Viele Kinder starben bereits im Säuglings- oder Kleinkindalter an Krankheiten, Hunger oder mangelnder Hygiene. Zudem starben Männer öfter in Kriegen und Frauen während der Geburt eines Kindes.

Wer seine Kindheit überlebte, konnte alt werden

Wer aber vor allem seine Kindheit überlebte, hatte durchaus eine Chance, auch 60, 70 oder sogar älter zu werden. So erklärt Christian Tannhäuser vom thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) in einem Beitrag von "National Geographic", dass die Chance, alt zu werden, nach "dem ersten vollendeten Lebensjahr" stieg.

Das galt allerdings vor allem für Menschen, die privilegiert lebten und Zugang zu ausreichender Ernährung und medizinischer Versorgung hatten. Sogar antike Philosophen wie Sokrates oder Platon wurden über 70, historische Aufzeichnungen berichten von Herrschern und Gelehrten, die bis ins hohe Alter lebten.

Auch normale Menschen starben nicht immer früh

Doch auch "einfache" Menschen waren nicht automatisch zu einem kürzeren Leben verurteilt. Das zeigen Ausgrabungen und Untersuchungen von Knochen. So hat die Cambridge University etwa die Skelette von Menschen untersucht, die im Mittelalter gelebt haben. Die Analysen zeigen, dass auch ganz gewöhnliche Menschen durchaus 60 Jahre alt werden konnten.

Die Vorstellung, dass Menschen früher generell jung starben, ist also eine Vereinfachung. Die hohe Kindersterblichkeit hat die durchschnittliche Lebenserwartung stark beeinflusst, doch wer das Erwachsenenalter erreichte, konnte auch damals ein verhältnismäßig langes Leben führen.

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