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Australien I Urlaub im Regenwald: Ganz und gar nicht wie im Dschungelcamp


Beispiellose Anstrengung
Das Feuer zerstörte alles – doch ein Mann schaffte das Wunder


Aktualisiert am 27.10.2024 - 23:05 UhrLesedauer: 5 Min.
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Steve Noakes (recht) und der frühere australische Premierminister Scott Morrison: Zahlreiche Politiker zeigten nach den Buschfeuern 2019 ihre Solidarität mit der Region.Vergrößern des Bildes
Steve Noakes (r.) und der ehemalige australische Premierminister Scott Morrison: Zahlreiche Politiker bekundeten nach den Buschfeuern 2019 ihre Solidarität. (Quelle: imago images)

Reise in den Regenwald? Da denken viele wohl an das berüchtigte Dschungelcamp. Doch wer die australische Natur hautnah erleben will, muss sich nicht ans Lagerfeuer setzen. Ein Ausflug an einen besonderen Ort.

Aus Australien berichtet Anna-Lena Janzen

Während der Wald noch schläft, genießen wir den ersten Schluck Kaffee auf unserer Veranda. Die frische Waldluft füllt meine Lungen und ich spüre, wie meine Gedanken zur Ruhe kommen. Mein Freund und ich haben uns für dieses Wochenende einen ganz besonderen Ort zum Abschalten ausgesucht.

Nach einer hektischen Arbeitswoche haben wir uns entschieden, dem Alltag zu entfliehen. Unser Ziel: Woonoongoora – das ist der Name, den indigene Bewohner Australiens jener Region im südlichen Queensland gaben, die heute auch als Lamington-Nationalpark bekannt ist.

Urlaub im australischen Dschungel muss keine Grenzerfahrung sein wie bei "Ich bin ein Star, holt mich hier raus". Schon nach einer kurzen Fahrt von Brisbane erreichen wir die Binna Burra Lodge – die tatsächlich unweit des berüchtigten TV-Lagers liegt. Unser Zuhause für das Wochenende ist allerdings ganz und gar nicht wie im Dschungelcamp: Wir finden uns in einer gemütlichen und bestens ausgestatteten Kabine, einem sogenannten "Tiny Wild House" ("kleines wildes Haus") wieder. Dass es diesen Ort überhaupt noch in dieser Form gibt, ist der beispiellosen Anstrengung eines Mannes zu verdanken. Doch dazu später mehr.

Die Natur erwacht langsam, als wir noch die Stille des Waldes genießen. Früh aufzustehen, lohnt sich: Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln auf der Nase und tauchen das Tal in ein rotes Leuchten, während das Summen und Zirpen der Insekten und die Rufe der Kookaburras und Kakadus die Stille aufbrechen – ein unvergleichliches Naturorchester. Vor uns breitet sich spektakulär der Regenwald aus, während in der Ferne die Wolkenkratzer der Gold Coast sichtbar sind.

Hier kommt man den australischen Urwaldbewohnern nah. So werden wir an unserem zweiten Morgen direkt vor unserem Fenster von einem besonderen Gast überrascht. Ein kleiner Koala erhebt sich gemächlich aus seiner Schlafposition in einem Eukalyptusbaum. Mit runden Ohren und großen Tatzen reibt er sich verschlafen die Augen. Ich zücke schnell das Handy – solche magischen Momente muss man festhalten!

Doch danach wird das Handy wieder ausgeschaltet. Den Rest des Wochenendes verbringen wir mit Wandern, Lesen, Scrabblespielen und Tagträumen. Ich kehre erfrischt und voller Glücksgefühle zurück. Zahlreiche Studien bestätigen die positiven Effekte solcher Naturaufenthalte: Konzentration und Kreativität steigen, Stresslevel sinken und sogar das Immunsystem wird gestärkt.

Der Lamington-Nationalpark: mehr als ein Zufluchtsort für Städter

Der Lamington-Nationalpark ist mehr als nur ein Ort der Erholung für gestresste Städter. Neben seiner atemberaubenden Natur beeindruckt auch die Geschichte dieses Ortes. Er ist einer der ältesten Nationalparks in Queensland. 1915 wurde in dieser Region ein Schutzgebiet durch Pioniere gegründet, die den Regenwald vor der Abholzung bewahren wollten.

Heute ist der Park Teil des Unesco-Weltnaturerbes der Gondwana-Regenwälder Australiens. Mit seinen uralten Wäldern, spektakulären Wasserfällen und über 130 Kilometern Wanderwegen ist der Park ein wahres Paradies. Sogar der berühmte Naturfilmer David Attenborough drehte hier 1979 Szenen für seine Dokumentation "Life on Earth" – und staunte über die außergewöhnliche biologische Vielfalt der Region.

Die Binna Burra Lodge: ein Ort mit Geschichte

Unsere Unterkunft, die Binna Burra Lodge, ist eng mit der Geschichte des Nationalparks verbunden. In den 1930er Jahren wurde sie von den Naturschützern Arthur Groom und Romeo Lahey gegründet, um ein für alle zugängliches Naturrefugium zu schaffen. "Als Menschen noch unter den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs und der Großen Depression litten, bot Binna Burra eine Möglichkeit, der Hektik und den Sorgen zu entfliehen", erzählt Steve Noakes, der heutige Geschäftsführer der Lodge.

Noakes, seit über 50 Jahren mit Binna Burra verbunden, spielt eine Schlüsselrolle im Wiederaufbau der Lodge nach den verheerenden "Black Summer"-Buschfeuern. Die Brände im Jahr 2019 zerstörten große Teile der historischen Anlage. Doch Noakes und die Gemeinschaft gaben nicht auf. "Innerhalb von 48 Stunden sammelte ich 1,2 Millionen Dollar, um die "Tiny Wild Houses" zu bauen", berichtet er. Binna Burra hat für viele Menschen eine tiefe Bedeutung, die über Generationen weitergegeben wurde.

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Besonders bewegend ist die Geschichte eines älteren Mannes, der Noakes nach den Bränden großzügige finanzielle Unterstützung anbot. "Er erzählte mir, dass er in den frühen Jahren des Zweiten Weltkriegs geboren wurde und seine Familie in der Nähe einer Kaserne in Brisbane lebte", so Noakes im Gespräch mit t-online. "Wegen der Chemikalien und des Staubs errichtete das Militär eine große Plastikblase über seinem Haus." Sein Vater habe den Mann nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals nach Lamington mitgenommen. Um durchatmen zu können, kehrte er seitdem jedes Jahr dorthin zurück.

"Es gibt diese berühmte Geschichte, dass Arthur Groom, einer der Gründer von Binna Burra, im Busch auf einem Stück Land stand und sagte: 'Das wäre ein guter Ort, um eine Lodge zu bauen.' Der alte Mann erzählte mir, dass sein Vater bei diesem historischen Moment dabei war", erzählt Noakes.

Auch zahlreiche Politiker zeigten nach den Feuern ihre Solidarität. So besuchte der ehemalige Premierminister Scott Morrison Binna Burra, weil er selbst als Kind bei Schulausflügen häufig dort gewesen war, weiß Noakes.

Was zunächst als kurzer Wiederaufbau erschien, entwickelte sich zu einem fünfjährigen Prozess mit vielen Hindernissen. Dank der Unterstützung der Gemeinschaft ist das Ziel nun in Sicht: Die Hauptlodge soll im Januar 2026 wiedereröffnet werden und bestehende Unterkunftsmöglichkeiten wie die "Tiny Wild Houses" ergänzen.

"Die Lodge war immer sehr familienorientiert. Es war ein Ort, an dem man Natur erleben konnte, egal ob man mit einem Zelt oder in einer luxuriösen Sky Lodge übernachtet hat. Selbst nach den Bränden wollen wir diese Vielfalt und Zugänglichkeit für alle erhalten", so Noakes. Auch das durch die Feuer stark beschädigte "Teahouse" (Teehaus) ist mittlerweile liebevoll restauriert und lädt wieder zum Verweilen ein. Hier genießen Gäste hausgemachte Köstlichkeiten wie frische Scones mit regionalem Honig und Marmelade.

Wir brauchen die Natur wohl mehr als sie uns

Die Geschichten der Solidarität und des Zusammenhalts, die ich hier höre, berühren und inspirieren mich. Nach meinem Wochenende in Woonoongoora wird mir bewusst: Ausflüge in die Natur erinnern uns nicht nur an die dringend benötigte Erholung, sondern auch daran, dass wir eine tiefe Verbundenheit mit der Umwelt haben. Denn das Wohlbefinden der Menschen ist untrennbar mit der Gesundheit des Ökosystems verbunden – eine Weisheit, die indigene Kulturen schon lange kennen. Oftmals wird uns das erst dann so richtig bewusst, wenn das, was wir für selbstverständlich halten, plötzlich auf dem Spiel steht.

"Dem Regenwald geht es gut", antwortet Steve Noakes auf meine Frage, wie es fünf Jahre nach den verheerenden Bränden um den Wald steht. "Er hat eine erstaunliche Fähigkeit gezeigt, sich nach den Bränden zu erholen. Die Wissenschaft hat sogar bewiesen, dass Regenwälder eine natürliche Fähigkeit zur Selbstregeneration besitzen."

Vielleicht sollten wir uns öfter bewusst machen: Wir brauchen die Natur mehr als sie uns.

Binna Burra Lodge
(Quelle: PixelFrame)

Binna Burra Lodge

Lage: Lamington National Park, Queensland, Australien
Anreise: mit dem Auto von der Gold Coast (ca. 1 Stunde) und von Brisbane (ca. 1,5 Stunden) möglich. Organisierte Touren und Transfers sind ebenfalls verfügbar.
Besonderheiten: Unesco-Weltnaturerbe mit dichten Regenwäldern, malerischen Wanderwegen und vielfältiger Tier- und Pflanzenwelt
Höhe: 800 Meter über dem Meeresspiegel
Unterkünfte: Sky Lodges, Tiny Wild Houses, Safarizelte, Campingplatz, private Schlafsäle und ab 2025 eine neue Lodge mit weiteren Übernachtungsmöglichkeiten
Gastronomie: Frühstück, Mittagessen und Abendessen gibt es 7 Tage die Woche im historischen Tea House der Lodge. Das Restaurant setzt auf Zutaten von nachhaltigen, regionalen Betrieben. Gäste können zudem freitags und samstags in der Groom's Cottage & Bushwalker’s Bar regionale Snacks, Bier und Wein genießen.
Buchung: online über die offizielle Website der Binna Burra Lodge oder telefonisch unter 07 5533 3622

Hinweis: Die Reise wurde von Tourism and Events Queensland unterstützt.

Verwendete Quellen
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