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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bei Gefahr Wie wird eigentlich ein Flugzeug evakuiert?
Jeder, der schon einmal geflogen ist, sollte auch die Sicherheitshinweise gelernt haben. Doch wissen Sie eigentlich, was bei einer Evakuierung wirklich passiert?
Vor dem Start eines Fluges lernen die Passagiere, wo die Notausgänge sind, wie sie ihre Schwimmwesten anlegen oder bei Druckabfall in der Kabine am besten reagieren. Doch was passiert eigentlich, wenn ein Flugzeug wirklich notlanden muss und evakuiert wird?
Eine solche Notsituation kommt sehr selten vor. Wie die US-Behörde Federal Aviation Administration (FAA, deutsch: Föderale Flugverwaltung) mitteilt, gibt es weltweit nur rund 30 Evakuierungen von Flugzeugen jährlich.
Flugzeug-Evakuierung innerhalb von 90 Sekunden
Wenn ein Flugzeug Feuer fängt oder sich Rauch entwickelt, ist eine Notlandung und infolgedessen eine schnelle Evakuierung der Passagiere notwendig. Der Flugzeughersteller muss bei der Zulassung des Flugzeuges demonstrieren, dass es bei vollständiger Belegung innerhalb von 90 Sekunden und über die Hälfte der verfügbaren Notausgänge evakuiert werden kann.
Diese 90 Sekunden wurden nach verschiedenen Tests festgelegt, in denen festgestellt wurde, dass eine Ausbreitung eines Feuers in den ersten 90 Sekunden nach der Notlandung oder nach dem Absturz am unwahrscheinlichsten sind. Die Praxis zeigt jedoch, dass die meisten Evakuierungen deutlich länger dauern.
Evakuierung über die Notausgänge und Rutschen
Grundsätzlich wird die Evakuierung über den Piloten eingeleitet. Ist dies nicht möglich, beginnt der leitende Flugbegleiter mit der Evakuierung. Sie startet, sobald das Flugzeug auf dem Boden (oder im Wasser) zum Stehen gekommen ist. Dazu öffnet die Besatzung die Türen der Notausgänge oder lässt sie von instruierten Passagieren öffnen, die beispielsweise in der Nähe der Notausgänge sitzen.
Bei einer Evakuierung verlassen Sie das Flugzeug nicht wie gewohnt über die Ein- und Ausgänge und eine Treppe oder einen Gang, sondern über die Notausgänge und Rutschen. Diese Rutschen bauen sich automatisch auf, wenn die Notausgangstüren geöffnet werden. Während der Sicherheitshinweise zu Beginn des Fluges erfahren Sie, welche Notausgänge von Ihrem Sitzplatz aus die nächstgelegenen sind – diese sollten Sie zügig erreichen.
Was passiert nach der Evakuierung?
Schließlich verlassen alle Passagiere so schnell wie möglich und trotzdem geordnet das Flugzeug. Wichtig ist, dass Sie dabei keine persönlichen Gegenstände mitnehmen, die die Evakuierung verlangsamen oder erschweren, einzig ein Smartphone kann eine Ausnahme bilden. Ist das Flugzeug im Wasser notgelandet, sollten Sie zudem vor dem Verlassen des Flugzeugs Ihre Schwimmweste anlegen – jedoch erst nach dem Verlassen automatisch aufblasen. Sonst könnte der Notausstieg erschwert werden.
Achten Sie auf die Anweisungen des Flugpersonals und folgen Sie diesen. Und: Wenn Sie selbst körperlich fit sind, schauen Sie, ob Kinder, ältere Menschen oder Personen mit Einschränkungen in Ihrer Nähe sitzen und Hilfe benötigen.
Sind Sie am Boden angekommen, bleibt die Crew bis zum Eintreffen der Rettungskräfte für die Passagiere verantwortlich. Die Flugbegleiter werden Sie versammeln und in Sicherheit bringen. Gegebenenfalls kann es zu Erste-Hilfe-Maßnahmen kommen.
Ist das Flugzeug im Wasser gelandet, droht zusätzlich die Gefahr einer Unterkühlung oder des Ertrinkens, weshalb eine schnelle Rettung noch wichtiger wird. Neben Schwimmwesten gibt es häufig Rettungsinseln an Bord, die für mehrere Dutzend Passagiere vorgesehen sind – und/oder die Rettungsrutschen werden zu Rettungsflößen. Auch hier warten Sie im letzten Schritt auf die Rettungskräfte.
- passagierrechte.org: "Notfallevakuierung"
- md-80.com: "Rettungsboote" und "Schwimmwesten"