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Krapanj in Kroatien - Insel der Schwammtaucher


Krapanj in Kroatien
Insel der Schwammtaucher

Auf dem winzigen Eiland in der Adria leben einige der letzten Schwammtaucher Europas. Mit etwas Glück kann man ihnen bei ihrer Arbeit zusehen. Doch wie lange noch? Schauen Sie sich die Insel mit ihren Schwämmen auch in unserer an.

12.05.2015|Lesedauer: 5 Min.
Fabian v. Poser/srt
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Etwas Helles blitzt da unten. Kristian Jaram versichert sich noch einmal, dass die Sauerstoff-Flasche richtig sitzt. Dann stülpt er die Brille über, lässt sich vom Heck des Bootes ins Wasser gleiten und taucht ab: drei, vier, fünf Meter. Bis am Grund nur noch ein schwarzer Schatten zu sehen ist. Kleine Blasen steigen auf. Eine halbe Ewigkeit vergeht. Dann taucht Jaram prustend wieder auf. In der Hand hält er ein Netz voller goldgelber Schwämme, einige von ihnen sind größer als Fußbälle. Jaram ist Schwammtaucher auf der Insel Krapanj in der kroatischen Adria. Das Eiland steht in beinahe jedem Reiseführer: Mit 0,36 Quadratkilometern ist die Insel 300 Meter vor der dalmatischen Küste unweit der Kreisstadt Šibenik die kleinste bewohnte Insel Kroatiens. Attraktionen gibt es nicht viele: ein paar bunte Fassaden, eine Ölpresse aus dem 15. Jahrhundert, einige Reliquien in der Kirche des Heiligen Kreuzes. Doch Krapanj ist trotzdem weit über die Grenzen Kroatiens hinaus bekannt - für seine Schwammtaucher.

Schwammtaucher wird es hier vermutlich nicht mehr lange geben.Vergrößern des Bildes
Schwammtaucher wird es hier vermutlich nicht mehr lange geben. (Quelle: Fabian v. Poser/srt)

Export nach Venedig

Der Legende nach brachte ein Grieche die Schwammtaucherei Anfang des 18. Jahrhunderts auf die Insel. Genauer gesagt war das 1704. Er zeigte den Bewohnern nicht nur, wie sie die Schwämme ganz einfach mit dem Dreizack vom Boot aus einsammelten, sondern auch deren Bearbeitung. Tausende Kilo Schwämme exportierten die Bewohner fortan jedes Jahr nach Venedig. Heute müssen die hochwertigen Schwämme der Gattung "Dalmata fina" in viel größeren Tiefen geerntet werden und nur noch wenige Familien suchen danach, doch Krapanj gehört immer noch zu den besten Schwammplätzen der Erde.

Kaum einer kennt die Arbeit eines Schwammtauchers so gut wie Jaram. Seit 15 Jahren taucht er nach Schwämmen. "Die beste Zeit, um sie zu ernten ist von Mai bis Oktober", sagt der 40-Jährige. "Denn Schwämme mögen es, wenn das Wasser warm ist." Die besten Schwämme wachsen an Riffen, an denen die Strömung stark ist, weiß der Taucher. Weil dort viel Plankton vorbeitreibt. Die optimale Tiefe sei zehn bis 20 Meter. Doch der kurze Tauchgang im Hafenbecken von Krapanj war nichts als Show. "Denn die besten Plätze würde ich Euch nie zeigen. Sie sind streng geheim."

Schwammtaucher - eine aussterbende Art

Jaram ist einer der letzten, der noch nach Schwämmen taucht. Er ist quasi von einer aussterbenden Art, denn Schwammtaucher gibt es auf Krapanj nur noch wenige. In den 1960er-Jahren lebten noch etwa 1200 Menschen auf der Insel. Damals verdienten 70 Prozent der Bevölkerung ihr Einkommen mit Schwämmen. Heute zählt die Insel gerade mal 190 Einwohner, und nur einer Handvoll Familien dient die Schwammtaucherei noch als Lebensunterhalt. Zwar hat der Schwamm aus Krapanj wegen seiner hervorragenden Qualität den Angriff der Kunstschwämme überlebt. Aber die Arbeit ist hart und die Verdienstmöglichkeiten sind gering. Auf der Insel geht zudem der Nachwuchs aus. "Kein Geld, keine Autos, kein Nightlife", sagt Jaram. "Die meisten jungen Menschen haben die Insel in Richtung Festland verlassen."

Wie schwer es ist, sich heute noch von der Schwammtauchen zu ernähren, weiß auch Željika Božovic. Nur einen Steinwurf vom Hafenbecken entfernt treffen wir die Mittfünfzigerin in ihrem Haus. Sie sitzt in einem Zimmer, das hüfthoch mit Schwämmen gefüllt ist. "150 Kilogramm oder mehr", sagt sie mit strahlendem Lächeln. Sie ist die Frau von Dragan Božovic, dem mit 62 Jahren ältesten Schwammtaucher der Insel. Während er unterwegs ist, kümmert sie sich um den Verkauf der Schwämme. 500 bis 600 Kilogramm sammeln und verkaufen beide im Jahr. Für ein Kilogramm getrocknete Schwämme erlösen sie etwa 70 Euro. "Damit kommen wir gerade so über die Runden", sagt Božovic. Doch auch sie moniert: "Die Arbeit ist hart". Fünf bis sechs Monate im Jahr sei ihr Mann auf See. Dann sehen sich die beiden kaum.

Die Schwämme leiden

Zwar werden für Besucher von Krapanj keine offiziellen Touren mit den Tauchern angeboten. Mittags trifft man sie jedoch meist in der Konoba Dalmata von Wirt Davor Mrvic. Dort kommt man schnell ins Gespräch und erfährt von Leuten wie Kristian Jaram auch, dass es um die Schwämme nicht zum Besten steht. Schwämme sind Tiere ohne Herz und Lunge. Sie ernähren sich vor allem von Plankton und haben kaum natürliche Feinde. Doch die zunehmende Verschmutzung des Mittelmeers und der Klimawandel machen ihnen zu schaffen, denn auch das Wasser der Adria wird immer wärmer. Zwar wachsen Schwämme schneller, wenn das Wasser warm ist, doch zu warm darf es nicht sein. "Die optimale Temperatur für Reproduktion liegt bei 18 bis 24 Grad", sagt Jaram. Im heißen Sommer vor drei Jahren fanden er und seine Kollegen nahezu keine Schwämme, erinnert sich der Taucher. "Weil das Wasser zu warm war."

Seit Jahren versuchen die Bewohner von Krapanj Profit aus ihrem einzigartigen Kapital zu schlagen. Doch mit mäßigem Erfolg. Ein Geschäftsmann hatte 2005 die Idee, auf der Insel ein "Schwammhotel" zu errichten. Das "Hotel Spongiola" war früher eine staatliche Schwammfabrik mit 150 Angestellten. Heute ist es die einzige Unterkunft der Insel. Wir treffen Besitzer Nikica Juric im Keller seines Hotels. Hier hat er einige alte Taucherausrüstungen, Amphoren und Fotos ausgestellt. "Wir wollten aus der Geschichte der Insel etwas machen", sagt Juric. Doch viel Geld wirft das Hotel nicht ab. Zwar eignet sich das Meer rund um Krapanj sehr gut zum Tauchen. Doch das Haus ist nur von April bis Mitte Oktober geöffnet. Und selbst in dieser Zeit stehen die Zimmer oft leer. "Man könnte Touren mit den Schwammtauchern anbieten. Aber viele Leute auf der Insel sind zu alt. Und die meisten Jungen, die so etwas anpacken könnten, ziehen weg", sagt auch Juric, und guckt bedrückt.

Bald wird es keine Schwämme mehr geben

Bevor wir das Boot zurück aufs Festland nehmen, treffen wir Kristian Jaram wieder. Er sitzt jetzt an Deck seines Bootes und sortiert Schwämme. Am Nachmittag will Jaram noch einmal aufs Meer fahren, um zu ernten, denn die Saison hat gerade angefangen. Aber um überhaupt noch fündig zu werden, muss der Taucher immer weiter hinaus fahren. Wie lange rund um das winzige Eiland in der Adria überhaupt noch Schwämme geerntet werden, steht in den Sternen. Jaram hat eine dreijährige Tochter. "Doch dass die eines Tages Schwämme suchen wird, ist unwahrscheinlich", sagt er. Der jüngste Taucher Krapanjs könnte dann zugleich der letzte sein, denn das mehr als drei Jahrhunderte blühende Geschäft wird es wohl schon bald nicht mehr geben.

Weitere Informationen:

  • Anreise: Tuifly (www.tuifly.com) fliegt ab verschiedenen deutschen Flughäfen ab wenigen Euro nach Zadar, Ryanair (www.ryanair.com) von Karlsruhe-Baden, Frankfurt-Hahn und Düsseldorf-Weeze.
  • Schwamm-Galerie: In der Schwamm-Galerie von Krapanj stehen Schwämme aller Formen und Größen zum Verkauf: Žitak Galerija od Spužava, Trg. I br. 6, 22231 Krapanj, Tel. 00385/22/350950, www.zitak.hr.
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