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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schöner abfahren Das sind die außergewöhnlichsten Bahnhöfe
Bahnhöfe sind weit mehr als Durchgangsstationen für Reisende. Sie sind Schicksals- und Sehnsuchtsplätze, viele mit Pomp, Prunk und dem Zauber einer großen Vergangenheit. Acht prächtige Stationen im Überblick.
Leipziger Hauptbahnhof
Der Leipziger Hauptbahnhof ist der größte in Deutschland und war der schönste des deutschen Kaiserreichs, als er 1915 eröffnet wurde. Weil hier zwei Staatsbahnen zusammenliefen – die Preußische und die Sächsische – mussten auch zwei Bahnhöfe her. Sie wurden verbunden durch eine phänomenale Querbahnsteighalle. "Wahrheit, Klarheit, Licht und Luft" hieß das Motto des Architekturwettbewerbs, welcher der verbindenden Mittelhalle ungewöhnliche Lichtnuancen durch großflächige Deckenfenster einbrachte.
King's Cross Railway Station in London
Die King's Cross Railway Station in London ist einer der Hauptbahnhöfe der englischen Hauptstadt. Der Hauptteil des Gebäudes wurde bereits 1852 eröffnet, aber wegen zunehmenden Verkehrs ständig erweitert. Deutlich attraktiver als die Fassade ist das Innenleben, das bis 2013 von Grund auf renoviert wurde. Das neu gebaute, größte freitragende Bahnhofsdach Europas ragt wie bei einem Pilz nach oben und fächert sich dann elegant auf. Selten geht altes Mauerwerk mit moderner Architektur eine so gelungene Symbiose ein wie beim Bahnhof King's Cross. Übrigens: In den "Harry Potter"-Romanen von Joanne K. Rowling befindet sich das Gleis 9 3/4 im King's-Cross-Bahnhof.
New Yorks Grand Central Station
New Yorks Grand Central Station, die 1913 eingeweiht wurde, ist nach der Anzahl der Gleise bemessen immer noch der größte Bahnhof der Welt. Der Superlativ wird durch die imposante Haupthalle eindrucksvoll unterstrichen. Die monumentalen Rundbogenfenster sind an die Bäder-Architektur der Römer angelehnt, ebenfalls von den Römern abgekupfert ist die "Kuss-Empore", wo man bis heute der Ankunft seiner Lieben entgegen fiebert. An der Decke findet sich eine Darstellung des Nachthimmels. Früher reisten Präsidenten und Filmstars hier mit dem Zug an. 1967 sollte der Bahnhof abgerissen werden. Doch die New Yorker, allen voran Präsidentenwitwe Jacqueline Kennedy, wehrten sich. Grand Central blieb, wurde aber umgebaut, ein 55-stöckiges Gebäude oben darauf gesetzt. Erst 1976 wurde der Bau unter Denkmalschutz gestellt.
Westbahnhof in Budapest
Kein Geringerer als Gustave Eiffel hat 1870 das neobarocke Prunkgebäude des Westbahnhofs in Budapest, Nyugati páyaudvar, entworfen. Als die Budapester Ende 1980 feststellen mussten, dass die elegante Konstruktion aus Eisenstreben und Glas bald zusammenbrechen würde, fand sich eine Fast-Food-Kette als Sponsor für die aufwändige Restaurierung. Heute erstrahlt die Bahnhofshalle wieder in altem Glanz. Auffällig ist die große Glasfassade mit den drei weit ausladenden Eingangstüren. Dahinter befindet sich die aus Stahl und Glas errichtete Mittelhalle, die sich durch ihre Transparenz und Leichtigkeit auszeichnet. Die ungarische Eisenbahngesellschaft MÁV bietet von April bis Ende Oktober Fahrten vom Westbahnhof zum Donauknie an.
Estação de San Bento in Porto
Nicht die monumentale Größe der Eingangshalle macht den Estação de San Bento der portugiesischen Stadt Porto zu einem Bahnhof der Superlative, sondern ihre Innenausstattung. Das bedeutendste Werk der portugiesischen Keramikkunst auf Kacheln ziert die Halle ringsum und zwingt zu atemlosem Staunen. Jorge Colaco hat zehn Jahre bis zu ihrer Vollendung gebraucht und stellt in einem der schönsten Fliesenbilder die Entwicklung des Verkehrs von der Antike bis zur Ankunft der ersten Eisenbahn dar. Seit 1997 ist das Bahnhofsgebäude als "Gebäude des öffentlichen Interesses" in der Denkmalschutzliste des IGESPAR registriert.
Stazione Centrale in Mailand
Ihrer Zeit weit voraus waren die über Jahre miteinander konkurrierenden Designer der Stazione Centrale in Mailand. Sie schufen ein futuristisches Fantasiereich, eine Kathedrale des technischen Fortschritts. Fertigstellung war im Jahr 1931. Die 213 Meter lange Bahnsteighalle vereint so viel zeitlose Ästhetik zwischen Art Nouveau und schlichter Geometrie, zwischen italienischem Chic und weltoffener Großzügigkeit. Ein Banause, der diese Verschmelzung als architektonisches Durcheinander empfindet.
Bahnhof in Antwerpen
"Spoorwegkathedraal" – Eisenbahnkathedrale – nennt der Volksmund den Bahnhof Antwerpen-Centraal: Schon die Ankunft hat etwas Ergreifendes, die ganze Stadt liegt dem Reisenden zu Füßen. Auch die Abreise hat das gewisse Etwas, wenn man über die neobarocke Marmortreppe aus dem Empfangsgebäude in die von einem 46 Meter hohen Glasdach überspannte Gleishalle gelangt. Das Pantheon stand Pate für die eklektizistische Architektur des aus Brügge stammenden Louis Delacenserie: Zehn Türme umgeben die 75 Meter hohe Kuppel, mit der die flandrische Metropole 1905 auf Initiative von König Leopold II. ihre Bedeutung als Kunststadt überhöhte.
Pariser Gare de Lyon
Die Patina der fulminanten 30er Jahre hat sich der Pariser Gare de Lyon bis heute bewahrt. Der Bahnhof wurde in den Jahren 1895 bis 1902 vom Architekten Marius Toudoire anlässlich der Weltausstellung im Jahr 1900 gebaut. Die reich verzierte Fassade hat eine Länge von rund 100 Metern, der darin integrierte Turm ist 64 Meter hoch. Das zu literarischen Ehren gekommene Restaurant "Le Train Bleu" mit seinem prunkvollen Dekor und den vielen Gemälden ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Zwei Marmortreppen führen zum üppig überladenen Speisesaal. Umwerfend!